Nerven prüfen. Symptome erklären. Alltag erleichtern.
1. Typische Symptome: Die Beschwerden beginnen meist an den Füßen und steigen im Verlauf „strumpf- oder handschuhförmig“ auf. Häufig klagen Betroffene über Kribbeln, Brennen oder Taubheitsgefühle – vor allem nachts. Auch Missempfindungen, wie ein Gefühl „wie Watte unter den Füßen“, sind typisch. Später kann es zu Gangunsicherheit, Muskelzucken, Schwäche oder sogar Fußheberschwäche kommen. Vegetative Symptome wie Schwitzen, Herzrhythmusstörungen oder Verdauungsprobleme sind bei bestimmten Formen möglich. 2. Polyneuropathie im Alltag: Viele Betroffene empfinden die Symptome als äußerst belastend: Das Gehen auf unebenem Boden fällt schwer, Treppen werden zur Stolperfalle, feine Tätigkeiten wie das Zuknöpfen der Kleidung gelingen nicht mehr gut. Schmerzen und Schlafstörungen beeinträchtigen die Lebensqualität. Besonders problematisch wird es, wenn Gleichgewicht, Kraft und Temperaturwahrnehmung gleichzeitig eingeschränkt sind. 3. Mögliche Ursachen: Am häufigsten tritt die Polyneuropathie im Rahmen eines Diabetes mellitus auf. Weitere häufige Auslöser sind Alkoholmissbrauch, Vitamin-B12-Mangel, Niereninsuffizienz, Schilddrüsenunterfunktion, Infektionen (z. B. Borreliose, Hepatitis C, HIV), Medikamente (z. B. Chemotherapie) sowie Autoimmunerkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom oder Vaskulitiden. In bis zu 30 % der Fälle bleibt die Ursache trotz umfangreicher Diagnostik unklar („idiopathische Polyneuropathie“). | 4. Unsere Herangehensweise: Wir bieten eine strukturierte Abklärung mit ausführlicher Anamnese, neurologischer Untersuchung, Nervenleitgeschwindigkeit (NLG), Elektromyografie (EMG), spezifischer Labordiagnostik und – bei Bedarf – Liquordiagnostik oder Bildgebung. Ziel ist es, die Ursache zu erkennen und ein individuelles Behandlungskonzept zu entwickeln. Bei entzündlichen oder autoimmunen Formen kann eine immunmodulierende Therapie sinnvoll sein, bei metabolischen Ursachen stehen ursachengerichtete Maßnahmen im Vordergrund (z. B. Diabeteseinstellung, Vitamintherapie). Zusätzlich beraten wir zur Schmerztherapie, Fußpflege, Hilfsmitteln und physikalischer Therapie. 5. Wann sollte man zum Neurologen gehen: Wenn Taubheitsgefühle, Kribbeln, Brennschmerzen oder Gangunsicherheit auftreten – besonders wenn sich die Beschwerden langsam ausbreiten oder neue Ausfälle dazukommen – sollte eine neurologische Abklärung erfolgen. Früh erkannt, lassen sich viele Ursachen gezielt behandeln oder zumindest stabilisieren. 6. RED FLAGS: Auch wenn sich viele Polyneuropathien langsam und schleichend entwickeln, gibt es Situationen, die eine sofortige neurologische Abklärung erfordern. Warnzeichen – sogenannte „Red Flags“ – sind zum Beispiel plötzlich auftretende Lähmungen, insbesondere wenn sie rasch fortschreiten oder die Atem- oder Gesichtsmuskulatur betreffen. Auch aufsteigende Schwächen in Beinen und Armen, Störungen der Blasen- oder Darmfunktion, plötzliche Gangunfähigkeit oder hochgradige Gleichgewichtsstörungen sind ernstzunehmende Hinweise auf eine entzündliche oder akut verlaufende Polyneuropathie, wie etwa das Guillain-Barré-Syndrom. Treten zusätzlich Herzrhythmusstörungen, Blutdruckschwankungen, Schweißausfälle oder Magen-Darm-Beschwerden auf, kann das auf eine autonome Beteiligung hinweisen, die intensivmedizinisch abgeklärt werden sollte. In solchen Fällen gilt: Warten Sie nicht ab – suchen Sie umgehend neurologische Hilfe oder wählen Sie den Notruf 112. |