NEUROLOGIE MIT HERZ
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Wirkstoff / Wirkstoffgruppe: Tiagabin 

Wofür eingesetzt (Indikation): Tiagabin ist ein Antiepileptikum, das speziell für die Behandlung von fokalen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung entwickelt wurde. Es wird meist als Zusatztherapie eingesetzt, wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirksam sind. Für primär generalisierte Epilepsien (z. B. Absencen, myoklonische Anfälle) ist es nicht geeignet, da es diese sogar verschlimmern kann.

Einnahme und Dosierung: Tiagabin ist als Tabletten erhältlich. Der Einstieg erfolgt mit einer niedrigen Dosis, z. B. 5–10 mg täglich. Die Dosis wird dann langsam gesteigert, verteilt auf mehrere Einzeldosen, bis eine Erhaltungsdosis von 30–50 mg pro Tag erreicht ist. Die Tabletten sollten zu den Mahlzeiten eingenommen werden, da dadurch die Aufnahme verbessert wird. Wichtig: Die Dosis muss langsam gesteigert werden, um Nebenwirkungen wie Schwindel oder Konzentrationsstörungen zu vermeiden.

Besonderheiten: Tiagabin wirkt, indem es den Abbau des hemmenden Botenstoffs GABA im Gehirn blockiert. Dadurch bleibt GABA länger wirksam und dämpft die Übererregung der Nervenzellen. Es ist also ein sehr gezielt wirkendes Medikament. Wegen des Risikos, dass es Anfälle bei bestimmten Epilepsieformen verstärken kann, wird es fast ausschließlich bei fokalen Epilepsien eingesetzt.

Wichtige Wechselwirkungen: Tiagabin wird über die Leber abgebaut. Andere Antiepileptika wie Carbamazepin oder Phenytoin können den Abbau beschleunigen und die Wirkung abschwächen. Alkohol und andere dämpfende Medikamente können die Nebenwirkungen verstärken.

Kontraindikationen: Tiagabin darf nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen, da der Abbau verzögert sein kann. Für Patienten mit generalisierten Epilepsien ist Tiagabin nicht geeignet.

Häufige Nebenwirkungen: Häufige Nebenwirkungen sind Schwindel, Müdigkeit, Nervosität, Konzentrationsprobleme und Bauchbeschwerden. Manche Patienten berichten über Sehstörungen oder Muskelzuckungen. Selten können Verwirrtheit, Stimmungsschwankungen oder Anfallsauslösung bei falscher Epilepsieform auftreten.

Warnzeichen: Patienten sollten sofort ihren Arzt informieren, wenn sie eine deutliche Zunahme von Anfällen bemerken, unter starker Verwirrtheit oder Stimmungseinbrüchen leiden, oder anhaltende Schwindel- oder Sehstörungen entwickeln.

ZusammenfassungTiagabin ist ein spezifisches Antiepileptikum für fokale Epilepsien. Es wirkt gezielt über den GABA-Stoffwechsel und kann Anfälle wirksam reduzieren. Vorteilhaft ist die gezielte Wirkung, einschränkend ist jedoch, dass es nur bei fokalen Epilepsien eingesetzt werden darf, da es andere Anfallsformen verstärken kann. Bei richtiger Anwendung und unter ärztlicher Kontrolle ist Tiagabin eine sinnvolle Zusatztherapie bei therapieresistenten fokalen Epilepsien.



Die Inhalte (Stand 09/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an ärztliche Hilfe.