NEUROLOGIE MIT HERZ
PERSÖNLICH. KOMPETENT. EINFÜHLSAM.

Tramadol wird in unserer neurologischen Praxis eingesetzt, wenn Schmerzen nach einer überstandenen Gürtelrose trotz anderer Medikamente bestehen bleiben. Diese sogenannten postherpetischen Neuralgien können sich als brennende, stechende oder bohrende Schmerzen äußern und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Üblicherweise beginnen wir die Behandlung solcher Nervenschmerzen mit Medikamenten wie Pregabalin, Gabapentin oder bestimmten Antidepressiva. Wenn diese Präparate nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden, kann Tramadol eine sinnvolle ergänzende Option darstellen. Es wird vor allem dann eingesetzt, wenn die Schmerzen trotz bisheriger Therapie stark bleiben oder sich nur unvollständig bessern.

Wie wirkt Tramadol?
Tramadol wirkt auf zwei verschiedene Arten im Nervensystem. Einerseits bindet es an spezielle Schmerzsensorschalter, sogenannte Opioidrezeptoren, und unterbricht so die Weiterleitung der Schmerzsignale an das Gehirn. Andererseits verstärkt es die körpereigene Schmerzhemmung, indem es die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin beeinflusst. Diese beiden Wirkmechanismen zusammen führen dazu, dass die Schmerzempfindung gedämpft und die Schmerzwahrnehmung im Gehirn verändert wird. Anders als klassische starke Opioide wirkt Tramadol sanfter, führt seltener zu Atemdämpfung und hat meist ein günstigeres Nebenwirkungsprofil. Besonders bei Nervenschmerzen, bei denen die Schmerzverarbeitung überempfindlich geworden ist, kann dieser kombinierte Wirkansatz hilfreich sein.

Wie wird Tramadol eingenommen?

Die Einnahme von Tramadol erfolgt in Tabletten- oder Tropfenform, meist in einer Dosierung, die anfangs niedrig gewählt und anschließend langsam gesteigert wird. Diese schrittweise Aufdosierung hilft, Nebenwirkungen wie Schwindel oder Übelkeit zu vermeiden. Die Dosis richtet sich nach der Schmerzstärke und dem individuellen Ansprechen, liegt in der Regel aber zwischen 200 und 400 Milligramm pro Tag. Retardtabletten setzen den Wirkstoff gleichmäßig über den Tag frei und werden meist morgens und abends eingenommen. Tramadol kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Wichtig ist, dass Retardtabletten unzerkaut geschluckt werden, da sie sonst zu schnell wirken und Nebenwirkungen verstärkt auftreten können. Wenn Sie einmal eine Einnahme vergessen, sollten Sie die nächste Dosis wie gewohnt fortsetzen und keine doppelte Menge einnehmen.

Was sollte ich während der Behandlung beachten?
Tramadol sollte immer nur nach ärztlicher Anweisung und für einen begrenzten Zeitraum eingenommen werden. Die Wirkung und Verträglichkeit werden regelmäßig in unserer Praxis überprüft, und die Dosierung wird an Ihre individuelle Schmerzlage angepasst. Da Tramadol das zentrale Nervensystem beeinflusst, sollten Sie in der Anfangszeit vorsichtig sein, wenn Sie am Straßenverkehr teilnehmen oder Maschinen bedienen. Alkohol und andere beruhigende Medikamente wie Schlafmittel oder Beruhigungstabletten sollten während der Behandlung vermieden werden, da sie die Wirkung von Tramadol verstärken und zu starker Müdigkeit oder flacher Atmung führen können. Wenn Sie zusätzlich Antidepressiva oder Migränemittel einnehmen, teilen Sie uns dies bitte unbedingt mit, da es in seltenen Fällen zu Wechselwirkungen kommen kann.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Wie jedes wirksame Schmerzmittel kann auch Tramadol Nebenwirkungen haben. Häufig berichten Patientinnen und Patienten zu Beginn über leichte Übelkeit, Schwindel, Benommenheit oder Verstopfung. Diese Beschwerden bessern sich meist, wenn der Körper sich an das Medikament gewöhnt hat. Manchmal kommt es zu Kopfschmerzen, vermehrtem Schwitzen oder Herzklopfen. Selten können Krampfanfälle auftreten, insbesondere bei hoher Dosierung oder wenn gleichzeitig andere Medikamente eingenommen werden, die die Krampfschwelle senken. Sehr selten führt Tramadol zu Verwirrtheit, Unruhe oder einer sogenannten Serotonin-Überaktivität, die sich durch Zittern, Muskelzuckungen, Fieber oder starke Erregung äußern kann. In diesem Fall sollte das Medikament sofort abgesetzt und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Kann Tramadol abhängig machen?
Tramadol ist ein sogenanntes schwaches Opioid und kann bei längerer Einnahme abhängig machen. Deshalb wird es in unserer Praxis stets nur für einen begrenzten Zeitraum und in möglichst niedriger Dosierung verordnet. Eine Abhängigkeit entwickelt sich in der Regel nur bei längerer unkontrollierter Anwendung oder zu hohen Dosen. Wenn das Medikament nicht mehr benötigt wird, wird es schrittweise reduziert, um Entzugserscheinungen wie Unruhe oder Schlafstörungen zu vermeiden. Wichtig ist, dass Tramadol niemals plötzlich abgesetzt wird, sondern immer unter ärztlicher Begleitung.

Wie sicher ist die Behandlung mit Tramadol?
Bei sachgerechter Anwendung und unter ärztlicher Kontrolle ist Tramadol ein sicheres Medikament. Es wird über Leber und Niere abgebaut, weshalb bei älteren Patienten oder bestehenden Organerkrankungen eine regelmäßige Kontrolle dieser Werte sinnvoll ist. Wir achten in unserer Praxis besonders auf mögliche Anzeichen von Überdosierung, Abhängigkeit oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. In den meisten Fällen ist Tramadol gut verträglich, und ernsthafte Komplikationen sind bei angepasster Dosierung sehr selten.

Wann sollte ich sofort ärztliche Hilfe suchen?
Sollten Sie während der Einnahme ungewöhnliche Symptome wie starke Müdigkeit, flache Atmung, Herzrasen, Zittern, Muskelzuckungen, Fieber oder Verwirrtheit bemerken, wenden Sie sich bitte umgehend an uns oder an den ärztlichen Notdienst. Diese Beschwerden können auf eine Überdosierung oder auf eine seltene Unverträglichkeitsreaktion hinweisen. Bei neuen oder sich verschlimmernden neurologischen Symptomen, insbesondere bei Krampfanfällen, ist ebenfalls sofortige ärztliche Abklärung erforderlich.

Wie überwachen wir Ihre Behandlung?
Während der Therapie mit Tramadol führen wir regelmäßige Verlaufskontrollen durch. Dabei bewerten wir, ob die Schmerzen ausreichend gelindert sind und ob Nebenwirkungen auftreten. Bei längerer Einnahme überprüfen wir Nieren- und Leberfunktion und achten auf mögliche Anzeichen einer Abhängigkeit. Wenn sich die Schmerzen bessern, wird die Dosis schrittweise reduziert, bis Tramadol ganz abgesetzt werden kann. Ziel ist immer, die niedrigste wirksame Dosis für die kürzest mögliche Zeit zu finden.

Welche Alternativen gibt es zu Tramadol?
Bei Nervenschmerzen nach Gürtelrose stehen verschiedene andere Medikamente zur Verfügung, die in der Regel zuerst eingesetzt werden. Dazu gehören Pregabalin, Gabapentin, Amitriptylin oder Duloxetin sowie Lidocain- oder Capsaicin-Pflaster für lokal begrenzte Schmerzen. Diese Medikamente wirken gezielter auf die Schmerzverarbeitung in den Nervenbahnen und haben kein Abhängigkeitspotenzial. Tramadol bleibt eine Ergänzung, wenn diese Therapien nicht ausreichen oder nicht vertragen werden.


Die Inhalte (Stand 10/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an unsere Praxis oder den ärztlichen Notdienst.