Wirkstoff / Wirkstoffgruppe: Phenobarbital
Wofür eingesetzt (Indikation): Phenobarbital ist eines der ältesten Antiepileptika. Es wird heute nur noch selten zur Dauertherapie eingesetzt, da viele moderne Medikamente besser verträglich sind. Es ist wirksam bei fokalen Anfällen und generalisierten tonisch-klonischen Anfällen, jedoch nicht bei Absencen oder myoklonischen Anfällen. In manchen Ländern wird es wegen seiner niedrigen Kosten noch häufiger verwendet. Außerdem wird es in bestimmten Notfallsituationen (z. B. Status epilepticus, wenn andere Medikamente nicht helfen) eingesetzt.
Einnahme und Dosierung: Phenobarbital ist als Tabletten, Tropfen und Injektionslösung verfügbar. Die Behandlung beginnt meist mit 50–100 mg pro Tag, aufgeteilt in eine oder zwei Einnahmen. Die Erhaltungsdosis liegt individuell meist zwischen 50 und 200 mg täglich. Die Wirkung hält sehr lange an, da der Wirkstoff eine lange Halbwertszeit hat. Deshalb genügt oft eine einmalige tägliche Einnahme.
Besonderheiten: Phenobarbital wirkt sehr zuverlässig, macht jedoch stark müde und schläfrig. Das schränkt seine Alltagstauglichkeit ein. Ein Vorteil ist die lange Wirkdauer, die eine einfache Einnahme ermöglicht. Wegen der starken sedierenden Wirkung und des Risikos von Abhängigkeit wird es heute in Deutschland nur noch selten als Dauertherapie verschrieben.
Wichtige Wechselwirkungen: Phenobarbital aktiviert die Leberenzyme und kann die Wirkung vieler Medikamente abschwächen, darunter Antibabypillen, Blutgerinnungshemmer (Marcumar®), bestimmte Antibiotika und Herzmedikamente,sowie andere Antiepileptika. Umgekehrt können auch andere Medikamente die Wirkung von Phenobarbital beeinflussen.
Kontraindikationen: Phenobarbital darf nicht angewendet werden bei schweren Leber- oder Nierenerkrankungen, Atemwegserkrankungen mit Atemschwäche, akuter Vergiftung mit Alkohol, Schlaf- oder Schmerzmitteln, bekannter Überempfindlichkeit gegen Barbiturate.
Häufige Nebenwirkungen: Häufige Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schläfrigkeit, Konzentrationsstörungen und Schwindel. Langfristig kann Phenobarbital zu Knochenabbau (Osteoporose), Depressionen und kognitiven Einschränkungen führen.
Warnzeichen: Patienten sollten sofort ärztliche Hilfe suchen, wenn sie einen Hautausschlag entwickeln, Atemnot, starke Müdigkeit oder Bewusstseinsstörungen bemerken, oder bei ihnen ungewöhnliche Blutungen oder Infekte auftreten (mögliche Blutbildveränderungen).
Zusammenfassung: Phenobarbital ist ein bewährtes, aber altes Antiepileptikum, das vor allem durch seine zuverlässige Wirkung und lange Wirkdauer auffällt. Wegen seiner ausgeprägten Nebenwirkungen – insbesondere Müdigkeit, kognitive Beeinträchtigungen und Abhängigkeitsrisiken – wird es heute nur noch selten eingesetzt. In bestimmten Notfallsituationen und in Ländern mit eingeschränkten Ressourcen bleibt es jedoch ein wichtiges Medikament.
Die Inhalte (Stand 09/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an ärztliche Hilfe.