NEUROLOGIE MIT HERZ
PERSÖNLICH. KOMPETENT. EINFÜHLSAM.


Was ist Clusterkopfschmerz? Clusterkopfschmerz ist eine seltene und besondere Form von Kopfschmerz, die sehr starke, einseitige Schmerzattacken verursacht.


Typische Beschwerden:  
Diese Schmerzen treten typischerweise im Bereich rund um ein Auge, an der Stirn oder an der Schläfe auf. Sie werden als bohrend, brennend oder stechend beschrieben und können sehr quälend sein. Oft werden sie begleitet von weiteren Beschwerden auf derselben Seite des Gesichts, wie z. B. einem tränenden Auge, einer laufenden oder verstopften Nase, einem hängenden Augenlid (Ptosis) oder einer verengten Pupille (Miosis).
Die Attacken kommen typischerweise in sogenannten „Clustern“ – das bedeutet, sie treten über Wochen hinweg gehäuft auf, oft zur gleichen Tageszeit, und verschwinden dann wieder für Monate. Manche Menschen haben aber auch einen chronischen Verlauf ohne lange Pausen zwischen den Attacken.

Wie häufig ist Clusterkopfschmerz?
Clusterkopfschmerz ist im Vergleich zu anderen Kopfschmerzformen relativ selten. Etwa 1 von 1.000 Menschen ist betroffen, häufiger Männer als Frauen. Meist beginnt die Erkrankung im jungen Erwachsenenalter – zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. In den meisten Fällen handelt es sich um die episodische Form mit längeren Pausen zwischen den Schmerzphasen. Bei etwa 10 bis 15 % verläuft der Clusterkopfschmerz chronisch.

Wie äußert sich eine Attacke?
Die Schmerzattacken beginnen meist plötzlich und erreichen schnell ihre volle Intensität. Sie dauern unbehandelt zwischen 15 Minuten und 3 Stunden und können bis zu acht Mal am Tag auftreten. Typisch ist, dass die Betroffenen während einer Attacke sehr unruhig sind, umhergehen oder sich den Kopf halten – das ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Migräne, bei der Betroffene meist Ruhe suchen.

Welche Begleitsymptome sind möglich?
Zu den häufigsten Begleiterscheinungen auf der betroffenen Gesichtshälfte gehören:
• ein tränendes oder gerötetes Auge
• eine verstopfte oder laufende Nase
• ein herabhängendes Augenlid (Ptosis)
• eine kleinere Pupille (Miosis)
• Schwitzen im Gesicht
• Unruhe oder Bewegungsdrang während der Attacke

Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose wird in der Regel durch eine ausführliche Befragung gestellt – Ihre Schilderung der Schmerzen und Begleitsymptome ist dabei entscheidend. Es gibt klare medizinische Kriterien (nach ICHD-3), die zur Diagnose herangezogen werden. Wichtig ist, andere Ursachen auszuschließen. Deshalb wird meist eine MRT-Untersuchung des Kopfes durchgeführt, um sicherzugehen, dass kein Tumor oder eine Gefäßveränderung die Beschwerden verursacht.


Wie sieht die Behandlung aus?
Ziel der Behandlung ist es, die Schmerzen während der Attacken zu lindern und neue Attacken möglichst zu verhindern.
Akutbehandlung:
Die wirksamsten Maßnahmen während einer Attacke sind:
• das Einatmen von reinem Sauerstoff über eine spezielle Maske (für ca. 15 Minuten)
• eine Spritze mit dem Wirkstoff Sumatriptan, die unter die Haut gegeben wird
• alternativ ein Nasenspray mit einem ähnlichen Wirkstoff (z. B. Zolmitriptan)
Vorbeugende Behandlung (Prophylaxe):Um zukünftige Attacken zu verhindern oder abzumildern, wird oft eine vorbeugende Behandlung empfohlen. Das bekannteste Medikament hierfür ist Verapamil, das regelmäßig eingenommen und ärztlich überwacht werden muss. In manchen Fällen kommen weitere Medikamente zum Einsatz, wie Kortison für eine kurze Zeit, Lithium oder Topiramat. In sehr schweren Fällen können auch spezielle Nervenstimulationen helfen – diese Eingriffe erfolgen nur in spezialisierten Zentren.

Was kann ich selbst tun?
• Führen Sie ein Kopfschmerztagebuch: Wann treten die Attacken auf? Wie lange dauern sie? Gibt es mögliche Auslöser (z. B. Alkohol, Schlafmangel)?
• Vermeiden Sie bekannte Triggerfaktoren: Alkohol ist ein sehr häufiger Auslöser während aktiver Phasen.
• Sorgen Sie für regelmäßigen Schlaf und ausreichend Ruhe.
• Haben Sie Ihre Notfallmedikation immer griffbereit.

Gibt es Unterschiede zur Migräne oder anderen Kopfschmerzen?
Ja, Clusterkopfschmerz unterscheidet sich deutlich von Migräne oder Spannungskopfschmerzen. Vor allem das Verhalten während der Attacke (Unruhe) und die Begleitsymptome im Gesicht sind wichtige Hinweise. Auch die sehr regelmäßige Tageszeit, zu der die Schmerzen auftreten, ist ein typisches Merkmal.

Warum ist eine gute Diagnose wichtig?
Weil andere Krankheiten ähnliche Beschwerden machen können – zum Beispiel bestimmte Gefäßveränderungen oder Entzündungen im Gehirn. Eine sorgfältige ärztliche Abklärung, idealerweise durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Neurologie, ist daher unbedingt notwendig. Nur so lässt sich eine sichere Diagnose stellen und die passende Behandlung einleiten.

Gibt es Hilfe bei psychischer Belastung?
Ja. Clusterkopfschmerz kann zu einer starken psychischen Belastung führen – insbesondere bei häufigen oder chronischen Verläufen. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt auch über Ihre seelische Verfassung. Es gibt psychologische Unterstützung, Selbsthilfegruppen und spezialisierte Schmerzambulanzen, die Ihnen helfen können.



FACHGESELLSCHAFTEN UND LEITLINIEN

Deutsche Migräne- und Kopfschmerz­gesellschaft e. V. (DMKG)

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)

WICHTIGE FORMULARE:

Kopfschmerzfragebogen

DMKG Kopfschmerzkalender



SELBSTHILFE ORGANISATIONEN:

Deutsche Schmerzliga e. V.

SchmerzLOS e. V.