Was ist Bupropion?
Bupropion ist ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Depressionen entwickelt wurde und heute auch zur Unterstützung bei der Raucherentwöhnung eingesetzt wird. Es wirkt auf bestimmte Botenstoffe im Gehirn, die Aufmerksamkeit, Antrieb und Motivation beeinflussen. Bei Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird Bupropion häufig dann angewendet, wenn klassische Stimulanzien wie Methylphenidat oder Amphetamine nicht vertragen werden oder nicht eingesetzt werden können. Da Bupropion für ADHS nicht offiziell zugelassen ist, erfolgt die Behandlung im sogenannten Off-Label-Use, also außerhalb der regulären Zulassung, jedoch auf Grundlage klinischer Erfahrungen und wissenschaftlicher Studien.
Wie wirkt Bupropion im Gehirn?
Bupropion beeinflusst die Aktivität der Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin, die bei ADHS eine wichtige Rolle spielen. Diese Neurotransmitter steuern Aufmerksamkeit, Konzentration, Motivation und Impulskontrolle. Durch die Hemmung ihrer Wiederaufnahme in die Nervenzellen erhöht Bupropion deren Verfügbarkeit im Gehirn. Dadurch kann die Informationsverarbeitung verbessert, die innere Unruhe reduziert und das Denken klarer und strukturierter werden. Im Gegensatz zu Stimulanzien wirkt Bupropion nicht aktivierend, sondern stabilisierend, und es besteht kein Risiko für Abhängigkeit oder Missbrauch.
Wann wird Bupropion bei ADHS eingesetzt?
Bupropion wird vor allem dann eingesetzt, wenn Stimulanzien wie Methylphenidat oder Lisdexamfetamin nicht geeignet sind oder nicht ausreichend wirken. Es ist auch eine gute Wahl für Menschen, die zusätzlich unter Depressionen, Antriebslosigkeit oder Schlafstörungen leiden, da es gleichzeitig eine stimmungsaufhellende Wirkung besitzt. Darüber hinaus wird es häufig bei Patientinnen und Patienten verwendet, die mit dem Rauchen aufhören möchten, da es auch in dieser Indikation zugelassen ist.
Wie wird Bupropion eingenommen?
Die Behandlung beginnt mit einer niedrigen Dosis, meist 150 Milligramm täglich. Nach einigen Tagen wird die Dosis in der Regel auf 300 Milligramm pro Tag gesteigert. Das Medikament wird meist morgens eingenommen, um Schlafstörungen zu vermeiden. Bupropion ist in retardierter Form erhältlich, das heißt, der Wirkstoff wird über den Tag gleichmäßig freigesetzt. Die Tabletten dürfen nicht geteilt, zerdrückt oder zerkaut werden, da dies die Freisetzung verändert. Die Wirkung setzt nicht sofort ein, sondern entwickelt sich über zwei bis vier Wochen. Um eine gleichmäßige Wirkung zu erzielen, ist eine tägliche Einnahme wichtig.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Schlafstörungen, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Übelkeit und eine gewisse innere Unruhe zu Beginn der Behandlung. Manche Patientinnen und Patienten berichten über leichte Blutdrucksteigerungen oder Herzklopfen. Selten kann es zu Krampfanfällen kommen, insbesondere bei hoher Dosierung oder bei Personen mit bestimmten Risikofaktoren wie Essstörungen oder starkem Alkoholgebrauch. Sehr selten treten psychische Veränderungen, wie Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen, auf. Meist sind die Nebenwirkungen mild und bessern sich nach einigen Wochen.
Wer sollte Bupropion nicht einnehmen?
Bupropion ist nicht geeignet für Menschen mit Krampfleiden, schweren Essstörungen wie Bulimie oder Anorexie, akuten Entzugszuständen von Alkohol oder Beruhigungsmitteln sowie bei schwerer Leberfunktionsstörung. Auch Personen, die bestimmte andere Medikamente wie MAO-Hemmer einnehmen, dürfen Bupropion nicht verwenden. Vor Beginn der Therapie prüft die Ärztin oder der Arzt sorgfältig, ob Risikofaktoren vorliegen, und entscheidet individuell über die Eignung.
Welche Untersuchungen sind vor und während der Behandlung erforderlich?
Vor Therapiebeginn wird eine ärztliche Untersuchung durchgeführt, um Risikofaktoren für Krampfanfälle, Bluthochdruck oder psychiatrische Begleiterkrankungen auszuschließen. Während der Behandlung werden Blutdruck, Stimmung und Schlafverhalten regelmäßig kontrolliert. Bei Auftreten ungewöhnlicher Symptome, insbesondere Muskelzuckungen, Bewusstseinsstörungen oder starke Unruhe, sollte sofort ärztlicher Rat eingeholt werden.
Welche Wechselwirkungen sind möglich?
Bupropion kann mit verschiedenen Medikamenten wechselwirken. Substanzen, die die Krampfschwelle senken, etwa bestimmte Antipsychotika oder Antidepressiva, erhöhen das Risiko für Nebenwirkungen. Alkohol kann die Verträglichkeit beeinträchtigen und sollte möglichst gemieden werden. Auch Medikamente, die über die Leberenzyme CYP2B6 verstoffwechselt werden, können den Bupropion-Spiegel beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, dass alle regelmäßig eingenommenen Arzneimittel der Ärztin oder dem Arzt mitgeteilt werden.
Wie schnell und wie lange wirkt Bupropion?
Die Wirkung tritt meist nicht sofort ein. Erste Verbesserungen der Konzentration, Aufmerksamkeit oder Stimmung zeigen sich häufig nach zwei bis vier Wochen, manchmal auch später. Der volle therapeutische Effekt stellt sich nach mehreren Wochen regelmäßiger Einnahme ein. Die Behandlung kann über mehrere Monate oder länger fortgesetzt werden, solange sie wirksam und gut verträglich ist.
Welche Alternativen gibt es?
Neben Bupropion stehen verschiedene andere Medikamente zur Verfügung. Dazu gehören die Stimulanzien Methylphenidat, Dexamfetamin und Lisdexamfetamin sowie die nicht-stimulierenden Wirkstoffe Atomoxetin und Guanfacin. Die Auswahl richtet sich nach den Symptomen, Begleiterkrankungen und der individuellen Verträglichkeit.
Wie hoch sind die Kosten?
Da es sich bei der ADHS-Behandlung um eine Off-Label-Therapie handelt, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten in der Regel nur nach vorheriger Genehmigung.
Wie wirksam ist Bupropion bei ADHS?
Bupropion kann bei einem Teil der Erwachsenen mit ADHS die Aufmerksamkeit verbessern, die Impulsivität verringern und depressive Verstimmungen lindern. Im Vergleich zu Stimulanzien ist die Wirkung meist etwas schwächer, dafür aber gleichmäßiger und ohne Aktivierung oder Abhängigkeitspotenzial. Viele Patientinnen und Patienten berichten über eine allmähliche Verbesserung der Konzentration, der Belastbarkeit und der emotionalen Stabilität.
Welche Risiken bestehen?
Das wichtigste Risiko ist die Möglichkeit von Krampfanfällen, insbesondere bei hoher Dosierung oder zusätzlichen Risikofaktoren. Dieses Risiko ist gering, wenn die Dosierungsempfehlungen eingehalten und mögliche Gegenanzeigen beachtet werden. Bei Auftreten von Schlaflosigkeit, starkem Blutdruckanstieg oder ungewöhnlicher innerer Unruhe sollte die Dosis angepasst oder das Medikament gewechselt werden.
Fazit
Bupropion ist eine sinnvolle Behandlungsoption für Erwachsene mit ADHS, die Stimulanzien nicht vertragen oder zusätzlich unter depressiven Symptomen leiden. Es wirkt über eine Erhöhung der Noradrenalin- und Dopaminaktivität im Gehirn und verbessert so Konzentration und emotionale Stabilität. Die Wirkung setzt langsam ein, ist aber meist stabil und gut verträglich. Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie sind eine sorgfältige ärztliche Überwachung, die Einhaltung der Dosierung und Geduld in den ersten Wochen der Behandlung.