NEUROLOGIE MIT HERZ
Modern. Ganzheitlich. Einfühlsam.

Die Behandlung der Myasthenia gravis verfolgt das Ziel, die Muskelschwäche zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und gefährliche Komplikationen wie eine Atemschwäche zu verhindern. Da die Erkrankung auf einer fehlgeleiteten Immunreaktion beruht, kombiniert die Therapie symptomatische Medikamente mit Immuntherapien, die an der Krankheitsursache ansetzen.

Zu Beginn steht meist die symptomatische Behandlung mit Pyridostigmin. Dieses Medikament verstärkt die Wirkung des Botenstoffes Acetylcholin an der neuromuskulären Endplatte und kann so die Muskelkraft rasch verbessern. Es wirkt innerhalb einer Stunde und muss mehrmals täglich eingenommen werden. Pyridostigmin beeinflusst die Krankheit selbst jedoch nicht, sondern lindert nur die Beschwerden.

Für eine langfristige Krankheitskontrolle sind deshalb immunsuppressive Therapien notwendig. Häufig wird zunächst Kortison (Prednisolon) eingesetzt, das die überschießende Abwehrreaktion dämpft. Um die Nebenwirkungen einer Dauertherapie zu vermeiden, wird Kortison später oft mit Kortison-sparenden Medikamenten wie Azathioprin oder Mycophenolat-Mofetil kombiniert. Diese wirken langsamer, helfen aber, die Erkrankung über Monate und Jahre zu stabilisieren. In besonderen Fällen kommen auch Ciclosporin oder Tacrolimus infrage, die gezielt die Aktivität bestimmter Immunzellen bremsen.

Wenn die Erkrankung sich akut verschlechtert oder eine myasthenische Krise droht, können intravenöse Immunglobuline (IVIG) oder eine Plasmapherese eingesetzt werden. Beide Verfahren wirken schnell, indem sie die krankhaften Antikörper blockieren oder aus dem Blut entfernen. Sie stabilisieren die Patienten in Notfallsituationen, die dauerhafte Therapie wird aber mit anderen Medikamenten fortgesetzt.

Für Patienten mit schweren oder therapieresistenten Verläufen stehen inzwischen auch Biologika (Antikörpertherapien) zur Verfügung. Rituximab ist besonders wirksam bei Myasthenieformen mit MuSK-Antikörpern, während Eculizumab für Patienten mit generalisierter Myasthenie und Acetylcholinrezeptor-Antikörpern zugelassen ist, wenn andere Therapien nicht helfen. Diese Medikamente greifen sehr gezielt ins Immunsystem ein, erfordern aber eine enge ärztliche Überwachung.

Neben den medikamentösen Therapien spielt bei manchen Patienten auch die operative Entfernung der Thymusdrüse (Thymektomie) eine Rolle, da dieser Bereich oft an der Fehlsteuerung des Immunsystems beteiligt ist. Zusammenfassend folgt die Behandlung der Myasthenia gravis einem stufenweisen Konzept:

  • Pyridostigmin für die schnelle Symptomkontrolle,
  • Kortison und andere Immunsuppressiva für die langfristige Krankheitsstabilisierung,
  • IVIG oder Plasmapherese als schnelle Notfallmaßnahmen,
  • und Biologika für schwere, therapierefraktäre Fälle.

Mit dieser kombinierten und individuell angepassten Strategie gelingt es heute, die Erkrankung bei den meisten Patienten so gut zu kontrollieren, dass sie ein weitgehend normales Leben führen können.