NEUROLOGIE MIT HERZ
PERSÖNLICH. KOMPETENT. EINFÜHLSAM.

Was ist Oxcarbazepin und wann wird es eingesetzt? Oxcarbazepin ist ein Medikament aus der Gruppe der sogenannten Antikonvulsiva. Ursprünglich wurde es zur Behandlung von Epilepsien entwickelt, hat sich aber auch bei bestimmten Nervenschmerzen bewährt – insbesondere bei der Trigeminusneuralgie, einer Erkrankung, die durch plötzlich einschießende, stechende Gesichtsschmerzen gekennzeichnet ist. Diese Schmerzen können durch alltägliche Reize wie Sprechen, Kauen oder Berühren ausgelöst werden. Oxcarbazepin beruhigt die übererregten Nervenzellen, die für die Schmerzanfälle verantwortlich sind, und kann so die Schmerzattacken deutlich verringern oder vollständig unterdrücken. In der neurologischen Praxis wird es häufig als Alternative zu Carbamazepin eingesetzt, wenn dieses nicht vertragen wird oder zu viele Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zeigt.

Wie wird das Medikament eingenommen?

Die Behandlung wird mit einer niedrigen Dosis begonnen, meist mit 300 Milligramm zweimal täglich, also insgesamt 600 mg pro Tag. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird die Dosis schrittweise erhöhen – in der Regel in Abständen von einigen Tagen – bis die Schmerzen ausreichend kontrolliert sind. Die übliche Erhaltungsdosis liegt zwischen 900 und 1800 mg pro Tag, verteilt auf zwei oder drei Einnahmen. Die Tabletten werden mit etwas Flüssigkeit eingenommen, vorzugsweise mit oder nach einer Mahlzeit, um Magenbeschwerden zu vermeiden.
Wichtig ist, die Einnahme regelmäßig und immer etwa zur gleichen Tageszeit durchzuführen. Falls Sie eine Dosis vergessen haben, nehmen Sie sie baldmöglichst ein – es sei denn, es steht schon die nächste Dosis an. In diesem Fall lassen Sie die vergessene Einnahme einfach aus.

Wann setzt die Wirkung ein?
Bei den meisten Patientinnen und Patienten tritt die schmerzlindernde Wirkung innerhalb weniger Tage ein. In manchen Fällen kann es bis zu einer Woche dauern, bis sich eine stabile Schmerzreduktion zeigt. Da die Wirkung von Oxcarbazepin über eine gleichmäßige Medikamentenspiegel im Blut entsteht, ist eine regelmäßige Einnahme besonders wichtig. Bitte setzen Sie das Medikament nicht eigenständig ab – ein abruptes Absetzen kann die Schmerzen wieder auslösen oder zu Entzugserscheinungen führen.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Oxcarbazepin wird in der Regel gut vertragen. Zu Beginn der Therapie können Schwindel, Müdigkeit oder leichte Übelkeit auftreten, die meist nach einigen Tagen abklingen. Manche Patientinnen und Patienten berichten auch über leichte Sehstörungen oder Kopfschmerzen, die sich meist durch eine langsamere Dosissteigerung vermeiden lassen.
Eine häufige, aber meist harmlose Nebenwirkung ist eine Senkung des Natriumspiegels im Blut (Hyponatriämie). Diese verursacht meist keine Beschwerden, kann aber in seltenen Fällen zu Symptomen wie Müdigkeit, Schwindel, Verwirrtheit oder Krampfanfällen führen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird deshalb den Natriumwert regelmäßig kontrollieren.
Sehr selten treten allergische Hautreaktionen oder Leberfunktionsstörungen auf. Sollten Sie Hautausschlag, Blasenbildung, Fieber, Gelbfärbung der Haut oder Augen bemerken, suchen Sie bitte umgehend ärztliche Hilfe auf.


Welche Kontrollen sind während der Behandlung wichtig?
Zu Beginn der Therapie werden regelmäßige Laborkontrollen durchgeführt. Besonders wichtig sind die Bestimmung des Serum-Natriums, sowie die Leber- und Nierenfunktionswerte. In den ersten Wochen erfolgt die Kontrolle meist alle zwei bis vier Wochen, später in größeren Abständen. Diese Überwachung dient dazu, mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Bei Auftreten ungewöhnlicher Müdigkeit, Krämpfe oder Verwirrtheit sollten Sie die Praxis zeitnah informieren.

Was muss ich bei der Einnahme beachten?
Oxcarbazepin kann mit anderen Medikamenten wechselwirken. Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt daher über alle Arzneimittel, die Sie einnehmen. Besonders wichtig ist dies bei hormonellen Verhütungsmitteln (Pille), deren Wirksamkeit abgeschwächt werden kann – gegebenenfalls ist eine alternative Verhütungsmethode erforderlich.
Auch bestimmte Blutdruck- oder Entwässerungsmedikamente (Diuretika) können den Natriumspiegel zusätzlich senken, weshalb in solchen Fällen besonders sorgfältige Kontrollen notwendig sind. Alkohol sollte vermieden oder nur in sehr kleinen Mengen konsumiert werden, da er die sedierende Wirkung verstärken kann.

Wie lange dauert die Behandlung?
Die Behandlungsdauer ist individuell unterschiedlich. Viele Patientinnen und Patienten benötigen Oxcarbazepin über mehrere Monate oder Jahre. Wenn über längere Zeit Schmerzfreiheit besteht, werden wir versuchen, die Dosis langsam zu reduzieren. Ein plötzliches Absetzen sollte jedoch unbedingt vermieden werden, da dies zu einem Wiederauftreten der Schmerzen führen kann.

Was passiert, wenn Oxcarbazepin nicht wirkt oder nicht vertragen wird?
Falls die Wirkung nicht ausreicht oder Nebenwirkungen auftreten, gibt es verschiedene Alternativen. Carbamazepin bleibt das Standardmedikament, wird aber wegen seines höheren Nebenwirkungsrisikos seltener gewählt. Weitere Optionen sind Lamotrigin, Gabapentin, Pregabalin oder Baclofen. Welche Therapie im Einzelfall am besten geeignet ist, hängt von Ihrer individuellen Verträglichkeit und möglichen Begleiterkrankungen ab.

Wie wird die Behandlung ambulant begleitet?
Neben der medikamentösen Einstellung sind regelmäßige Gespräche über die Schmerzentwicklung, Verträglichkeit und Lebensqualität entscheidend. Auch nicht-medikamentöse Maßnahmen, etwa das Vermeiden bekannter Schmerztrigger (Kälte, bestimmte Essbewegungen oder Berührungen), können hilfreich sein. In manchen Fällen wird ergänzend eine schmerztherapeutische oder psychologische Unterstützung empfohlen, um mit der chronischen Erkrankung besser umzugehen.


Die Inhalte (Stand 10/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an unsere Praxis oder den ärztlichen Notdienst.