NEUROLOGIE MIT HERZ
PERSÖNLICH. KOMPETENT. EINFÜHLSAM.

Wofür wird Venlafaxin bei Trigeminusneuralgie eingesetzt? Venlafaxin ist ein Antidepressivum, das in der Schmerzmedizin auch zur Linderung von Nervenschmerzen genutzt wird. In unserer neurologischen Praxis setzen wir es in ausgewählten Fällen bei Trigeminusneuralgie ein, insbesondere wenn klassische Mittel wie Carbamazepin oder Oxcarbazepin nicht ausreichend helfen oder schlecht vertragen werden und wenn gleichzeitig depressive Verstimmung oder innere Unruhe eine Rolle spielen.

Wie wirkt Venlafaxin gegen die Schmerzen?
Venlafaxin stärkt die körpereigene Schmerzkontrolle im Gehirn und Rückenmark. Dadurch werden überaktive Schmerzsignale aus dem Gesicht gedämpft, und die Attacken werden seltener und weniger heftig. Die Wirkung auf den Schmerz ist unabhängig von der stimmungsaufhellenden Wirkung. Erste Verbesserungen spüren viele Betroffene nach ein bis zwei Wochen, der volle Effekt zeigt sich häufig nach drei bis vier Wochen.

Wie wird das Medikament eingenommen?
Zu Beginn starten wir meist mit einer niedrigen Dosis, zum Beispiel mit einer Retardkapsel zu 37,5 Milligramm täglich. Nach etwa einer Woche erhöhen wir, wenn Sie das Medikament gut vertragen, auf 75 Milligramm pro Tag. Bei Bedarf kann später weiter gesteigert werden. Die Kapseln werden am besten zu einer Mahlzeit unzerkaut geschluckt und jeden Tag zur gleichen Zeit eingenommen. Ein plötzliches Absetzen sollte vermieden werden; das Ausschleichen planen wir gemeinsam.

Welche Nebenwirkungen können auftreten und worauf sollte ich achten?
Gerade in den ersten Tagen sind Übelkeit, Mundtrockenheit, Schwindel oder Schlafstörungen möglich, diese Beschwerden lassen meist nach kurzer Zeit nach. Manche Patientinnen und Patienten bemerken vermehrtes Schwitzen oder einen leichten Anstieg des Blutdrucks. Sehr selten kann es zu einem sogenannten Serotonin-Syndrom kommen, das sich durch Unruhe, Zittern, Muskelzuckungen, Herzrasen und Fieber äußert. Treten solche Symptome auf, brauchen Sie umgehend ärztliche Hilfe. Bitte melden Sie sich auch sofort, wenn starke Kopfschmerzen mit Blutdruckanstieg, Brustschmerzen, Herzstolpern, Ohnmachtsneigung oder neu auftretende suizidale Gedanken auftreten.


Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Alkohol?
Venlafaxin darf nicht mit bestimmten Antidepressiva, den MAO-Hemmern, kombiniert werden. Zusammen mit anderen Arzneien, die auf Serotonin wirken, kann das Risiko für ein Serotonin-Syndrom steigen. Beruhigungsmittel und starke Schmerzmittel können die Müdigkeit verstärken. Alkohol verstärkt Benommenheit und sollte möglichst gemieden werden. Teilen Sie uns alle eingenommenen Medikamente mit, damit wir Wechselwirkungen vermeiden.

Wie wird die Behandlung überwacht?
Zu Beginn und im Verlauf kontrollieren wir regelmäßig den Blutdruck. Bei älteren Patientinnen und Patienten achten wir zusätzlich auf die Blutsalze, insbesondere Natrium. Wir besprechen häufig, wie sich Ihre Schmerzattacken, Ihr Schlaf und Ihr Alltag entwickeln, und passen die Dosis entsprechend an. Wenn Sie Venlafaxin beenden möchten, legen wir einen schrittweisen Reduktionsplan fest.

Was passiert, wenn Venlafaxin nicht ausreichend hilft?
In manchen Fällen kann eine weitere Dosissteigerung sinnvoll sein. Zeigt sich dennoch keine zufriedenstellende Wirkung oder sind Nebenwirkungen störend, wechseln wir auf eine andere Therapie, zum Beispiel auf Duloxetin, Pregabalin, Gabapentin oder Amitriptylin. Manchmal ist auch eine Kombination unterschiedlich wirkender Medikamente hilfreich; dies entscheiden wir individuell.


Die Inhalte (Stand 10/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an unsere Praxis oder den ärztlichen Notdienst.