Was ist Lecanemab? Lecanemab ist ein modernes Medikament zur Behandlung der frühen Alzheimer-Krankheit. Es gehört zu einer neuen Generation von Antikörpertherapien, die nicht nur die Symptome lindern, sondern gezielt in den Krankheitsprozess eingreifen. Lecanemab ist ein sogenannter monoklonaler Antikörper, der bestimmte krankhafte Eiweißablagerungen im Gehirn erkennen und entfernen kann. Seit April 2025 ist das Medikament in der Europäischen Union zugelassen und steht in Deutschland seit September 2025 zur Verfügung.
Wie wirkt Lecanemab? Die Alzheimer-Erkrankung ist durch Ablagerungen eines Eiweißes namens Amyloid-Beta im Gehirn gekennzeichnet. Diese Ablagerungen stören die Kommunikation der Nervenzellen und tragen zum Absterben von Gehirnzellen bei. Lecanemab bindet gezielt an sogenannte Amyloid-Protofibrillen – das sind lösliche Vorstufen der späteren Amyloid-Plaques – und markiert sie, sodass sie von körpereigenen Abwehrzellen abgebaut werden können. Dadurch verringert sich die Amyloidlast im Gehirn deutlich, und der Verlauf der Erkrankung kann verlangsamt werden. Studien zeigen, dass Lecanemab die kognitive und funktionelle Verschlechterung um etwa 25 bis 30 Prozent verzögern kann. Das bedeutet, dass Gedächtnis, Orientierung und Alltagsfähigkeiten länger erhalten bleiben.
Wann wird Lecanemab eingesetzt? Lecanemab ist für Menschen gedacht, bei denen die Alzheimer-Erkrankung früh erkannt wurde. Das betrifft insbesondere Patientinnen und Patienten mit einem sogenannten milden kognitiven Abbau (MCI) aufgrund von Alzheimer oder einer leichten Alzheimer-Demenz. Voraussetzung für die Behandlung ist, dass die Alzheimer-Pathologie nachgewiesen wurde – entweder durch eine spezielle Hirn-Bildgebung (Amyloid-PET) oder durch eine Analyse des Nervenwassers (Liquoruntersuchung). Je früher der Wirkstoff eingesetzt wird, desto größer ist die Chance, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen.
Wie wird Lecanemab eingenommen? Lecanemab wird nicht als Tablette, sondern als Infusion verabreicht. Die Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht und beträgt 10 Milligramm pro Kilogramm. Eine Infusion dauert etwa eine Stunde. Die Therapie wird langfristig angelegt und erfordert regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um den Behandlungserfolg und mögliche Nebenwirkungen zu überwachen.
Welche Handelsnamen und Präparate gibt es? Lecanemab ist derzeit unter dem Handelsnamen Leqembi® erhältlich. Es wird von den Unternehmen Eisai und Biogen hergestellt. Das Präparat liegt als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung vor und ist in zwei Dosierungen verfügbar: 200 Milligramm (2 ml) und 500 Milligramm (5 ml) pro Durchstechflasche. Andere Präparate mit dem gleichen Wirkstoff sind aktuell nicht auf dem Markt.
Welche Nebenwirkungen können auftreten? Wie bei allen Medikamenten können auch bei Lecanemab Nebenwirkungen auftreten. Die häufigsten sind Kopfschmerzen, grippeähnliche Symptome, Fieber oder Schüttelfrost während oder kurz nach der Infusion. Besonders wichtig ist jedoch das Risiko sogenannter Amyloid-assoziierter Bildgebungsanomalien (ARIA). Diese Veränderungen können auf der Magnetresonanztomographie (MRT) sichtbar werden und treten in Form von leichten Hirnödemen (ARIA-E) oder kleinen Blutungen (ARIA-H) auf. In den meisten Fällen verlaufen sie symptomlos, manchmal können aber Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit oder Sehstörungen auftreten. Sehr selten kann es zu größeren Blutungen im Gehirn kommen, insbesondere bei Menschen mit bestimmten genetischen Risikofaktoren oder bei gleichzeitiger Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten. Allergische Reaktionen auf die Infusion sind selten, können aber vorkommen.
Wer sollte Lecanemab nicht einnehmen? Lecanemab ist nicht für alle Patientinnen und Patienten geeignet. Menschen mit einem fortgeschrittenen Alzheimer-Stadium oder mit anderen Demenzformen profitieren nicht von der Behandlung. Ebenso ist das Medikament nicht zugelassen für Personen, die zwei Kopien des ApoE4-Gens tragen, da bei ihnen das Risiko für Hirnveränderungen (ARIA) deutlich erhöht ist. Patientinnen und Patienten, bei denen im MRT mehr als vier Mikroblutungen, oberflächliche Eisenablagerungen (Siderose) oder Anzeichen einer ausgeprägten Gefäßerkrankung des Gehirns (CAA) nachgewiesen werden, sollten ebenfalls nicht behandelt werden. Während einer Therapie mit blutverdünnenden Medikamenten darf Lecanemab nicht begonnen werden, da sich das Risiko für Blutungen erhöht. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit wird die Behandlung nicht empfohlen, da es keine ausreichenden Sicherheitsdaten gibt.