Intravenöse Immunglobuline (IVIG) sind eine der wichtigsten Standardtherapien bei chronisch inflammatorischer demyelinisierender Polyneuropathie (CIDP). Sie bestehen aus gereinigten Antikörpern, die aus dem Blut gesunder Spender gewonnen werden. Diese Antikörper wirken regulierend auf das fehlgesteuerte Immunsystem und blockieren krankhafte Immunreaktionen, die die Myelinscheiden der Nerven angreifen. IVIG können so die Entzündung eindämmen und den Nervenleitungsblock verbessern, was zu mehr Kraft, besserer Beweglichkeit und geringeren Gefühlsstörungen führt.
Wirkstoffgruppe: Immunmodulatoren (konzentrierte Antikörperpräparate)
Einnahme und Dosierung: IVIG werden als Infusion in die Vene verabreicht, meist in spezialisierten Zentren oder Praxen. Die Anfangsdosis beträgt in der Regel 2 g pro Kilogramm Körpergewicht, verteilt über 2 bis 5 Tage. Danach folgen Erhaltungsinfusionen alle 3 bis 6 Wochen, deren Dosis individuell angepasst wird. Die Behandlung erfolgt regelmäßig, um den Therapieeffekt zu erhalten, da die Wirkung mit der Zeit nachlässt.
Besonderheiten: Ein großer Vorteil von IVIG ist, dass sie im Gegensatz zu Kortison nicht langfristig typische Nebenwirkungen wie Osteoporose oder Gewichtszunahme verursachen. Viele Patienten berichten über eine spürbare Besserung bereits nach der ersten oder zweiten Infusion. Allerdings sind die Infusionen zeitaufwendig und können kurzfristige Reaktionen wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit verursachen.
Wichtige Wechselwirkungen: IVIG können die Wirksamkeit von Lebendimpfungen (z. B. Masern, Mumps, Röteln, Windpocken) für mehrere Wochen bis Monate abschwächen. Sie können außerdem die Ergebnisse bestimmter Bluttests verfälschen. Mit den meisten Medikamenten bestehen jedoch keine relevanten Wechselwirkungen.
Kontraindikationen: Nicht angewendet werden dürfen IVIG bei bekannter Allergie gegen Immunglobuline, schwerem IgA-Mangel mit Antikörpern gegen IgA oder bei Patienten mit bestimmten Thromboserisiken (z. B. unbehandelter Gerinnungsstörung).
Nebenwirkungen: Häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost, Fieber, Gelenk- oder Muskelschmerzen während oder nach der Infusion. Gelegentlich treten Übelkeit oder Blutdruckschwankungen auf. Schwerwiegende Nebenwirkungen wie Nierenfunktionsstörungen, Thrombosen oder allergische Reaktionen sind sehr selten.
Warnzeichen: Bitte kontaktieren Sie unsere Praxis, wenn Sie nach einer IVIG-Infusion anhaltende Kopfschmerzen, Brustschmerzen, Atemnot, Beinschwellungen oder ungewöhnliche Beschwerden bemerken. Diese Symptome müssen ärztlich abgeklärt werden.
Zusammenfassung: Intravenöse Immunglobuline sind eine sehr wirksame und gut verträgliche Therapieoption bei CIDP. Sie regulieren das Immunsystem, verbessern die Nervenfunktion und führen bei vielen Patienten zu einer deutlichen Linderung von Schwäche und Gefühlsstörungen. Da die Wirkung zeitlich begrenzt ist, sind regelmäßige Infusionen notwendig. Unter ärztlicher Kontrolle stellen IVIG eine der wichtigsten und sichersten Behandlungen der CIDP dar.
Die Inhalte (Stand 09/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an ärztliche Hilfe.