NEUROLOGIE MIT HERZ
PERSÖNLICH. KOMPETENT. EINFÜHLSAM.

Aciclovir wird zur Behandlung von Infektionen mit Herpesviren eingesetzt. Dazu gehören Lippenherpes, Genitalherpes und Gürtelrose (Herpes zoster). In unserer neurologischen Praxis behandeln wir häufig Patientinnen und Patienten mit Zoster-bedingten Nervenschmerzen, Gesichts- oder Hirnnervenbeteiligung (z. B. Zoster ophthalmicus oder Zoster oticus). Aciclovir hemmt die Virusvermehrung und hilft, den Verlauf der Erkrankung zu verkürzen und Komplikationen zu vermeiden.


Wie wirkt das Medikament?

Aciclovir greift gezielt in die Vermehrung der Herpesviren ein. Das Virus benötigt ein bestimmtes Enzym, um sein Erbgut zu vervielfältigen. Aciclovir wird in infizierten Zellen in eine aktive Form umgewandelt, die dieses Enzym blockiert. Dadurch kann das Virus keine neuen Virusbausteine mehr herstellen und die Infektion klingt ab. Weil das Medikament nur in infizierten Zellen aktiv wird, werden gesunde Körperzellen geschont – das erklärt die gute Verträglichkeit.

Wie nehme ich es richtig ein?

Bei leichteren Infektionen, etwa einem Lippenherpes oder einer Gürtelrose, wird Aciclovir meist als Tablette eingenommen. Die Dosis liegt in der Regel bei 800 mg fünfmal täglich über etwa eine Woche. Der Erfolg hängt stark davon ab, dass Sie das Medikament regelmäßig und über den gesamten verordneten Zeitraum einnehmen. Ein möglichst früher Behandlungsbeginn – innerhalb der ersten zwei bis drei Tage nach Symptombeginn – verbessert die Wirkung erheblich.


Während der Einnahme sollten Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen (etwa zwei Liter pro Tag, sofern keine andere medizinische Einschränkung besteht), damit die Nieren den Wirkstoff gut ausscheiden können. Wenn Sie eine Dosis vergessen, nehmen Sie diese nicht doppelt, sondern setzen Sie die Behandlung normal fort.
Für lokale Formen wie Lippenherpes steht auch eine Creme zur Verfügung. Diese wird mehrmals täglich dünn auf die betroffene Stelle aufgetragen – am besten mit einem Wattestäbchen, um eine Weiterverbreitung des Virus zu vermeiden.

Was muss ich beachten?

Teilen Sie uns mit, wenn Sie an einer Nierenfunktionsstörung leiden oder regelmäßig Medikamente einnehmen, die die Nieren belasten können (zum Beispiel Ciclosporin, Tacrolimus oder bestimmte Schmerzmittel). In diesem Fall passen wir die Dosierung an und kontrollieren regelmäßig Ihre Nierenwerte.


Bei Gürtelrose ist es wichtig, die betroffenen Hautstellen trocken und sauber zu halten und engen Hautkontakt zu anderen Menschen, insbesondere zu Schwangeren oder immungeschwächten Personen, zu vermeiden, bis die Bläschen vollständig abgeheilt sind. 
Wenn Sie zu wiederkehrenden Herpesausbrüchen neigen, etwa bei Lippenherpes, kann nach individueller Abwägung eine prophylaktische Einnahme in niedriger Dosierung sinnvoll sein. Darüber beraten wir Sie in der Praxis individuell.



Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Aciclovir wird in der Regel sehr gut vertragen. Gelegentlich können leichte Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Hautreaktionen auftreten. Diese Nebenwirkungen sind meist harmlos und vorübergehend. Bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr kann es zu einer Belastung der Nieren kommen – daher ist ausreichendes Trinken besonders wichtig.


Sehr selten können neurologische Symptome wie Verwirrtheit oder Krampfanfälle auftreten, insbesondere bei stark eingeschränkter Nierenfunktion oder sehr hohen Dosen. In der ambulanten Behandlung sind solche Komplikationen extrem selten, weil wir die Dosierung individuell überwachen.

Wann sollte ich sofort Kontakt zu meiner Ärztin oder meinem Arzt aufnehmen?

Bitte melden Sie sich umgehend, wenn Sie während der Behandlung ungewöhnliche Symptome bemerken, etwa eine stark verminderte Urinausscheidung, plötzlich auftretende Verwirrtheit, Krampfanfälle, Hautausschlag mit Juckreiz oder Atemnot. Auch bei anhaltenden, sehr starken Schmerzen im Bereich einer Gürtelrose sollten Sie sich zeitnah bei uns melden – hier kann eine zusätzliche Schmerztherapie oder eine Behandlung gegen Nervenschmerzen (z. B. mit Gabapentin oder Pregabalin) erforderlich sein.

Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten?

Einige Medikamente können die Wirkung oder Verträglichkeit von Aciclovir beeinflussen. Dazu gehören Probenecid und Mycophenolatmofetil, die den Wirkstoffspiegel im Blut erhöhen können, sowie Medikamente, die die Nieren belasten. Teilen Sie uns bitte alle Arzneimittel mit, die Sie aktuell einnehmen – auch pflanzliche oder frei verkäufliche Präparate. Wir prüfen dann, ob Anpassungen nötig sind oder zusätzliche Kontrollen empfohlen werden.



Wie begleiten wir Ihre Behandlung in unserer Praxis?

Als neurologische Fachpraxis betreuen wir die ambulante Therapie engmaschig. Wir beraten Sie zum optimalen Therapiebeginn, passen die Dosierung bei Bedarf an und kontrollieren regelmäßig Ihre Nierenwerte. Bei Zoster-bedingten Nervenschmerzen (postherpetische Neuralgie) können wir ergänzende Behandlungsstrategien einsetzen, zum Beispiel lokale Schmerztherapien, Neuromodulation, medikamentöse Schmerzsteuerung oder physikalische Verfahren.


Auch bei wiederkehrenden Herpesinfektionen besprechen wir mit Ihnen mögliche Auslöser, vorbeugende Maßnahmen und – falls sinnvoll – eine Langzeitprophylaxe. Ziel ist es, die Virusaktivität langfristig zu reduzieren, Rückfälle zu vermeiden und Ihre Lebensqualität zu erhalten. Wenn eine stationäre Therapie erforderlich war, übernehmen wir die ambulante Weiterbetreuung, inklusive Verlaufskontrolle, Aufklärung und Therapieanpassung.



Die Inhalte (Stand 10/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an unsere Praxis oder den ärztlichen Notdienst.