Was ist eine Okzipitalisneuralgie? Die Okzipitalisneuralgie ist eine seltene Form von Nervenschmerz, die im Bereich des Hinterkopfes auftritt. Ursache ist eine Reizung oder Entzündung der sogenannten okzipitalen Nerven, die vom oberen Teil der Halswirbelsäule zum Hinterkopf ziehen. Diese Nerven leiten Empfindungen aus dem Nacken und Hinterkopf an das Gehirn weiter. Wenn sie gereizt oder eingeklemmt sind, entstehen plötzliche, stechende oder brennende Schmerzen, die oft wie elektrische Stöße empfunden werden.
Woher kommen die Schmerzen?
Die Schmerzen entstehen, weil der Nervus occipitalis – meist der Nervus occipitalis major – empfindlich auf Druck oder Bewegung reagiert. Häufig ist die Ursache eine Verspannung der Nackenmuskulatur, zum Beispiel durch langes Sitzen am Computer, ungünstige Kopfhaltung oder Stress. Auch nach Verletzungen wie einem Schleudertrauma oder bei Verschleiß der Halswirbelsäule kann der Nerv gereizt werden. In manchen Fällen lässt sich keine klare Ursache finden. Dann spricht man von einer primären, also idiopathischen Form.
Wie fühlen sich die Schmerzen an?
Typisch sind plötzlich einschießende, stechende oder brennende Schmerzen im Hinterkopf, manchmal nur auf einer Seite. Viele Betroffene berichten, dass die Schmerzen in die Schädelbasis, bis in die Schläfen oder hinter die Augen ausstrahlen. Der Schmerz kann durch alltägliche Reize wie das Kämmen der Haare, das Tragen einer Mütze oder das Anlehnen des Kopfes ausgelöst werden. Zwischen den Schmerzattacken bleibt häufig ein dumpfes Druck- oder Spannungsgefühl zurück. Manche Menschen bemerken, dass die Haut im betroffenen Bereich besonders empfindlich oder taub ist.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt stellt die Diagnose anhand der typischen Schmerzbeschreibung und durch eine gezielte Untersuchung. Dabei wird der Hinterkopf abgetastet, um den Nerv und seine Austrittspunkte zu prüfen. Wenn der Schmerz durch Druck ausgelöst werden kann und für kurze Zeit nachlässt, nachdem ein Betäubungsmittel an dieser Stelle gespritzt wurde, gilt die Diagnose als gesichert. Manchmal werden ergänzende Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt, um andere Ursachen wie Bandscheibenschäden oder Entzündungen auszuschließen.
Wie wird die Okzipitalisneuralgie behandelt?
Die Behandlung richtet sich nach der Stärke der Beschwerden und ihrer Dauer. Ziel ist es, die Schmerzleitung des gereizten Nervs zu beruhigen und die Muskulatur im Nacken zu entspannen.
Zunächst wird versucht, die Beschwerden mit Medikamenten zu lindern, die auf Nervenschmerzen wirken. Dazu gehören Wirkstoffe wie Gabapentin, Pregabalin oder Amitriptylin. Entzündungshemmende Schmerzmittel können kurzfristig helfen, ebenso Muskelentspannungsmittel, wenn eine starke Verspannung vorliegt.
Parallel dazu spielt die Physiotherapie eine zentrale Rolle. Durch gezielte Übungen, Wärmebehandlung und Haltungsverbesserung kann die Nackenmuskulatur gelockert und der Druck auf den Nerv verringert werden. Viele Patientinnen und Patienten profitieren von Entspannungsverfahren wie Yoga, progressiver Muskelentspannung oder Atemübungen.
Wenn die Schmerzen trotz dieser Maßnahmen bestehen bleiben, kann eine sogenannte Nervenblockade helfen. Dabei wird ein Lokalanästhetikum, häufig kombiniert mit einem Kortisonpräparat, in die Nähe des betroffenen Nervs gespritzt. Diese Injektion kann die Schmerzen für Tage bis Wochen lindern und manchmal den Kreislauf chronischer Schmerzen unterbrechen. Bei anhaltenden oder immer wiederkehrenden Beschwerden kann die Behandlung wiederholt werden.
In besonders schweren Fällen, wenn alle anderen Therapien versagen, stehen moderne Verfahren wie die Radiofrequenztherapie oder die elektrische Nervenstimulation zur Verfügung. Dabei wird die Schmerzleitung gezielt moduliert, sodass der Schmerzreiz abgeschwächt wird. Solche Eingriffe werden in spezialisierten Zentren durchgeführt.
Was kann ich selbst tun?
Sie können selbst viel dazu beitragen, die Schmerzen zu verringern und Rückfälle zu vermeiden. Achten Sie auf eine aufrechte Haltung, besonders bei Bildschirmarbeit. Vermeiden Sie es, den Kopf längere Zeit in einer Position zu halten, und machen Sie regelmäßig Pausen, um Nacken und Schultern zu lockern. Wärmeauflagen oder sanfte Massagen können Verspannungen lösen. Entspannungsübungen helfen, Stress als Verstärker des Schmerzes zu reduzieren.
Auch regelmäßige Bewegung, insbesondere Schwimmen oder leichte Dehnübungen, kann den Nacken stabilisieren und die Muskulatur kräftigen. Wenn Sie bemerken, dass bestimmte Haltungen oder Belastungen die Schmerzen auslösen, versuchen Sie, diese zu vermeiden oder ergonomisch anzupassen.
Wie sind die Aussichten?
Die meisten Menschen mit Okzipitalisneuralgie sprechen gut auf eine Kombination aus Medikamenten, Nervenblockaden und Physiotherapie an. In vielen Fällen lassen die Schmerzen im Verlauf deutlich nach oder verschwinden vollständig. Wichtig ist jedoch, die Behandlung frühzeitig zu beginnen und die Nackenmuskulatur langfristig zu stärken. Wer seine Haltung verbessert, Stress reduziert und regelmäßig Bewegung in den Alltag integriert, kann das Rückfallrisiko deutlich senken.