NEUROLOGIE MIT HERZ
PERSÖNLICH. KOMPETENT. EINFÜHLSAM.

Carbamazepin ist ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Epilepsien entwickelt wurde. Heute ist es das wichtigste Arzneimittel bei der sogenannten Trigeminusneuralgie, einer Erkrankung, die durch plötzliche, einschießende Gesichtsschmerzen gekennzeichnet ist. Diese Schmerzen können sehr stark sein und oft schon durch alltägliche Reize wie Sprechen, Zähneputzen oder Wind ausgelöst werden. Carbamazepin wirkt, indem es die überaktive Erregbarkeit der Nerven im Gesicht dämpft und damit die Schmerzanfälle deutlich verringert oder vollständig verhindert. Viele Patientinnen und Patienten berichten, dass sich die Schmerzen bereits wenige Tage nach Beginn der Behandlung spürbar bessern. 


Wie wird das Medikament eingenommen?

Die Behandlung wird in der Regel mit einer niedrigen Dosis begonnen, meist mit 100 bis 200 Milligramm ein- oder zweimal täglich. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird die Dosis langsam steigern, bis der Schmerz ausreichend kontrolliert ist. Die Tabletten sollten mit oder nach dem Essen eingenommen werden, um Magenbeschwerden zu vermeiden. Wichtig ist, die Einnahme regelmäßig zur gleichen Tageszeit durchzuführen und das Medikament nicht eigenmächtig abzusetzen. Wenn Sie die Einnahme einmal vergessen, holen Sie die Dosis nicht doppelt nach, sondern fahren Sie mit dem normalen Zeitplan fort. Retardtabletten dürfen nicht zerkaut oder geteilt werden.



Wann beginnt die Wirkung?

Viele Patientinnen und Patienten bemerken bereits innerhalb weniger Tage eine deutliche Besserung der Schmerzen. In manchen Fällen dauert es jedoch bis zu einer Woche, bis sich die volle Wirkung entfaltet. Es ist wichtig, das Medikament regelmäßig und konsequent einzunehmen, auch wenn die Schmerzen zwischenzeitlich nachlassen. Unsere neurologische Praxis prüft gemeinsam mit Ihnen, ob eine Dosisanpassung nötig ist. Bei längerer Schmerzfreiheit kann die Dosis schrittweise reduziert werden.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Wie jedes Medikament kann auch Carbamazepin Nebenwirkungen haben. Häufig treten zu Beginn der Behandlung Schwindel, Müdigkeit oder leichte Übelkeit auf, die meist nach einigen Tagen abklingen, wenn sich der Körper an das Medikament gewöhnt hat. Gelegentlich kann es zu Sehstörungen, Benommenheit oder Kopfschmerzen kommen.

Welche Warnzeichen für ernsthafte Nebenwirkungen können auftreten?

Seltener treten ernsthafte Nebenwirkungen auf, die eine ärztliche Kontrolle erfordern. Dazu gehören Fieber, Halsschmerzen, Hautausschläge mit Blasenbildung, ungewöhnliche Blutergüsse oder eine Gelbfärbung der Haut oder Augen. Diese Anzeichen können auf seltene, aber schwerwiegende Blutbildveränderungen, Leberfunktionsstörungen oder allergische Reaktionen hinweisen. Sollten Sie solche Symptome bemerken, kontaktieren Sie uns oder suchen Sie bitte umgehend ärztliche Hilfe auf.
Ein besonders wichtiges Warnzeichen ist das Auftreten eines Hautausschlags, vor allem bei Patientinnen und Patienten mit asiatischem Hintergrund. Hier besteht ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Hautreaktionen, weshalb in diesen Fällen vor Beginn der Therapie ein genetischer Test empfohlen wird.


Was sollte regelmäßig kontrolliert werden?
Während der Behandlung mit Carbamazepin sind regelmäßige Kontrollen notwendig. Dazu gehören Blutuntersuchungen, um das Blutbild, die Leberwerte und den Natriumspiegel zu überprüfen. Besonders in den ersten Wochen sollten diese Werte häufiger kontrolliert werden, später reichen meist viertel- bis halbjährliche Kontrollen. Diese Überwachung hilft, seltene Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und die Therapie sicher fortzuführen.

Was muss ich bei der Einnahme beachten?
Carbamazepin kann mit anderen Medikamenten wechselwirken. Informieren Sie deshalb Ihren Arzt oder Ihre Ärztin über alle Arzneimittel, die Sie einnehmen – auch über freiverkäufliche Präparate oder pflanzliche Mittel. Besonders wichtig ist der Hinweis auf Verhütungsmittel (Pille), da Carbamazepin deren Wirkung abschwächen kann. In solchen Fällen kann eine alternative Verhütungsmethode notwendig sein. Alkohol sollte möglichst gemieden werden, da er die Wirkung von Carbamazepin verändern und Nebenwirkungen verstärken kann.
Wenn Sie Grapefruitsaft trinken, kann dieser den Blutspiegel von Carbamazepin erhöhen und Nebenwirkungen verstärken – verzichten Sie daher am besten darauf.

Wie lange wird das Medikament eingenommen?
Die Behandlungsdauer hängt vom Verlauf der Erkrankung ab. Viele Patientinnen und Patienten benötigen Carbamazepin über mehrere Monate, manchmal auch über Jahre. Bei längerer Schmerzfreiheit versuchen wir, die Dosis langsam zu reduzieren. Ein plötzliches Absetzen sollte jedoch vermieden werden, da dies zu einem Wiederauftreten der Schmerzen führen kann.

Was passiert, wenn das Medikament nicht wirkt oder nicht vertragen wird?
Wenn trotz ausreichender Dosierung keine zufriedenstellende Wirkung erzielt wird oder Sie das Medikament nicht gut vertragen, stehen Alternativen zur Verfügung. In der Regel wird dann auf Oxcarbazepin umgestellt, das ähnlich wirkt, aber besser verträglich ist. Andere mögliche Medikamente sind Lamotrigin, Gabapentin oder Baclofen. Unsere neurologische Facharztpraxis wird gemeinsam mit Ihnen die individuell beste Therapieoption wählen.


Die Inhalte (Stand 10/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an unsere Praxis oder den ärztlichen Notdienst.