Was ist Guanfacin?
Guanfacin ist ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt wurde und inzwischen in der Therapie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt wird. In Deutschland ist es unter dem Handelsnamen Intuniv® zugelassen – allerdings nur für Kinder und Jugendliche. Bei Erwachsenen kann Guanfacin im sogenannten Off-Label-Use verschrieben werden, wenn andere Medikamente wie Stimulanzien nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden. Es gehört zur Gruppe der sogenannten α2A-Adrenozeptor-Agonisten und unterscheidet sich damit grundlegend von den klassischen ADHS-Medikamenten.
Guanfacin ist ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt wurde und inzwischen in der Therapie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt wird. In Deutschland ist es unter dem Handelsnamen Intuniv® zugelassen – allerdings nur für Kinder und Jugendliche. Bei Erwachsenen kann Guanfacin im sogenannten Off-Label-Use verschrieben werden, wenn andere Medikamente wie Stimulanzien nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden. Es gehört zur Gruppe der sogenannten α2A-Adrenozeptor-Agonisten und unterscheidet sich damit grundlegend von den klassischen ADHS-Medikamenten.
Wie wirkt Guanfacin im Gehirn?
Guanfacin wirkt im präfrontalen Kortex, also in dem Gehirnareal, das für Aufmerksamkeit, Handlungsplanung, Impulskontrolle und Arbeitsgedächtnis verantwortlich ist. Es aktiviert dort spezifische Rezeptoren, die die Signalübertragung zwischen Nervenzellen stabilisieren. Dadurch kann das Gehirn Reize besser filtern, sich länger konzentrieren und impulsive Handlungen besser steuern. Im Gegensatz zu Stimulanzien wie Methylphenidat oder Amphetaminen beeinflusst Guanfacin den Dopaminhaushalt kaum. Es wirkt beruhigend und stabilisierend, ohne eine aktivierende Wirkung zu haben.
Wann wird Guanfacin eingesetzt?
Bei Erwachsenen wird Guanfacin vor allem dann eingesetzt, wenn Stimulanzien oder Atomoxetin nicht infrage kommen – etwa bei Unverträglichkeiten, Schlafstörungen, Bluthochdruck oder einem Risiko für Substanzmissbrauch. Auch Menschen mit bestimmten Begleiterkrankungen wie dem Tourette-Syndrom oder Angststörungen profitieren mitunter von Guanfacin, da es impulsive und hyperaktive Verhaltensanteile mindert, ohne das Nervensystem zu stark anzuregen. Die Anwendung bei Erwachsenen gilt als Off-Label-Use, das heißt, sie erfolgt außerhalb der offiziellen Zulassung, aber auf Grundlage klinischer Erfahrung und wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Wie wird Guanfacin eingenommen?
Die Behandlung beginnt üblicherweise mit einer niedrigen Dosis von 1 Milligramm täglich, die schrittweise in wöchentlichen Abständen gesteigert wird, bis die individuell wirksame Dosis erreicht ist. Die maximale Tagesdosis bei Erwachsenen liegt in der Regel zwischen 5 und 7 Milligramm. Das Medikament wird einmal täglich abends eingenommen, da es eine leicht beruhigende Wirkung hat und so den Schlaf fördern kann. Guanfacin kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden, wird aber häufig besser vertragen, wenn es zu einer Mahlzeit eingenommen wird. Die Retardtabletten dürfen weder geteilt noch zerkleinert werden, da sonst die gleichmäßige Wirkstofffreisetzung verloren geht.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Die häufigsten Nebenwirkungen von Guanfacin sind Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, Kopfschmerzen und Mundtrockenheit. Besonders zu Beginn der Behandlung kann es zu einem leichten Blutdruckabfall kommen, was sich durch Schwindel oder ein Gefühl von Schwäche äußern kann. Einige Menschen berichten über Gewichtszunahme oder eine verlangsamte Herzfrequenz. Sehr selten treten ausgeprägte Kreislaufprobleme oder depressive Verstimmungen auf. Wenn Schwindel, Ohnmachtsgefühle oder starke Müdigkeit auftreten, sollten Sie unsere neurologische Praxis in Willich informieren, um die Dosis anzupassen.
Wer sollte Guanfacin nicht einnehmen?
Guanfacin ist nicht geeignet für Menschen mit starkem Blutdruckabfall, schweren Herzrhythmusstörungen, einem langsamen Puls oder schwerer Leber- bzw. Nierenerkrankung. Vor allem Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten vor Therapiebeginn sorgfältig untersucht werden. Schwangere und Stillende sollten Guanfacin nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung einnehmen.
Welche Untersuchungen sind vor und während der Therapie erforderlich?
Vor Beginn der Behandlung werden Blutdruck und Puls gemessen und gegebenenfalls ein EKG durchgeführt. Während der ersten Wochen sind regelmäßige Kontrollen wichtig, um mögliche Kreislaufveränderungen rechtzeitig zu erkennen. Auch im weiteren Verlauf werden Blutdruck, Herzfrequenz und Gewicht in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Eine jährliche Überprüfung von Wirksamkeit und Verträglichkeit wird empfohlen.
Welche Wechselwirkungen sind möglich?
Guanfacin kann in seiner Wirkung durch bestimmte Medikamente beeinflusst werden. Mittel, die das Enzym CYP3A4 hemmen, etwa Ketoconazol, können die Konzentration von Guanfacin im Blut erhöhen und so Müdigkeit oder Schwindel verstärken. Medikamente, die dieses Enzym aktivieren, etwa Rifampicin oder Carbamazepin, können die Wirksamkeit abschwächen. Zusammen mit Alkohol, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln kann sich die dämpfende Wirkung verstärken. Bei gleichzeitiger Einnahme von Blutdruckmedikamenten besteht die Gefahr einer übermäßigen Blutdrucksenkung.
Wie schnell und wie lange wirkt Guanfacin?
Die Wirkung setzt allmählich ein und zeigt sich meist innerhalb der ersten ein bis zwei Wochen. Eine stabile Verbesserung der Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und inneren Ruhe tritt häufig nach mehreren Wochen ein. Guanfacin wirkt über 24 Stunden, sodass eine einmal tägliche Einnahme genügt. Die Behandlung kann über längere Zeiträume erfolgen, sofern sie gut vertragen wird und die Symptome günstig beeinflusst.
Was ist bei der Verordnung zu beachten?
Guanfacin ist in Deutschland nur für Kinder und Jugendliche offiziell zugelassen. Die Anwendung bei Erwachsenen erfolgt daher im Off-Label-Use. Das bedeutet, dass in Ihrer neurologischen Praxis in Willich vor Beginn der Behandlung den möglichen Nutzen und die Risiken individuell abwägt und die Patientin oder den Patienten ausführlich über die Besonderheiten aufklärt. Das Medikament unterliegt nicht dem Betäubungsmittelgesetz und wird auf einem normalen Rezept verordnet.
Welche Alternativen gibt es?
Zu den Alternativen gehören Stimulanzien wie Methylphenidat, Lisdexamfetamin oder Dexamfetamin sowie das nicht-stimulierende Atomoxetin. Die Auswahl richtet sich nach der individuellen Symptomatik, Begleiterkrankungen und der Verträglichkeit. Guanfacin wird häufig gewählt, wenn Stimulanzien zu Schlafproblemen, Nervosität oder Appetitverlust führen oder wenn ein ruhigeres, ausgleichendes Medikament bevorzugt wird.
Wie wirksam ist Guanfacin?
Studien und klinische Erfahrungen zeigen, dass Guanfacin die Konzentrationsfähigkeit verbessert, impulsives Verhalten reduziert und die emotionale Stabilität fördert. Es eignet sich besonders für Menschen, die empfindlich auf stimulierende Medikamente reagieren oder gleichzeitig unter Schlafstörungen leiden. Die Wirkung ist weniger ausgeprägt als bei Stimulanzien, dafür aber gleichmäßiger und mit einem geringeren Risiko für Nebenwirkungen verbunden.
Welche Risiken bestehen?
Guanfacin kann den Blutdruck senken und zu starker Müdigkeit führen, insbesondere zu Beginn der Behandlung oder bei Dosiserhöhung. Plötzliches Absetzen sollte vermieden werden, da der Blutdruck vorübergehend ansteigen kann. Die Behandlung sollte deshalb immer unter ärztlicher Kontrolle begonnen und beendet werden.
Fazit
Guanfacin ist eine wirksame und meist gut verträgliche Option bei der Behandlung von ADHS, insbesondere für Erwachsene, die Stimulanzien nicht einnehmen können oder wollen. Es wirkt beruhigend, verbessert die Konzentrationsfähigkeit und senkt die Impulsivität. Da es sich bei Erwachsenen um eine Off-Label-Therapie handelt, sind eine sorgfältige Indikationsstellung, regelmäßige Kontrollen und eine enge ärztliche Begleitung entscheidend für eine sichere und erfolgreiche Behandlung.