NEUROLOGIE MIT HERZ
PERSÖNLICH. KOMPETENT. EINFÜHLSAM.

Was ist Gabapentin und wann wird es eingesetzt? Gabapentin ist ein Medikament aus der Gruppe der Antikonvulsiva, das ursprünglich zur Behandlung von Epilepsien entwickelt wurde. In der neurologischen Praxis wird es heute vor allem zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt, also Schmerzen, die durch eine Schädigung oder Fehlfunktion von Nerven entstehen. Hierzu zählt auch die Trigeminusneuralgie, eine Erkrankung, die durch plötzlich einschießende, heftige Gesichtsschmerzen gekennzeichnet ist. Gabapentin wird in der Regel dann eingesetzt, wenn die bewährten Erstlinientherapien, wie Carbamazepin oder Oxcarbazepin, nicht ausreichend wirksam sind oder aufgrund von Nebenwirkungen nicht vertragen werden. Es stellt damit eine wirksame und gut verträgliche Alternative dar, insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit Begleiterkrankungen oder höherem Lebensalter.


Wie wirkt Gabapentin?

Gabapentin greift in die Schmerzverarbeitung im Nervensystem ein. Es bindet an bestimmte Eiweißstrukturen, sogenannte α2δ-Untereinheiten spannungsabhängiger Calciumkanäle, die eine Rolle bei der Erregungsweiterleitung von Nervenzellen spielen. Dadurch wird die Freisetzung schmerzverstärkender Botenstoffe wie Glutamat oder Substanz P reduziert. Der Effekt ist eine Dämpfung übererregter Nervenbahnen und damit eine Verringerung der Schmerzattacken. Die Wirkung tritt nicht unmittelbar ein, sondern baut sich über mehrere Tage bis Wochen auf. Viele Patientinnen und Patienten berichten nach ein bis zwei Wochen über eine spürbare Besserung der Schmerzintensität und der Häufigkeit der Anfälle.

Wie wird Gabapentin eingenommen?
Gabapentin wird als Tablette oder Kapsel eingenommen, meist in Stärken von 100 mg, 300 mg, 400 mg, 600 mg oder 800 mg. Die Behandlung beginnt mit einer niedrigen Dosis, die schrittweise gesteigert wird, um die Verträglichkeit zu verbessern. Häufig wird mit 300 mg täglich begonnen, die Dosis wird dann über mehrere Tage bis Wochen auf die individuell wirksame Menge erhöht. Die übliche Erhaltungsdosis liegt zwischen 900 mg und 1800 mg pro Tag, verteilt auf drei Einnahmen. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Wichtig ist, dass das Medikament regelmäßig eingenommen wird, um einen gleichmäßigen Wirkspiegel aufzubauen. Ein plötzliches Absetzen sollte vermieden werden, da es vorübergehend zu einer Zunahme der Beschwerden kommen kann. Soll die Behandlung beendet werden, erfolgt dies stets durch eine langsame Dosisreduktion unter ärztlicher Kontrolle.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Gabapentin wird in der Regel gut vertragen. Häufig können zu Beginn der Behandlung Schwindel, Müdigkeit oder Benommenheit auftreten, die meist nach einigen Tagen abklingen. Seltener kommt es zu Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen oder Konzentrationsstörungen. Bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion kann das Medikament länger im Körper verbleiben, weshalb hier eine Dosisanpassung erforderlich ist. Schwerwiegende Nebenwirkungen wie Hautausschläge, Verwirrtheit oder depressive Verstimmungen sind selten. Bei ungewöhnlichen Symptomen sollte dennoch immer Rücksprache mit unsere neurologischen Facharztpraxis erfolgen.


Worauf sollte während der Behandlung geachtet werden?
Während der Therapie wird die Nierenfunktion regelmäßig kontrolliert, da Gabapentin unverändert über die Nieren ausgeschieden wird. Besonders bei älteren Patientinnen und Patienten ist diese Überwachung wichtig. Auch die Wirksamkeit der Schmerztherapie und mögliche Nebenwirkungen werden im Verlauf regelmäßig beurteilt. Patientinnen und Patienten sollten darauf achten, Gabapentin nicht mit Alkohol oder stark sedierenden Medikamenten zu kombinieren, da dies die Müdigkeit verstärken kann. Eine gute Schlafhygiene und regelmäßige Einnahmezeiten unterstützen den Behandlungserfolg.

Wie wird die Behandlung kontrolliert und angepasst?
In der neurologischen Praxis wird die Therapie individuell überwacht. Wir besprechen regelmäßig, ob sich die Schmerzattacken reduziert haben, ob Nebenwirkungen aufgetreten sind und ob gegebenenfalls eine Anpassung der Dosis sinnvoll ist. In manchen Fällen ist eine Kombination mit anderen Schmerzmedikamenten notwendig, wenn die Monotherapie nicht ausreicht. Das Ziel ist stets eine bestmögliche Schmerzkontrolle bei möglichst geringer Belastung durch Nebenwirkungen.

Welche Besonderheiten gelten in der ambulanten Versorgung?
Gabapentin ist besonders für die ambulante Schmerztherapie geeignet, da es einfach zu handhaben und gut steuerbar ist. Es kann langfristig eingenommen werden und wird meist gut vertragen. In unserer Praxis setzen wir es ggf. dann ein, wenn Erstlinientherapien nicht möglich sind oder zusätzliche schmerzmodulierende Effekte erwünscht sind, etwa bei gleichzeitigen chronischen Nervenschmerzen anderer Ursache. Durch unsere enge ärztliche Begleitung kann die Behandlung sicher erfolgen, und Anpassungen der Dosis werden individuell vorgenommen.


Die Inhalte (Stand 10/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an unsere Praxis oder den ärztlichen Notdienst.