Wie häufig ist diese Erkrankung?
Die Hemicrania continua ist sehr selten. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber Schätzungen gehen davon aus, dass weniger als eine von hundert Personen betroffen ist. Frauen erkranken etwas häufiger als Männer. Die Beschwerden können in jedem Alter beginnen, meist aber zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Da die Symptome oft mit anderen Kopfschmerzformen verwechselt werden, dauert es nicht selten lange, bis die richtige Diagnose gestellt wird.
Wie fühlt sich der Schmerz an?
Der Schmerz ist dauerhaft vorhanden und betrifft immer nur eine Kopfseite. Meist wird er als dumpf, drückend oder stechend beschrieben. Er kann über Tage, Wochen oder Monate gleichmäßig bestehen bleiben. Typisch sind jedoch Phasen, in denen der Schmerz deutlich stärker wird. Während dieser Schmerzverstärkungen tränt häufig das Auge, die Nase läuft oder fühlt sich verstopft an, und das Augenlid kann hängen oder geschwollen sein. Manche Betroffene verspüren zudem Übelkeit, Lichtempfindlichkeit oder Lärmempfindlichkeit, besonders wenn der Schmerz zunimmt. Anders als bei einer Migräne gibt es aber keine schmerzfreien Phasen.
Warum entsteht eine Hemicrania continua?
Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig verstanden. Forschungen zeigen, dass bestimmte Nervenzentren im Gehirn, vor allem der Hypothalamus, eine Rolle spielen. Auch das sogenannte trigeminovaskuläre System, das Schmerzreize im Kopf verarbeitet, ist wahrscheinlich beteiligt. Dabei werden entzündungsfördernde Botenstoffe freigesetzt, die die Blutgefäße erweitern und den Schmerz verstärken. Warum das Medikament Indometacin so zuverlässig hilft, ist nicht ganz geklärt, vermutlich liegt es an seiner Wirkung auf Entzündungsstoffe wie die Prostaglandine.
Welche Faktoren können den Schmerz verschlimmern?
Viele Betroffene berichten, dass sich der Schmerz durch Stress, Schlafmangel, Alkohol oder körperliche Anstrengung verstärken kann. Auch hormonelle Schwankungen oder abrupte Kopfbewegungen spielen manchmal eine Rolle. Die Auslöser sind individuell verschieden und nicht bei allen gleich ausgeprägt.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose beruht in erster Linie auf der genauen Beschreibung der Beschwerden. Wichtig ist, dass der Schmerz über mindestens drei Monate ohne Unterbrechung besteht und immer auf derselben Kopfseite bleibt. Hinzu kommen die typischen Begleitsymptome wie tränendes Auge, verstopfte Nase oder hängendes Augenlid während der Schmerzspitzen.
Ein entscheidender Teil der Diagnostik ist der sogenannte Indometacin-Test. Dabei wird das Medikament Indometacin für einige Tage eingenommen. Wenn der Schmerz innerhalb von ein bis zwei Tagen vollständig verschwindet, gilt die Diagnose als gesichert. Vorher wird jedoch immer eine gründliche Untersuchung durchgeführt, um andere Ursachen auszuschließen. Dazu gehört eine neurologische Untersuchung und meist eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes. Sie dient dazu, sicherzustellen, dass kein Tumor, keine Entzündung oder andere Erkrankung hinter den Beschwerden steckt.
Wie wird die Hemicrania continua behandelt?
Die Behandlung besteht in erster Linie aus dem Medikament Indometacin. Es wird in niedriger Dosierung begonnen und so lange gesteigert, bis der Schmerz vollständig verschwindet. Viele Betroffene erleben bereits nach ein bis zwei Tagen eine deutliche Besserung. Um den Magen zu schützen, wird das Medikament meist zusammen mit einem Magenschutzmittel eingenommen.
Manchmal ist eine dauerhafte Einnahme erforderlich, da der Schmerz nach dem Absetzen wiederkehrt. Ziel ist jedoch, die niedrigste Dosis zu finden, die noch wirksam ist. Bei Unverträglichkeit können andere Medikamente versucht werden, etwa bestimmte COX-2-Hemmer, das Antiepileptikum Topiramat oder Melatonin. Diese Alternativen wirken jedoch nicht bei allen Patienten gleich gut.
Neben Medikamenten helfen häufig einfache Maßnahmen wie ausreichend Schlaf, Stressreduktion und der Verzicht auf individuelle Auslöser. Eine gute Schlafhygiene und regelmäßige Entspannungsübungen können den Verlauf günstig beeinflussen.
Was passiert, wenn Indometacin nicht vertragen wird?
Welche Behandlungen helfen nicht?
Wenn Indometacin nicht eingenommen werden kann, etwa wegen Magenproblemen, werden manchmal andere Behandlungswege versucht. Dazu zählen neuere Medikamente, die gegen andere Kopfschmerzformen entwickelt wurden, wie Antikörper gegen CGRP (zum Beispiel Erenumab oder Galcanezumab). Auch Botulinumtoxin-Injektionen oder bestimmte Stimulationsverfahren wie die okzipitale Nervenstimulation oder die transkranielle Magnetstimulation können in spezialisierten Kopfschmerzzentren erwogen werden. Diese Methoden sind jedoch noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht und gelten als Off-Label-Anwendungen.
Welche Behandlungen helfen nicht?
Medikamente, die bei anderen Kopfschmerzarten gut wirken, helfen bei der Hemicrania continua nicht. Triptane, die häufig bei Migräne eingesetzt werden, zeigen keine Wirkung. Auch die Inhalation von Sauerstoff, die beim Clusterkopfschmerz hilfreich ist, ist hier wirkungslos. Schmerzmittel wie Opioide sollten vermieden werden, da sie langfristig eher schaden, den Schmerz chronisch machen und zur Medikamentenabhängigkeit führen können.
Wie ist die Prognose?
Die Prognose ist bei rechtzeitiger Diagnose und richtiger Behandlung sehr gut. Mit Indometacin können die Schmerzen in den meisten Fällen vollständig beseitigt werden. Wenn das Medikament nicht vertragen wird, ist die Behandlung schwieriger, aber es stehen alternative Ansätze zur Verfügung. Ohne Therapie kann die Hemicrania continua sehr belastend sein und die Lebensqualität stark einschränken. Mit der passenden Behandlung und einem guten Selbstmanagement lassen sich die Beschwerden jedoch meist dauerhaft kontrollieren.
Was können Betroffene selbst tun?
Wichtig ist, dass Betroffene ihre Krankheit verstehen und lernen, mit ihr umzugehen. Regelmäßige Medikamenteneinnahme, ärztliche Kontrolle und der Schutz des Magens sind entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Auch ein Kopfschmerztagebuch kann helfen, Auslöser zu erkennen und den Verlauf zu dokumentieren. Ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Pausen und Entspannungsverfahren wie Yoga oder Atemübungen können zusätzlich dazu beitragen, Schmerzspitzen zu vermeiden und das Wohlbefinden zu verbessern.