Die Behandlung einer Polyneuropathie verfolgt zwei Ziele: Zum einen geht es darum, die Ursache zu behandeln – etwa den Blutzucker bei Diabetes gut einzustellen, Vitaminmängel auszugleichen oder auf Alkohol zu verzichten. Zum anderen ist es entscheidend, die Symptome, insbesondere die Schmerzen, wirksam zu lindern.
Da es sich bei Polyneuropathien meist um Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen) handelt, helfen klassische Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen in der Regel nicht ausreichend. Deshalb kommen andere Wirkstoffgruppen zum Einsatz, die gezielt auf die Schmerzverarbeitung im Nervensystem wirken.
Als erste Wahl werden oft Antidepressiva eingesetzt, insbesondere Amitriptylin oder Duloxetin. Amitriptylin eignet sich besonders für Patienten mit nächtlichen Schmerzen, da es müde macht und den Schlaf verbessert. Duloxetin hingegen wirkt anregender und ist vor allem bei diabetischer Polyneuropathie sehr gut untersucht, gleichzeitig kann es auch depressive Symptome lindern.
Eine zweite wichtige Gruppe sind die Antiepileptika wie Gabapentin und Pregabalin. Sie dämpfen die Übererregbarkeit der Nerven und lindern Schmerzen sowie begleitende Schlafstörungen. Pregabalin wirkt oft schneller und stärker, ist aber auch häufiger mit Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder Wassereinlagerungen verbunden.
Wenn diese Medikamente nicht ausreichend helfen, können in schwereren Fällen auch Opioide wie Tramadol oder Oxycodon/Naloxon eingesetzt werden. Diese sind jedoch mit Risiken wie Abhängigkeit und Nebenwirkungen behaftet und werden daher nur zurückhaltend und unter strenger ärztlicher Kontrolle verwendet.
Eine zusätzliche Möglichkeit bieten lokale Therapien. Lidocain-Pflaster wirken durch eine örtliche Betäubung der Hautnerven und sind besonders bei klar umschriebenen, oberflächlichen Schmerzen geeignet. Capsaicin-Creme oder -Pflaster können brennende Schmerzen lindern, indem sie die Schmerzfasern zunächst reizen und dann unempfindlicher machen.
Zusammengefasst steht bei der Polyneuropathie zunächst die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. Für die Schmerzlinderung werden bevorzugt Antidepressiva und Antiepileptika eingesetzt, die individuell angepasst werden. In schweren Fällen kommen Opioide oder lokale Verfahren hinzu. Ziel ist es, die Schmerzen so weit zu reduzieren, dass Patienten wieder besser schlafen, sich bewegen und ihre Lebensqualität zurückgewinnen können.