NEUROLOGIE MIT HERZ
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Wirkstoff / Wirkstoffgruppe: Felbamat 

Wofür eingesetzt (Indikation): Felbamat ist ein Antiepileptikum, das wegen seiner besonderen Eigenschaften vor allem bei schwer therapierbaren Epilepsien eingesetzt wird. Es kommt insbesondere beim Lennox-Gastaut-Syndrom im Kindesalter und in Einzelfällen bei fokalen Anfällen in Betracht, wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirksam sind. Aufgrund seltener, aber sehr schwerwiegender Nebenwirkungen wird es nur in Ausnahmefällen und unter strenger ärztlicher Kontrolle verschrieben.

Einnahme und Dosierung: Felbamat ist als Tabletten und Suspension erhältlich. Der Einstieg erfolgt mit einer niedrigen Dosis, die schrittweise gesteigert wird. Die Erhaltungsdosis liegt bei Erwachsenen meist zwischen 1200 und 3600 mg pro Tag, verteilt auf 3–4 Einzeldosen. 

Besonderheiten: Felbamat wirkt über mehrere Mechanismen: Es verstärkt die hemmende Wirkung von GABA und blockiert gleichzeitig bestimmte Glutamatrezeptoren (NMDA-Rezeptoren). Dadurch kann es auch in sehr schwierigen Epilepsiefällen wirksam sein. Der Einsatz ist jedoch stark eingeschränkt, weil es in seltenen Fällen zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Knochenmarkschäden oder schweren Leberschäden führen kann. Deshalb wird es meist nur eingesetzt, wenn alle anderen Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind. Wegen des Risikos schwerer Nebenwirkungen sind regelmäßige Blutbild- und Leberwertkontrollen Pflicht.

Wichtige Wechselwirkungen: Felbamat wird über die Leber abgebaut und beeinflusst den Stoffwechsel vieler anderer Medikamente. Es kann die Blutspiegel von Phenytoin, Valproat und Carbamazepin verändern. Umgekehrt können andere Antiepileptika auch den Abbau von Felbamat beschleunigen oder verlangsamen. Auch mit Blutgerinnungshemmern und Antidepressiva kann es zu Wechselwirkungen kommen.

Kontraindikationen: Felbamat darf nicht angewendet werden bei früheren Knochenmarkserkrankungen, früheren schweren Leberschäden, bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. Bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Blut- oder Lebererkrankungen ist besondere Vorsicht erforderlich.

Häufige Nebenwirkungen: Häufige Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schwindel, Gewichtszunahme und Verhaltensänderungen (z. B. Unruhe oder Depression). Besonders bedeutsam ist die Gefahr einer dauerhaften Einschränkung des Gesichtsfeldes durch Schäden an der Netzhaut. Deshalb ist eine engmaschige augenärztliche Kontrolle notwendig.

Warnzeichen: Patienten sollten sofort ärztliche Hilfe suchen, wenn sieanhaltendes Fieber, Halsschmerzen oder auffällige Blutergüsse entwickeln (Hinweis auf Knochenmarkschädigung), eine Gelbfärbung der Haut oder Augen, starke Bauchschmerzen oder dunklen Urin bemerken (möglicher Leberschaden), oder einen neu auftretenden Hautausschlag feststellen.

ZusammenfassungFelbamat ist ein wirksames Antiepileptikum für Patienten mit schwer behandelbaren Epilepsien, insbesondere beim Lennox-Gastaut-Syndrom. Es wirkt über mehrere Mechanismen und kann auch dann helfen, wenn andere Medikamente versagen. Wegen des Risikos seltener, aber lebensbedrohlicher Nebenwirkungen darf es jedoch nur unter strenger ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden. Für viele Patienten kommt es erst als letzte Option infrage, wenn andere Therapien nicht ausreichend wirken.



Die Inhalte (Stand 09/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an ärztliche Hilfe.