Brivudin wird zur Behandlung der Gürtelrose (Herpes zoster) eingesetzt, einer Virusinfektion, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird – dasselbe Virus, das im Kindesalter die Windpocken auslöst. Nach überstandener Windpockenerkrankung verbleibt das Virus inaktiv in den Nervenzellen und kann Jahre oder Jahrzehnte später erneut aktiv werden, meist bei geschwächtem Immunsystem oder im höheren Lebensalter. Die Reaktivierung äußert sich als schmerzhafter Hautausschlag entlang eines bestimmten Hautnerven (Dermatom). In unserer neurologischen Facharztpraxis verwenden wir Brivudin, um die Virusvermehrung frühzeitig zu stoppen, den Krankheitsverlauf abzumildern und das Risiko einer postzosterischen Neuralgie – also anhaltender Nervenschmerzen nach Abheilung des Ausschlags – zu verringern. Das Medikament ist ausschließlich für immunkompetente Erwachsene geeignet.
Wie wirkt das Medikament?
Brivudin wirkt ausschließlich gegen das Zoster-Virus und ist daher nicht wirksam bei Lippenherpes oder Genitalherpes (HSV-Infektionen). Das Medikament greift gezielt die Virusvermehrung an, ohne gesunde Körperzellen wesentlich zu beeinträchtigen.
Was muss ich beachten?
Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Brivudin wird von den meisten Patientinnen und Patienten gut vertragen. Häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Übelkeit oder leichte Bauchschmerzen. Gelegentlich treten Hautausschlag oder Müdigkeit auf.
Selten kann Brivudin Leberfunktionsstörungen verursachen, die sich durch Gelbfärbung der Haut oder Augen, dunklen Urin oder anhaltende Übelkeit äußern.
Eine versehentliche Kombination mit 5-Fluorouracil, Capecitabin oder ähnlichen Medikamenten kann jedoch schwerwiegende Folgen haben: starke Durchfälle, Schleimhautentzündungen, Fieber, Blutbildveränderungen und schwere Erschöpfung. Diese Reaktion ist medizinisch ein Notfall und muss sofort behandelt werden
Wann sollte ich sofort Kontakt zu meiner Ärztin oder meinem Arzt aufnehmen?
Nehmen Sie bitte sofort Kontakt zu unserer Praxis oder dem ärztlichen Notdienst auf, wenn Sie starke oder blutige Durchfälle, ausgeprägte Schleimhautentzündungen im Mund, Fieber oder Schwächegefühl, Gelbfärbung der Haut oder Augen, dunkler Urin oder Schmerzen im rechten Oberbauch, allergische Reaktionen wie Atemnot, Schwellungen im Gesicht oder starker Hautausschlag bemerken. Auch bei einer versehentlich gleichzeitigen Einnahme von Fluoropyrimidinen (z. B. Capecitabin oder 5-FU-haltige Cremes) erfordert rasches ärztliches Eingreifen.
Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten?
Ja, die wichtigste Wechselwirkung besteht mit Fluoropyrimidinen – darunter fallen 5-Fluorouracil (5-FU), Capecitabin, Tegafur und Flucytosin. Diese Medikamente dürfen nicht gleichzeitig oder innerhalb von vier Wochen vor oder nach Brivudin angewendet werden. Auch die gleichzeitige Anwendung von Methotrexat sollte vorsichtig geprüft werden, da Brivudin dessen Abbau verlangsamen kann.
Bitte teilen Sie uns bei jedem Termin mit, welche Medikamente Sie derzeit einnehmen oder planen einzunehmen, damit wir mögliche Risiken ausschließen können.
Wie begleiten wir Ihre Behandlung in unserer Praxis?
In unserer neurologischen Facharztpraxis legen wir besonderen Wert auf den frühen Therapiebeginn, da dieser den Verlauf und die Schmerzprognose der Gürtelrose entscheidend beeinflusst. Vor der Verordnung prüfen wir gründlich, ob eine Krebsbehandlung oder die Anwendung fluoropyrimidinhaltiger Präparate stattgefunden hat oder geplant ist. Im Verlauf der Behandlung kontrollieren wir – insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit Lebererkrankungen – die Leberwerte und beobachten den Heilungsprozess. Wir unterstützen Sie mit einer individuell angepassten Schmerztherapie und beraten zur Pflege der betroffenen Hautstellen.
Bei Beteiligung des Gesichts, insbesondere der Augen oder Ohren, koordinieren wir die Mitbehandlung durch spezialisierte Kolleginnen und Kollegen (Augenheilkunde, HNO). Nach Abheilung des Ausschlags besprechen wir mögliche Maßnahmen zur Vorbeugung von Nervenschmerzen und prüfen, ob eine Impfung gegen Gürtelrose (Zoster-Impfung) sinnvoll ist.
Die Inhalte (Stand 10/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an unsere Praxis oder den ärztlichen Notdienst.