Was sind SUNHA? Short-lasting unilateral neuralgiform headache attacks, kurz SUNHA, sind sehr seltene, aber klar definierte Kopfschmerzformen. Sie gehören zu den sogenannten trigeminoautonomen Kopfschmerzen, bei denen Schmerz und autonome Symptome – wie Tränenfluss oder Nasenlaufen – gemeinsam auftreten. SUNHA umfasst zwei Unterformen: die SUNCT, bei der Tränenfluss und Rötung des Auges im Vordergrund stehen, und die SUNA, bei der andere Begleitsymptome wie eine verstopfte Nase, hängendes Augenlid oder Gesichtsrötung auftreten können.
Wie häufig sind diese Kopfschmerzen und wer ist betroffen?
SUNHA tritt sehr selten auf. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Die Erkrankung beginnt meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr, kann aber auch jüngere oder ältere Menschen betreffen. Da die Beschwerden oft ungewöhnlich kurz und heftig sind, wird die Krankheit nicht immer sofort erkannt, was die Diagnose erschwert.
Wie äußern sich die Beschwerden?
Die Schmerzen beginnen plötzlich, sind sehr stark und werden oft als stechend, brennend oder elektrisierend beschrieben. Sie treten auf einer Kopfseite auf, meist rund um Auge, Schläfe oder Stirn. Eine Attacke dauert nur wenige Sekunden, manchmal bis zu einer Minute, und kann viele Male am Tag wiederkehren – in schweren Fällen über hundertmal. Begleitend zeigen sich auf derselben Seite Symptome wie Tränenfluss, Rötung des Auges, verstopfte Nase, Gesichtsrötung oder Schwitzen. Zwischen den Attacken sind die Betroffenen oft völlig beschwerdefrei. Die Schmerzen können durch Berührung des Gesichts, Kauen, Sprechen oder Schlucken ausgelöst werden.
Was sind die Ursachen?
Die genaue Ursache ist noch nicht vollständig verstanden. Vermutet wird eine Fehlsteuerung im sogenannten trigeminovaskulären System, das Schmerz- und Gefäßreaktionen im Gesicht reguliert. Eine Überaktivität dieses Systems führt dazu, dass bestimmte Nervenstoffe ausgeschüttet werden, die Schmerzen und Begleitsymptome verursachen. Auch der Hypothalamus, ein tief im Gehirn liegendes Steuerzentrum, scheint an der Entstehung beteiligt zu sein. Bildgebende Untersuchungen zeigen bei SUNHA-Patienten häufig eine erhöhte Aktivität in diesem Bereich.
Gibt es Risikofaktoren oder Auslöser?
Spezifische Risikofaktoren sind nicht bekannt. Die Attacken können jedoch durch verschiedene Reize ausgelöst werden. Häufig genügen schon kleine mechanische Berührungen im Gesicht, Kauen, Zähneputzen oder Sprechen, um Schmerzen zu provozieren. Auch Stress, Schlafmangel oder starke emotionale Belastung können die Häufigkeit der Attacken erhöhen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose basiert in erster Linie auf einer genauen Beschreibung der Beschwerden. Ein erfahrener Arzt oder eine Ärztin wird gezielt nach der Dauer, Intensität und Häufigkeit der Attacken sowie nach begleitenden Symptomen fragen. Da SUNHA sehr kurz andauernde, aber häufig wiederkehrende Schmerzen verursacht, unterscheidet sie sich deutlich von anderen Kopfschmerzformen wie Migräne oder Clusterkopfschmerz.
Um andere Erkrankungen auszuschließen, wird immer eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes durchgeführt. Damit können Tumoren, Gefäßveränderungen oder Entzündungen ausgeschlossen werden, die ähnliche Beschwerden verursachen könnten. In manchen Fällen wird zusätzlich eine Gefäßdarstellung oder eine Untersuchung des Trigeminusnervs durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Nervenkompression besteht.
Wie sieht der Krankheitsverlauf aus?
SUNHA verläuft bei den meisten Betroffenen chronisch. Das bedeutet, dass die Attacken über Monate oder Jahre hinweg auftreten und nur selten längere Pausen machen. In Einzelfällen kann es jedoch auch zu vorübergehenden beschwerdefreien Phasen kommen. Der Krankheitsverlauf ist sehr belastend, weil die Attacken häufig und unvorhersehbar auftreten. Die Lebensqualität ist oft stark eingeschränkt, besonders wenn einfache Tätigkeiten wie Sprechen oder Essen Attacken auslösen.
Wie wird SUNHA behandelt?
Da die Attacken sehr kurz sind, wirken klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Triptane nicht. Die Behandlung zielt daher darauf ab, die Häufigkeit und Stärke der Attacken langfristig zu verringern.
Das wichtigste Medikament ist Lamotrigin, ein Mittel, das ursprünglich zur Behandlung von Epilepsien entwickelt wurde. Es wirkt bei vielen Patienten deutlich und gilt als Therapie der ersten Wahl. Wenn Lamotrigin nicht vertragen wird oder nicht ausreichend hilft, können Carbamazepin oder Oxcarbazepin eingesetzt werden. Auch Topiramat oder Verapamil sind mögliche Alternativen.
In schweren Phasen kann kurzfristig eine Lidocain-Infusion im Krankenhaus helfen, die Attacken zu unterbrechen. Wenn Medikamente allein nicht ausreichen, kommen in Einzelfällen gezielte Nervenbehandlungen infrage, etwa eine Radiofrequenztherapie am Ganglion Gasseri.
Bei sehr schweren und therapieresistenten Verläufen kann in spezialisierten Zentren eine tiefe Hirnstimulation des posterioren Hypothalamus erwogen werden. Dabei wird durch einen kleinen, implantierten Stimulator gezielt ein Gehirnareal beeinflusst, um die Attacken zu reduzieren. Diese Therapie bleibt jedoch die Ausnahme und wird nur bei streng ausgewählten Patienten eingesetzt.
Welche unterstützenden Maßnahmen sind sinnvoll?
Neben der medikamentösen Therapie spielt die Vermeidung bekannter Auslöser eine wichtige Rolle. Regelmäßiger Schlaf, Stressabbau, Entspannungsverfahren und das Meiden mechanischer Trigger können helfen, Attacken zu verringern. Eine gute Schlafhygiene und geregelte Tagesabläufe stabilisieren das Nervensystem und reduzieren die Anfälligkeit. Bei chronischem Verlauf kann eine begleitende Schmerzpsychotherapie helfen, den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.
Gibt es neue oder experimentelle Behandlungsansätze?
Einige neue Medikamente werden derzeit erprobt. Dazu gehören sogenannte CGRP-Antikörper wie Erenumab oder Galcanezumab, die bei anderen Kopfschmerzformen bereits etabliert sind. Auch Botulinumtoxin A und Melatonin werden in Einzelfällen eingesetzt, insbesondere wenn Standardtherapien nicht ausreichend wirken. Diese Verfahren gelten jedoch noch als experimentell und werden individuell entschieden.
Was hilft nicht?
Triptane, Sauerstoffinhalationen oder Opioide, die bei Migräne oder Clusterkopfschmerz eingesetzt werden, zeigen bei SUNHA keine Wirkung. Insbesondere Opioide sollten nicht verwendet werden, da sie nicht nur unwirksam sind, sondern auch zu Medikamentenabhängigkeit und Verschlimmerung der Beschwerden führen können.
Welche Erkrankungen können ähnliche Beschwerden verursachen?
SUNHA kann leicht mit anderen Kopfschmerzformen verwechselt werden, insbesondere mit der Trigeminusneuralgie, die ähnliche Schmerzattacken ohne autonome Symptome verursacht. Auch der Clusterkopfschmerz und die paroxysmale Hemikranie müssen ausgeschlossen werden. Eine gründliche neurologische Untersuchung und moderne Bildgebung sind daher unerlässlich, um die richtige Diagnose zu stellen.
Wie ist die Prognose?
Was sollten Betroffene beachten?
Zusammenfassung
FACHGESELLSCHAFTEN UND LEITLINIEN
Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG)
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
WICHTIGE FORMULARE:
Kopfschmerzfragebogen
DMKG Kopfschmerzkalender
SELBSTHILFE ORGANISATIONEN:
Deutsche Schmerzliga e. V.
SchmerzLOS e. V.