Was ist Acetazolamid? Acetazolamid ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der sogenannten Carboanhydrase-Hemmer gehört. Es handelt sich um ein bewährtes Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von erhöhtem Augeninnendruck, bestimmten Formen der Epilepsie und der Höhenkrankheit entwickelt wurde. In der neurologischen Praxis Willich wird Acetazolamid vor allem zur Behandlung der idiopathischen intrakraniellen Hypertension (IIH) eingesetzt – einer Erkrankung, bei der sich zu viel Hirnwasser (Liquor) im Schädel ansammelt und dadurch der Druck im Kopf steigt.
Wie wirkt Acetazolamid? Acetazolamid hemmt das Enzym Carboanhydrase, das im Körper an der Bildung von Bicarbonat beteiligt ist. Durch diese Hemmung wird weniger Bicarbonat gebildet, wodurch die Produktion des Hirnwassers (Liquor) im Plexus choroideus reduziert wird. Dies führt zu einer Senkung des Drucks im Schädelinneren. Gleichzeitig wirkt Acetazolamid leicht entwässernd, da es auch in den Nieren die Rückresorption von Natrium und Wasser hemmt. Diese kombinierte Wirkung trägt dazu bei, dass sich Kopfschmerzen und Sehstörungen bei Patienten mit IIH deutlich bessern können.
Wann wird Acetazolamid eingesetzt? Acetazolamid wird eingesetzt, wenn ein erhöhter Hirndruck vorliegt, ohne dass eine andere Ursache wie ein Tumor oder eine Entzündung erkennbar ist. Besonders häufig betrifft dies gebärfähige Frauen mit Übergewicht. Acetazolamid ist hier die empfohlene erste Wahl, um den Liquordruck zu senken und eine Schädigung des Sehnervs zu verhindern. Darüber hinaus wird der Wirkstoff auch bei Glaukom, Epilepsie und zur Vorbeugung der Höhenkrankheit verwendet.
Wie wird Acetazolamid eingenommen? Die Behandlung beginnt in der Regel mit einer niedrigen Dosis von 250 Milligramm ein- bis zweimal täglich. Je nach Verträglichkeit und Wirkung kann die Dosis schrittweise auf 500 bis 1000 Milligramm pro Tag gesteigert werden, verteilt auf mehrere Einnahmen. Die Tabletten können unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden, bei empfindlichem Magen empfiehlt sich jedoch die Einnahme mit etwas Nahrung. Tabletten mit Bruchrille sind teilbar, und bei Schluckbeschwerden können sie vorsichtig zerkleinert werden. Wichtig ist, dass Sie während der Behandlung ausreichend trinken, um Kreislauf und Nieren zu entlasten.
Welche Handelsnamen und Präparate gibt es? Acetazolamid wird unter dem bekannten Handelsnamen Diamox® angeboten. Daneben sind zahlreiche Generika erhältlich, die denselben Wirkstoff enthalten und ebenso wirksam sind. Unterschiede bestehen meist nur in Tablettengröße, Hilfsstoffen oder Hersteller. Die Wirksamkeit ist bei allen Präparaten gleich, sodass Generika eine kostengünstige Alternative darstellen.
Welche Nebenwirkungen können auftreten? Wie alle Medikamente kann auch Acetazolamid Nebenwirkungen verursachen. Viele davon sind harmlos und vorübergehend. Häufig treten Kribbelgefühle in Händen und Füßen auf, ebenso Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder leichter Schwindel. Manche Patienten berichten über vermehrten Harndrang aufgrund der leicht entwässernden Wirkung. Seltener kommt es zu einer Übersäuerung des Blutes (metabolische Azidose) oder zu Elektrolytverschiebungen wie niedrigem Kalium- oder Natriumspiegel. Auch Nierensteine, Hautausschläge oder depressive Verstimmungen sind möglich, aber selten. Wenn Sie ungewöhnliche Symptome wie Atemnot, Herzklopfen, starke Müdigkeit oder Flankenschmerzen bemerken, sollten Sie die neurologische Praxis Willich umgehend kontaktieren.
Wer sollte Acetazolamid nicht einnehmen? Sie sollten Acetazolamid nicht einnehmen, wenn Sie eine Allergie gegen den Wirkstoff oder gegen andere Sulfonamide haben. Auch bei schwerer Leber- oder Nierenerkrankung, bei bestehender Azidose (Übersäuerung des Blutes) oder bei ausgeprägtem Natrium- oder Kaliummangel ist die Behandlung nicht geeignet. Während der Schwangerschaft sollte Acetazolamid nur eingesetzt werden, wenn der Nutzen das Risiko überwiegt, da in Tierversuchen Hinweise auf Fehlbildungen beobachtet wurden. In der Stillzeit sollte die Einnahme ebenfalls sorgfältig abgewogen werden, da geringe Mengen des Wirkstoffs in die Muttermilch übergehen können.
Welche Vorsichtsmaßnahmen gelten vor Beginn der Therapie? Vor Beginn der Behandlung sollte die Nieren- und Leberfunktion überprüft werden, ebenso die Elektrolytwerte im Blut. Während der Therapie sind regelmäßige Kontrollen wichtig, um mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Besonders bei längerer Einnahme sollten Sie auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, um Nierensteinen vorzubeugen. Auch eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Kaliumzufuhr (zum Beispiel durch Bananen, Aprikosen oder Nüsse) ist sinnvoll.
Welche Wechselwirkungen sind möglich? Acetazolamid kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Die gleichzeitige Einnahme von Lithium kann dessen Wirksamkeit abschwächen. In Kombination mit Salicylaten (z. B. Aspirin®) kann es zu erhöhten Wirkstoffspiegeln und verstärkten Nebenwirkungen kommen. Wird Acetazolamid zusammen mit anderen Carboanhydrase-Hemmern wie Topiramat eingenommen, kann sich das Risiko einer metabolischen Azidose erhöhen. Auch die Wirkung bestimmter Antiepileptika wie Phenytoin oder Primidon kann durch Acetazolamid verstärkt werden. Informieren Sie daher die neurologische Praxis Willich über alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die Sie einnehmen.
Wie wird die Behandlung überwacht? Während der Behandlung kontrolliert die neurologische Praxis Willich regelmäßig Ihre Blutwerte, insbesondere Elektrolyte, Nierenwerte und den Säure-Basen-Haushalt. Bei längerfristiger Therapie oder Dosisänderung sind diese Kontrollen besonders wichtig. Zudem wird die Sehfunktion regelmäßig überprüft, um die Wirksamkeit der Therapie und den Verlauf der idiopathischen intrakraniellen Hypertension zu beurteilen.
Welche Alternativen gibt es? Neben Acetazolamid stehen einige Alternativen zur Verfügung. In bestimmten Fällen kann Topiramat eingesetzt werden, das ebenfalls den Hirndruck senkt und zusätzlich zu einer Gewichtsreduktion beitragen kann – ein Vorteil bei übergewichtigen Patienten. Auch Furosemid, ein harntreibendes Mittel, kann ergänzend verwendet werden, wenn Acetazolamid alleine nicht ausreicht. In der Naturheilkunde können begleitend Gewichtsreduktion, Entsäuerungstherapien, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, eine salzarme Ernährung sowie pflanzliche Entwässerungsmittel wie Brennnessel oder Löwenzahn unterstützend wirken. Ergänzend können mikronährstoffmedizinische Maßnahmen (z. B. Magnesium, B-Vitamine, Coenzym Q10) zur Stabilisierung der Nervenfunktion beitragen.
Welche Risiken sind bekannt? Das größte Risiko besteht in einer unbehandelten oder unkontrollierten metabolischen Azidose, die sich durch Atemnot, Herzrhythmusstörungen oder extreme Müdigkeit äußern kann. Auch Nierensteine oder ausgeprägte Elektrolytverschiebungen sind möglich, treten aber selten auf, wenn regelmäßige Kontrollen erfolgen. Die Gefahr schwerer allergischer Reaktionen ist gering, sollte aber ernst genommen werden.
Was ist bei der Langzeitbehandlung zu beachten? Bei langfristiger Einnahme von Acetazolamid sind regelmäßige Laboruntersuchungen besonders wichtig. Es kann sinnvoll sein, Phasen der Medikamentenpause unter ärztlicher Kontrolle einzulegen, wenn sich die Symptome bessern. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen, reichlich Flüssigkeit und regelmäßige Bewegung unterstützen die Therapie. Patienten mit IIH profitieren zusätzlich von einer Gewichtsreduktion, da Übergewicht ein wesentlicher Risikofaktor der Erkrankung ist.
Wie hoch sind die monatlichen Kosten? Die Kosten hängen von der Dosierung und dem jeweiligen Präparat ab. Eine Monatstherapie mit Acetazolamid kostet in der Regel zwischen 10 und 20 Euro. Bei zugelassenen Indikationen übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten vollständig. Bei der idiopathischen intrakraniellen Hypertension handelt es sich um einen sogenannten Off-Label-Use, der in der Regel nach Antragstellung ebenfalls von der Krankenkasse übernommen wird.