Wie häufig ist die Erkrankung?
Die Glossopharyngeusneuralgie ist sehr selten. Etwa eine bis sieben von einer Million Personen erkranken pro Jahr. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Die Erkrankung tritt meist im mittleren bis höheren Lebensalter auf.
Wie machen sich die Schmerzen bemerkbar?
Die Schmerzen kommen plötzlich, sind stechend oder elektrisierend und betreffen eine Seite des Rachens oder des Ohrs. Manchmal strahlen sie in den Unterkiefer oder bis zur Zunge aus. Die Attacken halten nur Sekunden bis wenige Minuten an und treten in unregelmäßigen Abständen auf. Zwischen den Anfällen sind die meisten Betroffenen völlig schmerzfrei.
Typische Auslöser sind Schlucken, Kauen, Sprechen, Husten oder Gähnen. Manche Menschen bemerken, dass selbst das Zähneputzen oder das Trinken kalter Flüssigkeiten Schmerzen auslösen kann. In seltenen Fällen kann die Reizung des Nervs über Reflexe den Kreislauf beeinflussen und Schwindel oder sogar eine kurze Ohnmacht auslösen.
Wodurch entsteht eine Glossopharyngeusneuralgie?
In den meisten Fällen wird der Nerv durch ein kleines Blutgefäß im hinteren Schädelbereich dauerhaft gedrückt. Diese Druckstelle führt dazu, dass die Nervenfasern überempfindlich werden und Schmerzsignale schon bei geringsten Reizen auslösen. Manchmal kann die Erkrankung auch durch andere Ursachen entstehen, etwa durch Entzündungen, Gefäßmissbildungen, Narben, Tumoren oder eine Multiple Sklerose.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Wie stellen die Diagnose in erster Linie durch das Gespräch und die genaue Beschreibung der Schmerzen. Typisch ist das Auftreten kurzer, stechender Schmerzen, die sich durch bestimmte Bewegungen wie Schlucken oder Sprechen provozieren lassen. Um die Ursache zu klären, wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt. Dabei kann gezeigt werden, ob der Nerv durch ein Blutgefäß oder eine andere Struktur eingeengt ist. In seltenen Fällen werden zusätzliche Untersuchungen durchgeführt, zum Beispiel Herzmessungen, wenn es zu Kreislaufbeschwerden kommt.
Welche Erkrankungen können ähnliche Beschwerden machen?
Andere Nervenschmerzen im Gesicht, wie die Trigeminusneuralgie, können ähnliche Symptome hervorrufen. Auch Entzündungen im Rachenraum, das sogenannte Eagle-Syndrom oder seltene Kopfschmerzformen wie der Clusterkopfschmerz müssen ausgeschlossen werden.
Wie wird die Erkrankung behandelt?
Die Behandlung erfolgt stufenweise. In den meisten Fällen helfen Medikamente, die die Reizweiterleitung im Nerv dämpfen. Das wichtigste Mittel ist Carbamazepin, ein gut bewährtes Medikament, das die Übererregbarkeit des Nervs reduziert. Wenn es nicht vertragen wird, kann auf ähnliche Präparate wie Oxcarbazepin, Gabapentin oder Pregabalin gewechselt werden. Oft klingen die Attacken schon nach wenigen Tagen deutlich ab. Wenn die Medikamente nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden, gibt es weitere Möglichkeiten. In manchen Fällen kann der Nerv durch einen chirurgischen Eingriff entlastet werden. Dabei wird das störende Blutgefäß, das auf den Nerv drückt, vorsichtig abgehoben und mit einem kleinen Polster getrennt. Dieser Eingriff heißt mikrovaskuläre Dekompression und hat in erfahrenen Zentren sehr gute Erfolgsaussichten. Alternativ können auch schonendere Verfahren wie eine gezielte Wärmebehandlung des Nervs oder eine Bestrahlung mit dem sogenannten Gamma-Knife eingesetzt werden.
Welche ergänzenden Therapien gibt es?
Neben den Medikamenten können Entspannungsverfahren, Physiotherapie und psychologische Unterstützung helfen, mit den Schmerzen und der Angst vor Attacken besser umzugehen. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann den Umgang mit chronischen Schmerzen erleichtern und Stress, der die Beschwerden oft verstärkt, abbauen.
Gibt es neue oder alternative Behandlungsmöglichkeiten?
In Einzelfällen werden auch andere Verfahren eingesetzt, zum Beispiel Botulinumtoxin-Injektionen in die betroffene Region oder Medikamente aus der Gruppe der CGRP-Antikörper. Diese sind aber noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht und werden nur in spezialisierten Zentren angewandt.
Wie kann ich selbst zur Besserung beitragen?
Wichtig ist, die verordneten Medikamente regelmäßig einzunehmen und auf bekannte Auslöser zu achten. Wer weiß, dass bestimmte Speisen, Bewegungen oder Temperaturen Attacken auslösen, sollte diese möglichst vermeiden. Auch regelmäßige Nachkontrollen beim behandelnden Arzt sind sinnvoll, um die Dosierung zu prüfen und Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen.
Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, wenig Alkohol und Stressabbau kann helfen, die Schmerzanfälligkeit zu senken. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Meditation oder Atemübungen können unterstützend wirken.
Wie sind die Aussichten?
Die meisten Patientinnen und Patienten sprechen gut auf Medikamente an und können beschwerdefrei leben. Bei einem kleinen Teil bleibt die Erkrankung trotz Therapie bestehen oder kehrt nach einer Zeit wieder zurück. In diesen Fällen kann ein operatives Vorgehen zu einer dauerhaften Besserung führen.