NEUROLOGIE MIT HERZ
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Was ist Lisdexamfetamin?
Lisdexamfetamin ist ein Medikament aus der Gruppe der sogenannten Stimulanzien und wird zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung eingesetzt. Es hilft, die Kernsymptome wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und innere Unruhe zu lindern. Das Präparat ist in Deutschland unter den Namen Elvanse® und Elvanse Adult® erhältlich. Es handelt sich um eine sogenannte Prodrug, also eine inaktive Vorstufe, die erst im Körper in den wirksamen Stoff Dexamfetamin umgewandelt wird. Diese Form sorgt für eine gleichmäßige, über viele Stunden anhaltende Wirkung und verringert das Risiko eines Missbrauchs.

Wie wirkt Lisdexamfetamin im Gehirn?
Bei Menschen mit ADHS arbeiten die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin, die für Aufmerksamkeit, Motivation und Selbststeuerung wichtig sind, nicht optimal zusammen. Lisdexamfetamin wird nach der Einnahme zu Dexamfetamin umgewandelt, das die Freisetzung dieser Botenstoffe im Gehirn anregt und gleichzeitig deren Wiederaufnahme hemmt. Dadurch stehen Dopamin und Noradrenalin länger zur Verfügung, was die Signalübertragung im Gehirn verbessert. Diese Wirkung führt zu einer stabileren Konzentration, einer besseren Organisation des Denkens und einer Verringerung impulsiver Reaktionen.

Wann wird Lisdexamfetamin eingesetzt?
Lisdexamfetamin wird eingesetzt, wenn andere Medikamente, insbesondere Methylphenidat, nicht ausreichend wirken oder nicht gut vertragen werden. Die Behandlung erfolgt immer im Rahmen eines umfassenden Therapieplans, der neben der Medikation auch psychotherapeutische oder verhaltenstherapeutische Maßnahmen umfasst. Ziel ist es, die Symptome langfristig zu stabilisieren und die Lebensqualität zu verbessern. In seltenen Fällen kann Lisdexamfetamin auch bei Narkolepsie angewendet werden. Diese Verwendung erfolgt jedoch außerhalb der eigentlichen Zulassung und nur nach individueller ärztlicher Beurteilung.

Wie wird das Medikament eingenommen?
Die Behandlung beginnt meist mit einer Dosis von 30 Milligramm einmal täglich. Abhängig von der Wirkung und der Verträglichkeit kann die Dosis schrittweise erhöht werden, bis die individuell optimale Dosis erreicht ist. Die maximale Tagesdosis beträgt 70 Milligramm. Lisdexamfetamin wird morgens eingenommen, da es über viele Stunden wirkt. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen, bei Magenempfindlichkeit ist die Einnahme zu einer Mahlzeit empfehlenswert. Die Kapseln sollten im Ganzen geschluckt werden. Wenn das Schlucken schwerfällt, kann der Inhalt in Wasser oder Joghurt aufgelöst werden. Aufgrund der langen Wirkdauer genügt in der Regel eine einmal tägliche Einnahme.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Wie bei allen Medikamenten kann es auch unter Lisdexamfetamin zu Nebenwirkungen kommen. Häufig treten Schlaflosigkeit, Appetitminderung, Nervosität, trockener Mund oder ein beschleunigter Puls auf. Manche Menschen berichten über Magenbeschwerden oder Stimmungsschwankungen. Selten kann es zu ernsthaften Nebenwirkungen wie Brustschmerzen, Schwindel, Halluzinationen oder Kreislaufproblemen kommen. In diesen Fällen sollte das Medikament sofort abgesetzt und ärztlicher Rat eingeholt werden. Die meisten unerwünschten Wirkungen sind mild und verschwinden bei Dosisanpassung oder nach einer Eingewöhnungsphase.

Wer sollte Lisdexamfetamin nicht einnehmen?
Das Medikament ist nicht geeignet für Personen mit unbehandeltem Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion, grünem Star oder Phäochromozytom. Auch bei bestehender oder früherer Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit ist Vorsicht geboten. Menschen mit unbehandelten Psychosen, manischen Phasen oder schweren Depressionen sollten Lisdexamfetamin nicht erhalten. Vor Beginn der Behandlung erfolgt daher eine gründliche ärztliche Untersuchung, um mögliche Risiken auszuschließen.

Welche Untersuchungen sind vor der Behandlung erforderlich?
Vor der ersten Einnahme prüft die Ärztin oder der Arzt die Krankengeschichte und mögliche Risikofaktoren. Dazu gehören eine körperliche Untersuchung, Blutdruck- und Pulsmessungen sowie bei Bedarf ein EKG. Auch psychische Vorerkrankungen oder bestehende Medikamente werden berücksichtigt, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Während der Behandlung erfolgen regelmäßige Kontrollen, bei denen Blutdruck, Puls, Gewicht, Appetit und Schlafverhalten überwacht werden.

Welche Wechselwirkungen sind möglich?
Lisdexamfetamin darf nicht zusammen mit sogenannten MAO-Hemmern eingenommen werden, da diese Kombination zu gefährlichen Blutdruckanstiegen führen kann. Blutdrucksenkende Medikamente können weniger wirksam sein. Die gleichzeitige Einnahme mit bestimmten Antidepressiva oder Alkohol kann Nebenwirkungen verstärken. Es ist daher wichtig, dass behandelnde Ärztinnen und Ärzte über alle regelmäßig eingenommenen Medikamente informiert sind, einschließlich pflanzlicher Präparate oder Nahrungsergänzungsmittel.

Wie wird die Behandlung überwacht?
Nach Beginn der Therapie erfolgt eine Phase der Dosisanpassung, um die individuell wirksame Menge zu finden. Anschließend werden in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Dabei werden Blutdruck, Puls, Gewicht und psychisches Befinden überprüft. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Medikaments werden mindestens alle sechs bis zwölf Monate beurteilt. Bei Auffälligkeiten oder neu auftretenden Beschwerden wird die Behandlung überprüft und gegebenenfalls angepasst.

Was ist bei der Verordnung zu beachten?
Lisdexamfetamin unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz und darf daher nur auf einem speziellen Rezept verschrieben werden. Die Verschreibung erfolgt ausschließlich durch Fachärztinnen oder Fachärzte für Neurologie oder Psychiatrie. Voraussetzung ist eine gesicherte ADHS-Diagnose mit Symptombeginn in der Kindheit. Die Behandlung muss Teil eines umfassenden Therapieplans sein, der auch psychologische oder psychosoziale Maßnahmen beinhaltet.

Welche Alternativen gibt es zu Lisdexamfetamin?
Wenn Lisdexamfetamin nicht ausreichend wirkt oder nicht vertragen wird, stehen andere Medikamente zur Verfügung. Dazu gehören Methylphenidat, Dexamfetamin oder nicht-stimulierende Präparate wie Atomoxetin und Guanfacin. Die Auswahl richtet sich nach der individuellen Wirkung, den Nebenwirkungen und eventuellen Begleiterkrankungen.

Wie wirksam ist Lisdexamfetamin?
In klinischen Studien zeigte Lisdexamfetamin eine deutliche Verbesserung der ADHS-Symptome bei Erwachsenen. Die Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit und Impulskontrolle nehmen zu, und die emotionale Stabilität verbessert sich. Durch die lange Wirkdauer über den Tag hinweg wird eine gleichmäßige Symptomkontrolle ermöglicht, ohne dass mehrere Einnahmen erforderlich sind.

Welche Risiken bestehen?
Wie andere Stimulanzien kann auch Lisdexamfetamin bei falscher Anwendung missbraucht werden. Unter ärztlicher Kontrolle ist dieses Risiko jedoch gering. Es kann in seltenen Fällen zu Kreislaufproblemen oder psychischen Veränderungen kommen, die frühzeitig erkannt werden, wenn regelmäßige Kontrollen stattfinden. Eine eigenmächtige Dosisänderung oder das plötzliche Absetzen sollten vermieden werden.

Fazit
Lisdexamfetamin ist ein modernes, gut erforschtes Medikament zur Behandlung von ADHS bei Erwachsenen. Es wirkt zuverlässig, ist meist gut verträglich und durch seine gleichmäßige Freisetzung über viele Stunden hinweg besonders alltagstauglich. Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung sind eine exakte Diagnosestellung, eine individuelle Dosierung und eine regelmäßige ärztliche Überwachung. In Kombination mit psychotherapeutischen Maßnahmen kann Lisdexamfetamin zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität beitragen.