Fentanyl wird bei Amyotropher Lateralsklerose (ALS) eingesetzt, wenn starke Schmerzen bestehen, die mit anderen Schmerzmitteln nicht ausreichend behandelbar sind. Zusätzlich kann es – wie Morphin oder Oxycodon – zur Linderung von Atemnot beitragen. Ein besonderer Vorteil von Fentanyl ist die Verabreichung über ein Pflaster, das den Wirkstoff über die Haut abgibt. Das ist vor allem für Patienten mit Schluckbeschwerden oder vielen Tabletten hilfreich.
Wirkstoffgruppe: starkes Opioid-Schmerzmittel
Anwendung und Dosierung: Das Fentanyl-Pflaster wird auf die Haut geklebt und gibt den Wirkstoff kontinuierlich über 72 Stunden ab. Danach wird das Pflaster gewechselt und auf eine andere Hautstelle geklebt. Die Anfangsdosis liegt meist bei 12–25 Mikrogramm pro Stunde, abhängig von den bisherigen Schmerzmitteln. Die Wirkung setzt erst nach einigen Stunden ein, da der Wirkstoff über die Haut langsam aufgenommen wird. Für akute Schmerzen können in der Anfangsphase zusätzlich schnell wirksame Schmerzmittel notwendig sein.
Besonderheiten: Fentanyl eignet sich besonders gut für Patienten, die Tabletten schlecht schlucken können, da es über die Haut verabreicht wird. Es ist deutlich stärker wirksam als Morphin und muss deshalb sehr vorsichtig dosiert werden. Durch die gleichmäßige Abgabe entstehen stabile Wirkspiegel, was für eine konstante Schmerzlinderung sorgt. Wichtig ist, dass das Pflaster nicht auf Knochenvorsprüngen (z. B. Ellenbogen, Schulterblatt) geklebt wird, da es dort schlechter wirkt. Außerdem darf es nicht durch Wärmflaschen, Heizkissen oder Sauna zusätzlich erhitzt werden, weil Hitze die Wirkstoffabgabe beschleunigt und so eine gefährliche Überdosierung verursachen kann.
Wechselwirkungen: Fentanyl kann durch andere Medikamente beeinflusst werden, die über das Leberenzym CYP3A4 abgebaut werden – dazu gehören bestimmte Antibiotika, Antidepressiva oder Pilzmittel. Außerdem verstärkt es die Wirkung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Alkohol und anderen dämpfenden Medikamenten.
Kontraindikationen: Fentanyl darf nicht angewendet werden bei schweren akuten Atemstörungen, unbehandeltem Darmverschluss oder einer bekannten Allergie gegen den Wirkstoff. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit stark eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion.
Nebenwirkungen: Typische Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schläfrigkeit, Übelkeit, Verstopfung, Schwitzen und Schwindel. Schwerwiegender, aber selten, ist eine Atemverlangsamung. Da das Pflaster über viele Stunden wirkt, halten Nebenwirkungen oft länger an.
Warnzeichen: Bitte wenden Sie sich sofort an unsere Praxis, wenn unter Fentanyl starke Atemnot, extreme Schläfrigkeit, ungewöhnliche Verwirrtheit oder allergische Reaktionen auftreten. Auch Hautreaktionen an der Pflasterstelle sollten ärztlich kontrolliert werden.
Zusammenfassung: Fentanyl ist ein starkes Schmerz- und Atemnotmedikament, das besonders durch die einfache Anwendung als Pflaster für ALS-Patienten mit Schluckbeschwerden geeignet ist. Es sorgt für eine gleichmäßige Schmerzlinderung, erfordert aber eine sehr sorgfältige ärztliche Dosierung und Überwachung, da es stark wirksam ist und Nebenwirkungen wie Atemverlangsamung auftreten können.
Die Inhalte (Stand 09/2025) dienen der allgemeinen Information, erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Nehmen Sie Medikamente nur nach Verordnung ein und setzen Sie sie nicht eigenmächtig ab. Bei akuten Beschwerden oder Warnzeichen wenden Sie sich bitte umgehend an ärztliche Hilfe.