Wofür wird Lamotrigin eingesetzt? Lamotrigin ist ursprünglich ein Medikament zur Behandlung von Epilepsie und bipolaren Störungen. In der Neurologie wird es außerdem bei bestimmten Formen von Nervenschmerzen, insbesondere bei der Trigeminusneuralgie, eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der plötzliche, sehr heftige Schmerzattacken im Gesicht auftreten. Diese Anwendung ist nicht offiziell zugelassen, wird aber in Fachkreisen als sogenannte Off-Label-Therapie anerkannt. Sie kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn bewährte Medikamente wie Carbamazepin oder Oxcarbazepin nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden.
Wie wirkt Lamotrigin bei Nervenschmerzen?
Lamotrigin wirkt, indem es die elektrische Aktivität übererregter Nervenzellen dämpft. Es stabilisiert die Nervenmembran und hemmt überaktive Signale, die Schmerzimpulse auslösen. So wird die Weiterleitung der typischen Schmerzattacken, wie sie bei der Trigeminusneuralgie auftreten, abgeschwächt. Gleichzeitig beeinflusst Lamotrigin die Freisetzung von Botenstoffen im Gehirn, was zusätzlich zur Schmerzlinderung beiträgt. Durch diese gezielte Wirkung an den Nerven kann das Medikament Schmerzen lindern, ohne stark müde zu machen oder die geistige Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen.
Wie wird Lamotrigin eingenommen?
Lamotrigin muss langsam eingeschlichen werden, damit sich der Körper an das Medikament gewöhnen kann. Die Behandlung beginnt meist mit einer niedrigen Dosis von 25 Milligramm einmal täglich. Alle ein bis zwei Wochen wird die Dosis schrittweise erhöht, bis die individuell wirksame Dosis erreicht ist. Diese liegt in der Regel zwischen 200 und 400 Milligramm pro Tag, aufgeteilt auf zwei Einnahmen. Die Tabletten können mit oder ohne Nahrung eingenommen werden. Wichtig ist, das Medikament regelmäßig und möglichst immer zur gleichen Tageszeit einzunehmen, um gleichmäßige Wirkspiegel im Blut zu erreichen.
Wann setzt die Wirkung ein?
Da Lamotrigin schrittweise aufdosiert wird, dauert es meist mehrere Wochen, bis eine spürbare Schmerzlinderung eintritt. Viele Patientinnen und Patienten bemerken zunächst eine Abnahme der Schmerzintensität oder der Häufigkeit der Attacken. Eine stabile Wirkung zeigt sich in der Regel nach vier bis acht Wochen kontinuierlicher Behandlung. Es ist daher wichtig, Geduld zu haben und die Behandlung konsequent fortzuführen.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Lamotrigin ist im Allgemeinen gut verträglich. Zu Beginn der Behandlung können Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder leichte Übelkeit auftreten. Diese Beschwerden sind meist vorübergehend und verschwinden im Verlauf der Therapie. In seltenen Fällen kann es zu Hautreaktionen kommen, die sich durch Rötungen oder leichten Ausschlag äußern. Ein harmloser Hautausschlag kann in den ersten Wochen auftreten, sollte aber immer ärztlich kontrolliert werden. Sehr selten treten schwerwiegende Hautreaktionen wie das Stevens-Johnson-Syndrom auf. Deshalb ist die langsame Dosissteigerung so wichtig. Bei starken Hautreaktionen, Blasenbildung, Fieber oder anderen ungewöhnlichen Symptomen muss das Medikament sofort abgesetzt und ärztlich überprüft werden.
Welche Warnzeichen sind wichtig?
Treten Hautausschlag, Fieber, Schleimhautveränderungen, starke Müdigkeit, Gelbfärbung der Haut oder Augen oder unerklärliche Blutergüsse auf, sollten umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und uns – oder den ärztlichen Notdienst - kontaktieren. Diese Symptome sind selten, können aber auf eine schwerwiegende Reaktion hinweisen. Auch plötzlich auftretende Verwirrtheit oder starke Abgeschlagenheit sollten abgeklärt werden.
Muss etwas kontrolliert werden?
Während der ersten Wochen werden unter ärztlicher Aufsicht regelmäßig der Hautzustand, die Leber- und Nierenwerte und bei Bedarf auch das Blutbild kontrolliert. Diese Überwachung ist wichtig, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Sobald die Behandlung stabil eingestellt ist, sind nur noch gelegentliche Kontrollen erforderlich.
Kann Lamotrigin mit anderen Medikamenten kombiniert werden?
Lamotrigin kann grundsätzlich mit vielen anderen Medikamenten kombiniert werden. Einige Wirkstoffe, beispielsweise Carbamazepin oder Phenytoin, können den Abbau von Lamotrigin beschleunigen und seine Wirksamkeit verringern, sodass eventuell höhere Dosen erforderlich sind. Umgekehrt kann Valproat den Abbau verlangsamen, wodurch das Risiko für Nebenwirkungen steigt und die Dosis angepasst werden muss. Auch hormonelle Verhütungsmittel können die Konzentration von Lamotrigin im Blut beeinflussen. Daher sollte Sie uns über alle eingenommenen Medikamente informiert sein.
Wie lange wird Lamotrigin eingenommen?
Die Behandlungsdauer richtet sich nach der Krankheitsaktivität und dem individuellen Verlauf. Wenn die Schmerzen über längere Zeit gut kontrolliert sind, kann in Absprache mit unserer neurologischen Facharztpraxis ein vorsichtiges Ausschleichen versucht werden. In vielen Fällen ist jedoch eine längerfristige Behandlung sinnvoll, um Rückfälle zu vermeiden. Ein abruptes Absetzen sollte vermieden werden, da dies das Risiko für erneute Schmerzattacken oder Nebenwirkungen erhöhen kann.
Was passiert, wenn eine Dosis vergessen wurde?
Wenn eine Einnahme vergessen wurde, sollte die Tablette nachgeholt werden, sobald man sich erinnert. Ist der Zeitpunkt der nächsten Einnahme jedoch schon fast erreicht, wird die vergessene Dosis ausgelassen. Eine doppelte Dosis sollte niemals eingenommen werden. Eine regelmäßige Einnahme ist entscheidend für eine stabile Wirkung.
Was spricht für Lamotrigin?
Lamotrigin macht in der Regel weniger müde als viele andere Medikamente gegen Nervenschmerzen. Es beeinträchtigt die Konzentration kaum und ist daher für Menschen geeignet, die im Alltag oder Beruf aktiv bleiben müssen. Außerdem kommt es seltener zu Gewichtszunahme oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Diese Vorteile machen Lamotrigin zu einer gut verträglichen und praktikablen Behandlungsoption, insbesondere für ältere oder empfindliche Patientinnen und Patienten.
Wann wird Lamotrigin nicht empfohlen?
Lamotrigin sollte bei schweren Leber- oder Nierenerkrankungen nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden. Bei bekannter Überempfindlichkeit oder früheren schweren Hautreaktionen unter Lamotrigin darf das Medikament nicht erneut eingesetzt werden. In der Schwangerschaft wird es nur nach sorgfältiger ärztlicher Abwägung verwendet.
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Viele Patientinnen und Patienten berichten unter Lamotrigin über eine deutliche Verringerung der Schmerzattacken und eine verbesserte Lebensqualität. Die Wirkung hängt jedoch vom individuellen Verlauf ab. Wenn Lamotrigin nicht ausreichend hilft, können andere Medikamente oder Kombinationen erwogen werden.
Die Inhalte (Stand 10/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an unsere Praxis oder den ärztlichen Notdienst.