NEUROLOGIE MIT HERZ
PERSÖNLICH. KOMPETENT. EINFÜHLSAM.


Was ist eine Gürtelrose?
Die Gürtelrose, auch Herpes zoster genannt, ist eine Virusinfektion, die durch das Varicella-zoster-Virus verursacht wird – dasselbe Virus, das auch die Windpocken auslöst. Nach einer Windpocken-Erkrankung bleibt das Virus viele Jahre im Körper, genauer gesagt in den Nervenknoten entlang des Rückenmarks oder des Kopfes. Wenn das Immunsystem im Laufe des Lebens geschwächt ist, etwa durch Stress, Krankheit oder höheres Alter, kann das Virus wieder aktiv werden. Dann wandert es entlang eines Nervs zur Haut und verursacht dort eine schmerzhafte Entzündung mit Bläschenbildung.

Wer kann an Gürtelrose erkranken?
Jeder, der einmal Windpocken hatte, kann später an Gürtelrose erkranken. Besonders häufig betroffen sind Menschen über 50 Jahre, da das Immunsystem mit zunehmendem Alter an Stärke verliert. Auch Personen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Krebserkrankungen oder einer medikamentösen Immunsuppression haben ein erhöhtes Risiko. Starker psychischer oder körperlicher Stress kann ebenfalls eine Reaktivierung des Virus begünstigen.

Woran erkennt man eine Gürtelrose?
Zu Beginn spüren viele Betroffene ein Brennen, Kribbeln oder Stechen an einer Körperstelle, oft begleitet von Müdigkeit und leichtem Fieber. Nach ein bis zwei Tagen entsteht ein roter Hautausschlag mit kleinen Bläschen, der sich gürtelförmig entlang eines Nervs zieht – daher der Name „Gürtelrose“. Meist ist nur eine Körperseite betroffen. Nach einigen Tagen trocknen die Bläschen ein und verkrusten. Der Ausschlag heilt innerhalb von zwei bis vier Wochen ab, kann aber Narben oder Pigmentveränderungen hinterlassen.

Welche Körperregionen sind besonders betroffen?
Am häufigsten tritt die Gürtelrose am Rumpf auf, besonders im Brust- oder Lendenbereich. Manchmal ist auch das Gesicht betroffen, etwa bei einem sogenannten Zoster ophthalmicus, der das Auge gefährden kann, oder beim Zoster oticus, bei dem Ohr und Gesichtsnerven beteiligt sind. In seltenen Fällen kann sich die Infektion im ganzen Körper ausbreiten, vor allem bei Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem.

Wie gefährlich ist die Gürtelrose?
In den meisten Fällen heilt die Erkrankung folgenlos aus, kann aber sehr schmerzhaft sein. Gefährlich wird sie, wenn Nerven dauerhaft geschädigt werden und der Schmerz auch nach Abheilen der Haut bleibt. Diese Spätfolge nennt man postherpetische Neuralgie. Sie tritt vor allem bei älteren Menschen auf und kann über Monate oder sogar Jahre bestehen bleiben. Auch eine Entzündung des Auges, des Ohrs oder des Nervensystems kann Komplikationen verursachen und erfordert sofortige ärztliche Behandlung.

Wie wird die Diagnose gestellt?
In unserer neurologischen Facharztpraxis stellen wir die Diagnose meist schon anhand des typischen Hautbildes und der Schmerzen. In unklaren Fällen wird aus den Bläschen eine Probe entnommen, um das Virus im Labor nachzuweisen. Wenn neurologische Beschwerden auftreten, können weitere Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Nervenwasseranalyse (Liquoruntersuchung) notwendig sein. Bei Beteiligung des Auges oder Ohres ziehen wir Fachärzte für Augenheilkunde oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde hinzu.

Wie wird Gürtelrose behandelt?
Die Behandlung besteht aus zwei zentralen Säulen: einer antiviralen Therapie, die das Virus hemmt, und einer gezielten Schmerztherapie. Antivirale Medikamente wie Aciclovir, Valciclovir, Famciclovir oder Brivudin sollten möglichst innerhalb der ersten 72 Stunden nach Beginn des Ausschlags eingenommen werden, um den Verlauf zu mildern und Spätfolgen zu verhindern. Gleichzeitig werden Schmerzmittel eingesetzt, um die Beschwerden zu lindern. Bei stärkeren Nervenschmerzen kommen Medikamente zum Einsatz, die auf das Nervensystem wirken, etwa Gabapentin oder Amitriptylin.
Die Haut sollte sauber und trocken gehalten werden. Antiseptische Lösungen verhindern Entzündungen, feuchte Umschläge können den Juckreiz und die Schmerzen lindern. Ruhe, ausreichender Schlaf und Stressvermeidung unterstützen die Heilung.

Was passiert, wenn die Schmerzen bleiben?
Wenn die Schmerzen nach Abheilen der Haut über Wochen bestehen bleiben, spricht man von einer postherpetischen Neuralgie. Diese chronische Nervenschmerzform kann sehr belastend sein. Die Behandlung erfolgt meist multimodal – also mit einer Kombination aus Medikamenten, physikalischer Therapie, Entspannungstechniken und psychologischer Unterstützung. In besonderen Fällen können auch spezielle Verfahren wie Injektionen mit Botulinumtoxin oder Ketamininfusionen helfen, wenn herkömmliche Therapien nicht ausreichen.

Wie kann man einer Gürtelrose vorbeugen?
Die wirksamste Vorsorge ist die Impfung mit dem sogenannten rekombinanten Zoster-Impfstoff. Sie wird für alle Menschen ab 60 Jahren sowie für Personen mit geschwächtem Immunsystem ab 50 Jahren empfohlen. Die Impfung senkt nicht nur das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, sondern verringert auch deutlich die Wahrscheinlichkeit, eine postherpetische Neuralgie zu entwickeln.
Darüber hinaus hilft es, das Immunsystem durch ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und den Umgang mit Stress zu stärken.

Gibt es Hausmittel oder alternative Therapien?
Hausmittel wie kühle Umschläge oder schmerzlindernde Cremes können die Beschwerden vorübergehend lindern, ersetzen aber keine antivirale Behandlung. Homöopathische oder pflanzliche Mittel haben in wissenschaftlichen Studien keine Wirkung gezeigt. Vitaminpräparate sind nur bei nachgewiesenem Mangel sinnvoll. Eine schulmedizinische Behandlung sollte daher immer im Vordergrund stehen.


Informationen zur Impfung gegen Gürtelrose (RKI)