NEUROLOGIE MIT HERZ
Modern. Ganzheitlich. Einfühlsam.

Früh erkennen. Gemeinsam verstehen. Begleitend behandeln

Kognitive Störungen betreffen zentrale Fähigkeiten wie Gedächtnis, Sprache, Aufmerksamkeit, Orientierung und Handlungsplanung. Sie können schleichend oder plötzlich auftreten, dauerhaft bestehen oder vorübergehend sein – je nach Ursache und Verlauf. Der Begriff „Demenz“ beschreibt dabei ein fortschreitendes Syndrom, das verschiedene geistige Funktionen über längere Zeit hinweg einschränkt und im Alltag spürbar beeinträchtigt.

1. Typische Symptome: Angehörige oder Betroffene bemerken meist zunächst Vergesslichkeit, Wortfindungsstörungen, Orientierungsschwierigkeiten oder verlangsamtes Denken. Im weiteren Verlauf zeigen sich Probleme bei der Alltagsorganisation, z. B. beim Kochen, Einkaufen oder dem Umgang mit Geld. Gespräche werden oberflächlicher, Termine vergessen, der Antrieb lässt nach. Viele Menschen ziehen sich zurück, reagieren gereizt oder verunsichert auf Veränderungen.

2. Hirnleistungsstörungen im Alltag: Was zunächst wie normale Vergesslichkeit erscheinen mag, kann sich zu einem ernsthaften Problem entwickeln: Rechnungen bleiben liegen, Gewohnheiten ändern sich, Doppelkäufe oder Fehlgriffe häufen sich. Im Beruf entstehen Schwierigkeiten bei komplexen Aufgaben oder in der Kommunikation. Im Ruhestand macht sich die Unsicherheit bei alltäglichen Erledigungen, Gesprächen oder Wegen bemerkbar – häufig begleitet von sozialem Rückzug.

3. Mögliche Ursachen: Kognitive Einschränkungen können vielfältige Ursachen haben und sind nicht immer Ausdruck einer fortschreitenden Demenzerkrankung. Häufig liegt eine neurodegenerative Erkrankung wie die Alzheimer-Krankheit zugrunde – mit typischen Eiweißablagerungen im Gehirn, die den Informationsaustausch zwischen Nervenzellen stören. Auch andere Erkrankungen wie die Lewy-Body-Demenz, frontotemporale Demenz oder eine Parkinson-Erkrankung mit kognitiver Beteiligung können zu einem allmählichen Abbau geistiger Fähigkeiten führen.
Darüber hinaus spielen Durchblutungsstörungen des Gehirns eine wichtige Rolle – etwa bei stillen Mikroinfarkten oder nach einem Schlaganfall. In solchen Fällen spricht man von einer vaskulären Demenz. Eine Sonderform stellt der Normaldruckhydrozephalus dar – eine Abflussstörung des Hirnwassers, die sich typischerweise durch Gangunsicherheit, Vergesslichkeit und Blasenstörungen äußert. Auch chronische Entzündungen des Gehirns, etwa durch eine Autoimmunreaktion oder Virusinfektion, können die Hirnleistung beeinträchtigen.
Neben diesen organischen Ursachen gibt es eine Reihe reversibler Faktoren, die demenziellen Symptomen ähneln können – etwa ein ausgeprägter Vitamin-B12-Mangel, eine Schilddrüsenunterfunktion, schwere Schlafstörungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Ebenso kann eine unbehandelte Depression zu einer sogenannten „Pseudo-Demenz“ führen – mit starker Verlangsamung, Konzentrationsstörungen und sozialem Rückzug. In den letzten Jahren wurde auch das Post-COVID-Syndrom vermehrt als Ursache kognitiver Beschwerden erkannt, insbesondere in Form von Konzentrationsstörungen, „Brain Fog“ und schneller geistiger Erschöpfung.

4. Unsere Herangehensweise: Wir legen großen Wert auf eine strukturierte, empathische und alltagsnahe Diagnostik. Im Mittelpunkt steht ein ausführliches ärztliches Gespräch mit der Patientin oder dem Patienten – idealerweise unter Einbezug nahestehender Personen. Mithilfe standardisierter neuropsychologischer Tests erfassen wir Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und Planung differenziert. Ergänzend führen wir eine bildgebende Diagnostik (z. B. MRT) durch, um strukturelle Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen. Laboruntersuchungen helfen, reversible Ursachen wie Mangelzustände oder Entzündungen zu erkennen. Je nach Fragestellung ergänzen wir die Diagnostik durch ein EEG, Liquoranalyse oder Ultraschalluntersuchungen der Hirngefäße.
Im Anschluss beraten wir verständlich und individuell zu Diagnosen, Verlauf und Therapieoptionen – einschließlich nicht-medikamentöser Maßnahmen wie Gedächtnistraining, Tagesstrukturierung, soziale Aktivierung oder Angehörigen-beratung. Bei Bedarf binden wir Logopädie, Ergotherapie, Psychotherapie oder Pflegedienste frühzeitig ein.

5. Wann sollte man zum Neurologen gehen: Wenn Gedächtnisprobleme, Verwirrtheit oder auffällige Verhaltensänderungen im Alltag auftreten – und sich über Wochen oder Monate verschlechtern – ist eine frühzeitige neurologische Abklärung dringend empfohlen. Je früher die Ursache erkannt wird, desto gezielter kann geholfen werden – medizinisch, therapeutisch und sozial.

6. Red Flags – Wann besondere Vorsicht geboten ist: Nicht jede Vergesslichkeit ist harmlos. Es gibt Warnzeichen – sogenannte Red Flags – bei denen eine sofortige neurologische Abklärung notwendig ist. Dazu gehören ein plötzlicher Abfall der geistigen Leistungsfähigkeit, insbesondere bei vorher stabiler Gesundheit, sowie rasch fortschreitende Orientierungsstörungen oder Verwirrtheitszustände, die innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen zunehmen. Auch Wesensveränderungen, wie starke Reizbarkeit, Teilnahmslosigkeit oder sozial unangemessenes Verhalten, sind ernstzunehmende Hinweise. Weitere Warnsignale sind plötzliche Sprachstörungen, Gangunsicherheit oder Stürze ohne erkennbare Ursache, ebenso wie der Verlust der Blasen- oder Darmkontrolle im Zusammenhang mit kognitivem Abbau.
Besonders kritisch ist das Auftreten neurologischer Ausfälle wie halbseitige Lähmungen, Gesichtsfeldausfälle oder epileptische Anfälle in Verbindung mit kognitiven Symptomen. Auch bei jüngeren Menschen mit Gedächtnisproblemen, insbesondere unter 60 Jahren, sollte eine differenzierte Abklärung erfolgen, da hier andere Ursachen – etwa entzündliche oder autoimmunbedingte Prozesse – in Betracht gezogen werden müssen. In all diesen Fällen gilt: Je früher die Ursache erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf gezielte Hilfe und Stabilisierung.6



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