Wirkstoff / Wirkstoffgruppe: Botulinumtoxin Typ A
Wofür eingesetzt (Indikation): Botulinumtoxin Typ A ist ein Wirkstoff, der ursprünglich aus der ästhetischen Medizin bekannt ist („Botox“ gegen Falten), sich aber auch als wirksames Medikament zur Vorbeugung von Migräneanfällen etabliert hat. Es wirkt, indem es an den Nervenendigungen die Freisetzung von Botenstoffen hemmt, die an der Schmerzweiterleitung und an Entzündungsprozessen im Nervensystem beteiligt sind. Auf diese Weise werden die Migräneattacken abgeschwächt oder ihre Häufigkeit reduziert.
Voraussetzungen für die Verordnung: Botulinumtoxin ist in Deutschland nur für die Behandlung der chronischen Migräne zugelassen. Das bedeutet: mindestens 15 Kopfschmerztage pro Monat, davon 8 oder mehr Migränetage, über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten. Bei episodischer Migräne (weniger Anfälle) wäre die Anwendung off-label.
Anwendung und Dosierung: Die Behandlung erfolgt nicht in Tablettenform, sondern als Injektion durch speziell geschulte Ärzte. Dabei werden in einer Sitzung insgesamt 155 bis 195 Einheiten Botulinumtoxin an 31 bis 39 Injektionspunkten in die Stirn, Schläfen, den Hinterkopf, Nacken und Schultern gespritzt. Die Behandlung wird alle 12 Wochen wiederholt. Ein spürbarer Effekt tritt meist nach 2–3 Behandlungen ein, also nach etwa 6–9 Monaten.
Besonderheiten: Die Therapie erfordert regelmäßige Arztbesuche und ist mit einem gewissen Aufwand verbunden. Für viele Patienten mit chronischer Migräne, die auf andere Prophylaxemedikamente nicht ausreichend ansprechen, stellt sie jedoch eine wirksame und verträgliche Option dar. Ein Vorteil ist, dass Botulinumtoxin keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hat und deshalb auch bei Patienten mit umfangreicher Medikation eingesetzt werden kann.
Wichtige Wechselwirkungen: Relevante Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bestehen praktisch nicht. Vorsicht ist nur geboten bei gleichzeitiger Anwendung bestimmter Muskelrelaxanzien oder Aminoglykosid-Antibiotika, da hier die muskelentspannende Wirkung verstärkt werden könnte.
Kontraindikationen: Botulinumtoxin darf nicht angewendet werden bei Patienten mit bestimmten neuromuskulären Erkrankungen (z. B. Myasthenia gravis), bei Infektionen im Injektionsbereich oder in der Schwangerschaft und Stillzeit.
Häufige Nebenwirkungen: Die Behandlung ist in der Regel gut verträglich. Typische Nebenwirkungen sind lokale Schmerzen oder Rötungen an den Einstichstellen, gelegentlich auch Nackenverspannungen, Muskelschwäche oder hängende Augenlider (Ptosis). Diese Effekte sind meist vorübergehend und verschwinden nach einigen Wochen wieder. Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten.
Warnzeichen: Patienten sollten ärztliche Hilfe suchen, wenn sie anhaltende Stimmungseinbrüche, starke Gewichtszunahme oder Bewegungsstörungen bemerken.
Zusammenfassung: Botulinumtoxin Typ A ist eine wirksame Prophylaxeoption für Patienten mit chronischer Migräne, bei denen klassische Medikamente nicht ausreichend helfen. Es wird alle 3 Monate durch viele kleine Injektionen in Kopf- und Nackenmuskeln verabreicht. Die Therapie ist gut verträglich, verursacht kaum Wechselwirkungen und kann die Migränelast deutlich senken. Der Nachteil sind die regelmäßigen Arztbesuche und der verzögerte Wirkungseintritt, da mehrere Behandlungszyklen notwendig sind, bis die volle Wirkung erreicht wird.
Die Inhalte (Stand 09/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an ärztliche Hilfe.