NEUROLOGIE MIT HERZ
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Ihr Patientenratgeber

Was ist das Medikament? Alpha-Liponsäure, auch Thioctsäure genannt, ist eine körpereigene Substanz, die als Antioxidans wirkt. Das bedeutet, sie hilft, schädliche freie Radikale zu neutralisieren, die Zellen und Nerven schädigen können. In der Medizin wird Alpha-Liponsäure als Medikament eingesetzt, um Nervenschäden bei Diabetes zu behandeln – besonders bei Beschwerden wie Brennen, Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Schmerzen in den Füßen und Beinen. Diese Beschwerden entstehen durch eine sogenannte diabetische Polyneuropathie, also eine Schädigung der peripheren Nerven infolge eines dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegels

Wie wirkt das Medikament? Alpha-Liponsäure unterstützt die Energieproduktion in den Zellen und hilft, den Stoffwechsel zu stabilisieren. Gleichzeitig reduziert sie oxidativen Stress, der bei Diabetes oder anderen Stoffwechselstörungen die Nervenzellen angreift. Sie regeneriert zudem andere schützende Substanzen im Körper, etwa Vitamin C, Vitamin E und Glutathion. Durch diese vielfältigen Wirkungen kann sich die Nervenfunktion verbessern, was zu einer Linderung der typischen Missempfindungen führt. Einige Patienten berichten unter der Behandlung über weniger Brennen und eine Verbesserung der Fußsensibilität.

Wann wird das Medikament eingesetzt? Alpha-Liponsäure wird vor allem bei diabetischer Polyneuropathie eingesetzt. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn Patienten unter brennenden, stechenden oder tauben Gefühlsstörungen an den Füßen und Unterschenkeln leiden. Darüber hinaus wird Alpha-Liponsäure manchmal auch bei anderen Nervenschädigungen, etwa nach übermäßigem Alkoholkonsum oder bei toxischen Einflüssen, verwendet. Diese Anwendung erfolgt jedoch außerhalb der zugelassenen Indikation (Off-Label) und gilt als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). In unserer neurologischen Praxis in Willich beraten wir Sie individuell, ob diese Therapieform für Sie sinnvoll ist.

Wie wird das Medikament eingenommen? Alpha-Liponsäure kann als Tablette oder Infusion verabreicht werden. Die Standarddosierung beträgt 600 Milligramm täglich. Wenn Sie Tabletten einnehmen, sollten Sie diese nüchtern, etwa 30 Minuten vor dem Frühstück, mit ausreichend Wasser einnehmen. So wird der Wirkstoff optimal aufgenommen. Tabletten oder Kapseln dürfen nicht zerkleinert oder gemörsert werden, da dies die Wirkstofffreisetzung verändert. Bei ausgeprägten Beschwerden kann zunächst eine Infusionstherapie über 2–4 Wochen erfolgen, bevor auf Tabletten umgestellt wird.

Welche Handelsnamen und Präparate gibt es? Alpha-Liponsäure ist in Deutschland unter mehreren Handelsnamen erhältlich, unter anderem Thioctacid®, Alpha-Lipon®, Liponorm®, Berlithion® und Thiogamma®. Alle enthalten den gleichen Wirkstoff, unterscheiden sich aber in ihrer galenischen Form (z. B. Retard- oder Infusionspräparate). Ihr Arzt oder Ihre Ärztin in der neurologischen Praxis in Willich wählt das für Sie passende Präparat aus.

Welche Nebenwirkungen können auftreten? Alpha-Liponsäure wird in der Regel gut vertragen. Dennoch können – wie bei allen Medikamenten – Nebenwirkungen auftreten. Häufig kommt es zu leichten Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Druckgefühl im Oberbauch oder Durchfall. Gelegentlich berichten Patienten über einen metallischen Geschmack oder Hautreaktionen. Selten kann es zu allergischen Reaktionen oder Unterzuckerungen (Hypoglykämien) kommen, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Insulin oder oralen Antidiabetika. Wenn Sie ungewöhnliche Beschwerden bemerken, sollten Sie sich umgehend an Ihre behandelnde Praxis wenden.

Wer sollte das Medikament nicht einnehmen? Alpha-Liponsäure darf nicht eingenommen werden, wenn eine Allergie oder Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff besteht. Vorsicht gilt bei starker Leber- oder Nierenschwäche, da der Abbau des Medikaments verzögert sein kann. In Schwangerschaft und Stillzeit sollte Alpha-Liponsäure nur nach ärztlicher Rücksprache angewendet werden. Für Kinder und Jugendliche liegen keine ausreichenden Sicherheitsdaten vor, weshalb eine Anwendung in dieser Altersgruppe nicht empfohlen wird.

Welche Vorsichtsmaßnahmen gelten vor Beginn der Therapie? Vor Beginn der Behandlung sollte eine klare Diagnose der Polyneuropathie gestellt werden. In unserer neurologischen Praxis in Willich erfolgt dies durch klinische Untersuchung, Nervenleitmessung und Laboranalysen. Bei Diabetes ist es wichtig, dass der Blutzucker gut eingestellt ist, da Alpha-Liponsäure die Wirkung von Insulin verstärken kann. Bei geplanter Infusionstherapie wird die Verträglichkeit zunächst getestet, um allergische Reaktionen zu vermeiden.

Welche Wechselwirkungen sind möglich? Alpha-Liponsäure kann die Wirkung von Insulin und oralen Antidiabetika verstärken – dadurch kann es zu einer Unterzuckerung kommen. Sie bildet außerdem Komplexe mit Metallen (wie Eisen, Magnesium oder Calcium), wodurch die Aufnahme dieser Stoffe verringert wird. Deshalb sollten Sie metallhaltige Nahrungsergänzungsmittel zeitlich versetzt (mindestens zwei Stunden Abstand) einnehmen. Der gleichzeitige Konsum von Alkohol vermindert die Wirksamkeit und sollte unbedingt vermieden werden.

Wie wird die Behandlung überwacht? Während der Behandlung werden in regelmäßigen Abständen Ihre Symptome, Blutzuckerwerte und Nervenfunktionen überprüft. Bei längerer Anwendung kann auch eine Kontrolle von Leber- und Nierenwerten sinnvoll sein. Falls Sie an Diabetes leiden, werden Sie gebeten, Ihre Zuckerwerte häufiger zu messen, insbesondere zu Beginn der Therapie.

Welche Alternativen gibt es? Alternativen oder Ergänzungen zur Therapie mit Alpha-Liponsäure sind Medikamente, die direkt auf neuropathische Schmerzen wirken, wie Duloxetin, Pregabalin oder Gabapentin. Ergänzend können Lidocain-Pflaster, Capsaicin-Cremes sowie Physiotherapie und eine optimierte Blutzuckereinstellung eingesetzt werden. Die Kombination verschiedener Maßnahmen führt häufig zu einer besseren Linderung der Beschwerden als eine alleinige Therapie.

Welche Risiken sind bekannt? Gravierende Risiken sind selten. Wichtig ist, Unterzuckerungen bei Diabetikern frühzeitig zu erkennen. Nach intravenöser Gabe kann es gelegentlich zu Reizungen an der Einstichstelle oder allergischen Reaktionen kommen. Sehr selten wurde über ein sogenanntes Insulin-Autoimmun-Syndrom berichtet, bei dem das Immunsystem zu viel Insulin bildet. Dieses Risiko ist äußerst gering.

Wie ist die Prognose unter Therapie? Bei konsequenter Einnahme und guter Blutzuckerkontrolle berichten viele Patienten über eine deutliche Besserung der Empfindungsstörungen und Schmerzen nach einigen Wochen bis Monaten. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn Alpha-Liponsäure frühzeitig eingesetzt und mit anderen Maßnahmen kombiniert wird. Bei fortgeschrittener Nervenschädigung kann die Substanz helfen, den weiteren Verlauf zu stabilisieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Was ist bei der Langzeitbehandlung zu beachten? Alpha-Liponsäure kann auch über längere Zeiträume sicher angewendet werden. Wichtig sind regelmäßige ärztliche Kontrollen und die Einhaltung des nüchternen Einnahmezeitpunkts, um die Wirksamkeit konstant zu halten. Bei langfristiger Einnahme sollten Sie auf eine ausgewogene Ernährung achten und eisenhaltige Präparate mit zeitlichem Abstand einnehmen. Die Behandlung gilt als gut verträglich und sicher, wenn sie ärztlich begleitet wird.

Fazit: Alpha-Liponsäure ist ein bewährtes, gut verträgliches Medikament zur Behandlung der diabetischen Polyneuropathie. Es schützt die Nerven vor oxidativem Stress, kann Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern.
In Ihrer neurologischen Praxis in Willich begleiten wir Sie engmaschig während der Therapie, überwachen den Verlauf und passen die Behandlung individuell an – damit Sie sicher und wirksam von den Vorteilen der Alpha-Liponsäure profitieren.

Die Inhalte (Stand 09/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an ärztliche Hilfe.