NEUROLOGIE MIT HERZ
PERSÖNLICH. KOMPETENT. EINFÜHLSAM.

Capsaicin ist der scharfe Wirkstoff aus Chilischoten – in medizinisch aufbereiteter Form wird er als Pflaster zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen eingesetzt, insbesondere bei der postherpetischen Neuralgie (PHN). Diese Schmerzen können nach einer Gürtelrose (Herpes zoster) bestehen bleiben, auch wenn der Hautausschlag längst abgeheilt ist. Typischerweise beschreiben Betroffene brennende, stechende oder ziehende Schmerzen in dem betroffenen Hautgebiet, oft mit einer berührungsempfindlichen Haut. Wenn Tabletten wie Pregabalin, Gabapentin oder Antidepressiva nicht ausreichend helfen oder zu starke Nebenwirkungen verursachen, kann Capsaicin eine effektive, lokale Alternative sein – ganz ohne systemische Belastung des Körpers.

Wie wirkt Capsaicin?

Capsaicin wirkt direkt in der Haut, wo die schmerzleitenden Nervenenden sitzen. Es bindet an bestimmte Schmerzrezeptoren (TRPV1-Kanäle) und führt zunächst zu einem kurzzeitigen Wärme- oder Brenngefühl. Danach werden die überaktiven Nervenendigungen vorübergehend desensibilisiert – sie reagieren also weniger stark auf Schmerzreize.
Diese Wirkung hält meist mehrere Wochen bis Monate an. Der Schmerz wird spürbar gelindert, ohne dass die Nerven geschädigt werden. Das Wirkprinzip ist also eine „Beruhigung“ der überempfindlichen Schmerzfasern.

Wie läuft die Behandlung in unserer Praxis ab?

Die Behandlung mit dem Qutenza®-Pflaster (8 % Capsaicin) erfolgt in unserer Praxis unter ärztlicher Aufsicht. Der Ablauf ist standardisiert und dauert in der Regel etwa 1–1,5 Stunden.
1. Vorbereitung:
Zunächst wird das betroffene Hautareal genau eingegrenzt, gereinigt und getrocknet. Um das anfängliche Brennen zu mildern, tragen wir meist eine lokale Betäubungscreme (z. B. mit Lidocain) auf, die etwa 30–60 Minuten einwirkt.
2. Anbringen des Pflasters: Anschließend bringen wir das Qutenza®-Pflaster direkt auf die schmerzende Stelle auf. Das Pflaster verbleibt maximal 60 Minuten auf der Haut. Während dieser Zeit können Sie ein Wärme- oder Brenngefühl spüren, das meist gut auszuhalten ist. Wir überwachen Sie dabei und können bei Bedarf kühlende Maßnahmen oder Schmerzmittel anbieten.
3. Nach der Behandlung: Das Pflaster wird vorsichtig entfernt, und die Haut wird gereinigt. Ein leichtes Brennen oder eine Rötung der Haut kann noch einige Stunden anhalten. Sie dürfen die behandelte Stelle nach der Anwendung nicht sofort mit heißem Wasser in Kontakt bringen oder stark reiben.
4. Nachsorge:
Die Schmerzlinderung setzt oft innerhalb weniger Tage ein und kann mehrere Wochen bis Monate anhalten. Die Behandlung kann bei Bedarf alle 3 Monate wiederholt werden.

Wie fühlt sich die Behandlung an?
Die meisten Patientinnen und Patienten berichten während der Anwendung über ein vorübergehendes Wärme- oder Brenngefühl auf der Haut. Dieses Gefühl kann unangenehm, aber in der Regel gut tolerierbar sein.
Wir begleiten Sie während der gesamten Zeit – falls die Beschwerden zu stark werden, können wir das Pflaster jederzeit entfernen und die Haut kühlen. Nach der Behandlung klingt das Brennen meist innerhalb von ein bis zwei Stunden ab. Danach spüren viele Patientinnen und Patienten eine deutliche Linderung der Schmerzen.

Was muss ich nach der Anwendung beachten?

Nach der Behandlung sollte die Hautstelle nicht mit Hitze (z. B. Wärmflasche, heißes Bad) oder engen Kleidungsstücken belastet werden. Auch Kratzen oder Reiben sollten Sie vermeiden.
Falls die Haut gereizt bleibt, können kühlende Gels oder feuchtigkeitsspendende Cremes helfen.
Waschen Sie sich gründlich die Hände, um zu verhindern, dass Capsaicin in die Augen oder auf empfindliche Hautbereiche gelangt.
Sollten Sie starke Schmerzen, Blasenbildung oder ungewöhnliche Hautveränderungen bemerken, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Diese Reaktionen sind selten, müssen aber ärztlich beurteilt werden.








Wie sicher ist Capsaicin?

Capsaicin wirkt nur lokal in der Haut. Es wird praktisch nicht in den Blutkreislauf aufgenommen und verursacht daher keine Müdigkeit, Schwindel oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

Allergische Reaktionen sind sehr selten. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Rötung, Brennen oder Juckreiz an der behandelten Stelle, die nach kurzer Zeit wieder abklingen. Die Behandlung ist somit auch für ältere Patientinnen und Patienten oder multimorbide Personen geeignet, die systemische Medikamente oft schlechter vertragen.


Wann sollte Capsaicin nicht angewendet werden?

Die Behandlung darf nicht auf verletzter, entzündeter oder infizierter Haut erfolgen. Auch bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Capsaicin oder Chiliextrakten ist eine Anwendung ausgeschlossen. Bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder in der Schwangerschaft prüfen wir individuell, ob die Behandlung geeignet ist.


Wie oft kann die Behandlung wiederholt werden?

In der Regel reicht eine Anwendung, um eine deutliche Schmerzlinderung über mehrere Wochen oder Monate zu erzielen. Wenn die Schmerzen zurückkehren, kann die Behandlung nach frühestens 3 Monaten wiederholt werden. Viele Patientinnen und Patienten profitieren bereits nach ein bis zwei Anwendungen langfristig.

Welche Alternativen gibt es?

Neben dem Capsaicin-Pflaster stehen weitere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, z. B. Lidocain-Pflaster, Pregabalin, Gabapentin, Amitriptylin oder Duloxetin. Welche Therapie am besten geeignet ist, hängt von der Art, Stärke und Lokalisation der Schmerzen sowie von Begleiterkrankungen ab. Wir besprechen mit Ihnen individuell, welche Kombination oder Reihenfolge der Behandlungen für Sie am sinnvollsten ist.


Wie sind die Erfolgsaussichten?

Viele unserer Patientinnen und Patienten berichten nach der Behandlung über eine deutliche und anhaltende Schmerzreduktion, teilweise über mehrere Monate. Der Effekt kann individuell unterschiedlich stark ausfallen – wichtig ist eine realistische Erwartung: Capsaicin lindert die Schmerzen oft spürbar, heilt sie aber nicht vollständig. Als Teil eines multimodalen Therapiekonzepts (mit Physiotherapie, Entspannungsverfahren und ggf. Medikamenten) kann Capsaicin die Lebensqualität deutlich verbessern.




Die Inhalte (Stand 10/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an unsere Praxis oder den ärztlichen Notdienst.