Bei der Behandlung der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) bilden die Medikamente Riluzol und Edaravon die Grundlage der krankheitsverzögernden Therapie. Beide wirken unterschiedlich und können sich ergänzen.
Riluzol ist das Standardmedikament und wird praktisch allen Patienten empfohlen, sobald die Diagnose gesichert ist. Es wirkt, indem es die Schädigung der Nervenzellen durch den Botenstoff Glutamat verringert, und kann so das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Riluzol wird in Tablettenform zweimal täglich eingenommen, und die Wirkung zeigt sich eher langfristig: Die Krankheit schreitet insgesamt langsamer voran, auch wenn Patienten dies im Alltag nicht sofort spüren.
Edaravon wirkt auf einem anderen Weg: Es fängt schädliche freie Radikale ab, die ebenfalls zur Nervenschädigung beitragen. Die Studienlage zeigt, dass es besonders bei Patienten im frühen Krankheitsstadium wirksam ist, wenn noch relativ viel Muskelkraft und Selbstständigkeit erhalten sind. Es wird als Infusion oder – inzwischen in manchen Ländern auch als Lösung oder Kapsel – verabreicht. Die Behandlung erfolgt in Zyklen und ist etwas aufwendiger als die Tabletteneinnahme von Riluzol.
In der Praxis bedeutet das: Riluzol ist die Basistherapie, die praktisch jeder Patient erhält, während Edaravon ergänzend in Betracht kommt, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind und die Therapie organisatorisch umsetzbar ist. Manche Patienten profitieren von der Kombination, da beide Medikamente unterschiedliche Mechanismen ansprechen.
Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind für beide Therapien wichtig – bei Riluzol vor allem die Überwachung der Leberwerte, bei Edaravon die Kontrolle der Nierenfunktion und mögliche Infusionsreaktionen.