Wirkstoff / Wirkstoffgruppe: Phenytoin
Wofür eingesetzt (Indikation): Phenytoin gehört zu den älteren Antiepileptika und wird heute nur noch in speziellen Situationen eingesetzt. Es ist wirksam bei fokalen Anfällen und generalisierten tonisch-klonischen Anfällen, eignet sich jedoch nicht für Absencen oder myoklonische Anfälle. Besonders wichtig ist es als Notfallmedikament, z. B. beim Status epilepticus, wenn Benzodiazepine allein nicht ausreichen.
Einnahme und Dosierung: Phenytoin ist als Tabletten, Kapseln, Suspension und Infusionslösung verfügbar. Die Therapie wird meist mit einer niedrigen Dosis (100–200 mg pro Tag) begonnen. Die Erhaltungsdosis liegt in der Regel zwischen 200 und 400 mg täglich, meist in ein bis zwei Einzeldosen. Da Phenytoin einen nicht-linearen Stoffwechsel hat, können kleine Dosisänderungen zu großen Schwankungen im Blutspiegel führen. Deshalb sind regelmäßige Blutspiegelkontrollen notwendig. Im Notfall (z. B. Status epilepticus) wird Phenytoin als Infusion gegeben.
Besonderheiten: Phenytoin ist sehr wirksam, aber wegen seiner komplizierten Dosierung und Nebenwirkungen wird es heute meist nur noch eingesetzt, wenn andere Medikamente nicht geeignet sind. Ein Vorteil ist seine Verfügbarkeit in Infusionsform, was es im Akutfall unverzichtbar macht.
Wichtige Wechselwirkungen: Phenytoin beeinflusst den Leberstoffwechsel stark und interagiert mit vielen Medikamenten. Es kann die Wirkung von Antibabypillen, Blutgerinnungshemmern (Marcumar®), Kortisonpräparaten und anderen Antiepileptika abschwächen. Umgekehrt können Medikamente wie Antibiotika, Antidepressiva oder Herzmittel den Phenytoinspiegel verändern. Alkohol kann die Wirkung unvorhersehbar beeinflussen.
Kontraindikationen: Phenytoin darf nicht angewendet werden bei Herzrhythmusstörungen, bestimmten Bluterkrankungen, schweren Leberfunktionsstörungen oder bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.
Häufige Nebenwirkungen: Häufige Nebenwirkungen sind Schwindel, Doppelbilder, Unsicherheit beim Gehen, Müdigkeit und Übelkeit. Bei längerer Anwendung können auftreten: Zahnfleischwucherungen (Gingivahyperplasie), Vergröberung der Gesichtszüge, Osteoporose (durch Vitamin-D-Stoffwechselstörungen). Schwerwiegende Nebenwirkungen sind Leber- und Blutbildschäden oder schwere Hautreaktionen (z. B. Stevens-Johnson-Syndrom).
Warnzeichen: Patienten sollten sofort einen Arzt aufsuchen, wenn sie Fieber, Halsschmerzen oder Blutergüsse entwickeln (mögliche Blutbildveränderung), einen schweren Hautausschlag bemerken, oder unter anhaltendem Schwindel und Koordinationsstörungen leiden.
Zusammenfassung: Phenytoin ist ein älteres, sehr wirksames Antiepileptikum, das heute vor allem in Notfallsituationen eingesetzt wird. Für die Dauertherapie wird es nur noch selten verordnet, da es viele Nebenwirkungen und Wechselwirkungen hat und die Dosierung schwierig ist. Bei akuten Anfallsserien oder Status epilepticus bleibt es jedoch ein wichtiges Medikament.
Die Inhalte (Stand 09/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an ärztliche Hilfe.