Was versteht man unter einem kombinierten Kopfschmerz? Was versteht man unter einem kombinierten Kopfschmerz? Viele Menschen leiden unter zwei verschiedenen Kopfschmerzarten gleichzeitig: Migräne und Spannungskopfschmerz. Beide Formen können sich gegenseitig verstärken und treten oft abwechselnd oder überlappend auf. Migräne äußert sich meist als einseitiger, pulsierender Schmerz, der durch Bewegung zunimmt und von Übelkeit, Licht- oder Lärmempfindlichkeit begleitet sein kann. Spannungskopfschmerzen hingegen sind typischerweise beidseitig, dumpf und drückend, oft wie ein „enger Ring“ um den Kopf. Sie entstehen häufig durch Muskelverspannungen, Stress oder Fehlhaltungen. Da beide Schmerztypen unterschiedliche Ursachen haben, ist eine kombinierte und individuell angepasste Behandlung notwendig.
Wie erfolgt die Behandlung im Akutfall? In der akuten Phase steht die Linderung der Schmerzen im Vordergrund. Bei Migräne helfen sogenannte Triptane (zum Beispiel Sumatriptan oder Rizatriptan), die gezielt die Migräneursache beeinflussen. Bei leichteren Attacken können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Naproxen ausreichen. Wenn Übelkeit oder Erbrechen auftreten, unterstützen Mittel gegen Übelkeit (wie Metoclopramid) die Wirkung der Schmerzmittel.
Bei Spannungskopfschmerzen wirken häufig ebenfalls Ibuprofen oder Paracetamol. Wichtig ist jedoch, Schmerzmittel nicht zu häufig einzunehmen. Mehr als zehn Einnahmetage pro Monat können zu einem sogenannten Medikamentenübergebrauchskopfschmerz führen, bei dem die Medikamente selbst neue Kopfschmerzen verursachen.
Wie kann man Kopfschmerzen vorbeugen? Ziel der Vorbeugung (Prophylaxe) ist es, die Häufigkeit und Intensität der Kopfschmerzen zu verringern. Dazu stehen verschiedene Medikamente und nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Verfügung.
Für viele Betroffene ist das trizyklische Antidepressivum
Amitriptylin besonders hilfreich, weil es sowohl bei Spannungskopfschmerzen als auch bei Migräne wirkt. Es wird in niedriger Dosierung (meist abends) eingenommen und kann auch den Schlaf verbessern. Andere bewährte Medikamente sind Betablocker (wie
Metoprolol oder
Propranolol), Antiepileptika (z. B.
Topiramat) oder Kalziumkanalblocker (wie
Flunarizin).
Bei Patienten, die trotz dieser Maßnahmen weiterhin häufig unter Migräne leiden, können
CGRP-Antikörper oder
Botulinumtoxin-Injektionen erwogen werden. Diese Behandlungen werden speziell bei chronischer oder therapieresistenter Migräne eingesetzt.
Welche nicht-medikamentösen Maßnahmen sind hilfreich? Neben Medikamenten spielen Verhalten und Lebensstil eine zentrale Rolle in der Vorbeugung von Kopfschmerzen.
Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Atemübungen oder autogenes Training können helfen, Stress zu reduzieren und Muskelverspannungen zu lösen. Kognitive Verhaltenstherapie kann dazu beitragen, ungünstige Denk- und Stressmuster zu verändern und Trigger besser zu erkennen.
Regelmäßige körperliche Aktivität – etwa Spaziergänge, Radfahren, Schwimmen oder leichtes Ausdauertraining – wirkt vorbeugend und stabilisiert den Kreislauf. Ebenso wichtig ist eine regelmäßige Tagesstruktur: geregelte Schlafzeiten, ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Welche Rolle spielt die Physiotherapie? Bei vielen Patientinnen und Patienten mit kombinierten Kopfschmerzen sind Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich mitbeteiligt. Physiotherapeutische Maßnahmen können hier sehr effektiv sein. Dazu zählen manuelle Therapie, Massage, Dehnübungen und Haltungsschulung. Diese Behandlungen verbessern die Durchblutung, lösen Verspannungen und können langfristig die Kopfschmerzhäufigkeit reduzieren.
Was ist ein Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (MOH)? Wenn Schmerzmittel oder Migränemedikamente zu häufig eingenommen werden, kann sich der Körper daran gewöhnen. Dies führt dazu, dass die Kopfschmerzen häufiger und stärker auftreten. Ein solcher Medikamentenübergebrauchskopfschmerz entsteht meist, wenn Schmerzmittel über mehr als drei Monate an mehr als zehn Tagen pro Monat eingenommen werden. In diesem Fall ist ein kontrollierter Medikamentenentzug notwendig. Der Entzug sollte ärztlich begleitet werden. Danach kann eine vorbeugende Behandlung eingeleitet werden, um das Wiederauftreten der Schmerzen zu verhindern.
Warum ist eine Kombinationstherapie oft am besten? Da der kombinierte Kopfschmerz aus zwei unterschiedlichen Schmerzarten besteht, ist meist eine mehrschichtige Therapie erforderlich. Das bedeutet: Medikamente zur Vorbeugung (z. B. Amitriptylin oder Betablocker), ergänzt durch nicht-medikamentöse Verfahren wie Entspannung, Physiotherapie und Lebensstiländerungen.
Die Behandlung wird individuell abgestimmt – abhängig davon, ob die Migräne oder der Spannungskopfschmerz im Vordergrund steht. In vielen Fällen ist eine Kombination aus niedrig dosierten Medikamenten und regelmäßiger Bewegung oder Entspannung am wirksamsten.
Wie können Sie selbst zur Besserung beitragen? Ihr eigener Beitrag ist entscheidend für den Therapieerfolg.
- Führen Sie einen Kopfschmerzkalender, um Auslöser, Häufigkeit und Stärke der Kopfschmerzen zu dokumentieren.
- Achten Sie auf regelmäßigen Schlaf, ausgewogene Mahlzeiten und ausreichend Flüssigkeit.
- Üben Sie regelmäßig Entspannungstechniken und planen Sie Bewegung fest in Ihren Alltag ein.
- Nehmen Sie Medikamente nur nach unserer Empfehlung und vermeiden Sie Übergebrauch.
Je besser Sie Ihre Kopfschmerzmuster kennen, desto gezielter kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt die Behandlung anpassen.
Wann sollten Sie in unserer neurologischen Praxis in Willich vorstellig werden? Suchen Sie unsere Praxis auf, wenn sich Ihr Kopfschmerz verändert, häufiger oder stärker wird, wenn neue Begleitsymptome wie Sehstörungen, Sprachprobleme oder Lähmungserscheinungen auftreten oder wenn Sie regelmäßig Schmerzmittel einnehmen müssen.
FACHGESELLSCHAFTEN UND LEITLINIEN
Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG)
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
WICHTIGE FORMULARE:
Kopfschmerzfragebogen
DMKG Kopfschmerzkalender
SELBSTHILFE ORGANISATIONEN:
Deutsche Schmerzliga e. V.
SchmerzLOS e. V.