NEUROLOGIE MIT HERZ
Modern. Ganzheitlich. Einfühlsam.

Ein Ratgeber für Betroffene und Interessierte

Was ist eine alkoholische Polyneuropathie? Die alkoholische Polyneuropathie ist eine Erkrankung der peripheren Nerven, die durch langjährigen und übermäßigen Alkoholkonsum entsteht. Alkohol schädigt dabei die Nerven direkt und führt gleichzeitig zu einer Mangelernährung, insbesondere an wichtigen Vitaminen wie Vitamin B1 (Thiamin). Diese Kombination beeinträchtigt die Energieversorgung und Regeneration der Nervenzellen, wodurch die Nervenfunktionen allmählich verloren gehen. Betroffen sind vor allem die Nerven der Beine und Füße, seltener die der Arme.

Welche Beschwerden können auftreten? Die ersten Anzeichen sind häufig Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühle oder stechende Schmerzen in den Füßen. Viele Betroffene beschreiben das Gefühl, auf Watte oder Glas zu laufen. Im weiteren Verlauf kann eine Schwäche der Fuß- und Beinmuskulatur entstehen, die das Gehen unsicher macht. Auch Reflexe wie der Achillessehnenreflex sind oft abgeschwächt oder verschwunden. In fortgeschrittenen Fällen können Muskelabbau, Gangunsicherheit und Gleichgewichtsstörungen hinzukommen. Neben diesen motorischen und sensorischen Störungen treten manchmal auch autonome Beschwerden auf, etwa Schwindel beim Aufstehen, Verdauungsprobleme, vermehrtes oder vermindertes Schwitzen sowie Blasenstörungen.

Wie entsteht die Erkrankung? Die Ursache liegt in der langfristigen Schädigung der Nerven durch Alkohol und seine Abbauprodukte, insbesondere Acetaldehyd. Zusätzlich führt Alkohol häufig zu einer unzureichenden Nährstoffaufnahme. Ein Mangel an Vitamin B1, das für die Energiegewinnung in den Nervenzellen unverzichtbar ist, begünstigt die Nervenschädigung weiter. Auch andere Vitamine und Spurenelemente wie Vitamin B6, B12, Folsäure, Magnesium und Zink können betroffen sein. Wenn die Energieproduktion in den Nervenzellen gestört ist, kommt es zu einer sogenannten axonalen Degeneration – die Verbindung zwischen Nervenzelle und Zielorgan, also zum Beispiel dem Muskel, geht verloren.

Wer ist besonders gefährdet? Menschen, die über längere Zeit größere Mengen Alkohol trinken, haben ein hohes Risiko, eine Polyneuropathie zu entwickeln. Je länger und regelmäßiger der Alkoholkonsum, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer Nervenschädigung. Auch ein schlechter Ernährungszustand, häufige Diäten oder unregelmäßige Mahlzeiten können das Risiko erhöhen. Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Leberzirrhose verschlechtern die Nervenfunktion zusätzlich. Männer sind insgesamt häufiger betroffen, Frauen können jedoch bei vergleichbarem Konsum früher erkranken.

Wie wird die Diagnose gestellt? In unserer neurologischen Praxis in Willich erfolgt zunächst ein ausführliches Gespräch, in dem wir Ihre Beschwerden, Ihren Alkoholkonsum, Ihre Ernährung und mögliche Begleiterkrankungen besprechen. Anschließend untersuchen wir die Funktion Ihrer Nerven durch eine gezielte neurologische Untersuchung, bei der Sensibilität, Reflexe, Muskelkraft und Gangbild geprüft werden. Um die Diagnose zu sichern, führen wir eine sogenannte Elektroneurographie durch. Dabei messen wir die Geschwindigkeit und Stärke der Nervenimpulse. Typisch für eine alkoholische Polyneuropathie ist eine axonale Schädigung, das heißt: die Signale sind abgeschwächt, aber nicht wesentlich verlangsamt. Ergänzend werden Blutuntersuchungen durchgeführt, um Vitaminmängel, Lebererkrankungen oder andere mögliche Ursachen auszuschließen.´

Welche anderen Ursachen müssen ausgeschlossen werden? Nicht jede Polyneuropathie ist alkoholbedingt. Häufige andere Ursachen sind Diabetes mellitus, Vitamin-B12-Mangel, Nierenfunktionsstörungen, chronische Entzündungen der Nerven (CIDP), toxische Substanzen oder genetische Erkrankungen. Durch die Kombination aus Anamnese, Laboruntersuchungen und Nervenmessungen lässt sich die alkoholische Polyneuropathie zuverlässig von anderen Formen unterscheiden.

Wie kann die Krankheit verlaufen? Der Verlauf hängt wesentlich davon ab, ob der Alkoholkonsum beendet wird. Bleibt der Konsum bestehen, schreitet die Nervenschädigung fort und führt zu bleibenden Ausfällen. Wird der Alkohol jedoch konsequent gemieden und gleichzeitig ein Vitaminmangel behandelt, kann sich die Nervenschädigung stabilisieren oder sogar teilweise zurückbilden. In frühen Stadien sind deutliche Besserungen möglich, in fortgeschrittenen Stadien bleiben meist Restsymptome zurück.

Wie wird die Erkrankung behandelt? In unserer neurologischen Praxis Willich erfolgt die Behandlung nach einem ganzheitlichen Konzept. Wichtigste Maßnahme ist der vollständige Verzicht auf Alkohol. Nur so kann eine weitere Nervenschädigung gestoppt werden. Wir unterstützen Sie bei der Abstinenz und vermitteln auf Wunsch den Kontakt zu Suchtberatungsstellen oder Entzugsprogrammen.
Zweitens erfolgt eine gezielte Substitution von Vitamin B1, häufig in hoher Dosierung zunächst als Injektion, später als Tabletten. Je nach Bedarf werden auch andere Vitamine ergänzt.
Zur Linderung neuropathischer Schmerzen kommen Medikamente wie Gabapentin, Pregabalin, Amitriptylin oder Duloxetin zum Einsatz. Bei ausgeprägten Beschwerden können zusätzlich Cremes oder Pflaster mit Capsaicin oder Lidocain helfen. In Einzelfällen werden auch alternative Medikamente wie Alpha-Liponsäure oder Cannabinoide eingesetzt, wenn Standardmedikamente nicht ausreichen.
Die physiotherapeutische Behandlung ist ein weiterer wichtiger Bestandteil. Gezielte Übungen verbessern Muskelkraft, Koordination und Gleichgewicht. Ergotherapie hilft, Alltagsfunktionen zu erhalten. Gemeinsam mit Ihnen besprechen wir auch den Einsatz von Hilfsmitteln, etwa bequemen, stützenden Schuhen, Gehhilfen oder Orthesen.

Welche ergänzenden Möglichkeiten gibt es? Naturheilkundliche Verfahren können die Therapie sinnvoll unterstützen. Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich frischem Gemüse, Vollkornprodukten, Fisch, Nüssen und ausreichend Flüssigkeit wirkt antioxidativ und unterstützt die Nervenregeneration. Präparate mit Alpha-Liponsäure, Omega-3-Fettsäuren oder Magnesium können hilfreich sein. Auch Akupunktur, Yoga, Meditation und Massagen können Beschwerden lindern und das Wohlbefinden fördern. Diese Methoden ersetzen jedoch keine medizinische Behandlung, sondern dienen der Ergänzung.

Was können Sie selbst tun? Der wichtigste Beitrag, den Sie selbst leisten können, ist die konsequente Alkoholkarenz. Auch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung tragen wesentlich zur Stabilisierung bei. Vermeiden Sie Unterkühlung der Füße, tragen Sie bequemes, schützendes Schuhwerk und achten Sie täglich auf Verletzungen oder Druckstellen. Regelmäßige Kontrolltermine in unserer Praxis helfen, die Entwicklung Ihrer Nervengesundheit zu überwachen und die Therapie anzupassen.

Wie sieht die Nachsorge aus? Nach der Akutbehandlung ist eine langfristige Betreuung notwendig. In unserer neurologischen Praxis Willich erfolgen Verlaufskontrollen in regelmäßigen Abständen, um die Wirksamkeit der Therapie und den neurologischen Zustand zu beurteilen. Blutuntersuchungen zur Kontrolle des Vitaminstatus und der Leberwerte werden regelmäßig durchgeführt. Ebenso prüfen wir, ob weitere physiotherapeutische Maßnahmen sinnvoll sind. Wir unterstützen Sie dabei, motiviert abstinent zu bleiben, und helfen, Rückfälle zu vermeiden.

Wie kann einer alkoholischen Polyneuropathie vorgebeugt werden? Die wirksamste Vorbeugung ist der verantwortungsvolle Umgang mit Alkohol oder – noch besser – der vollständige Verzicht. Wer regelmäßig Alkohol trinkt, sollte auf eine vitaminreiche Ernährung achten und Warnzeichen wie Taubheitsgefühl oder Brennen in den Füßen ernst nehmen. Eine frühzeitige Untersuchung in unserer Praxis kann verhindern, dass sich dauerhafte Nervenschäden entwickeln.

Wo finden Sie weitere Unterstützung? Neben der ärztlichen Betreuung in unserer neurologischen Praxis Willich gibt es zahlreiche Hilfsangebote. Die Anonymen Alkoholiker bieten regelmäßige Gruppentreffen in der Region an. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) informiert über Beratungsstellen und Therapieeinrichtungen. Der Selbsthilfeverband Polyneuropathie e. V. unterstützt Betroffene im Austausch mit anderen Erkrankten. Gerne vermitteln wir Ihnen auf Wunsch passende Kontakte und Materialien.

Was ist die wichtigste Botschaft? Die alkoholische Polyneuropathie ist eine ernste, aber beeinflussbare Erkrankung. Je früher die Diagnose gestellt und der Alkoholkonsum beendet wird, desto besser sind die Heilungschancen. In unserer neurologischen Praxis Willich begleiten wir Sie mit medizinischer Kompetenz, individueller Beratung und persönlicher Unterstützung auf Ihrem Weg zur Stabilisierung Ihrer Nervengesundheit und zu einem gesünderen, selbstbestimmten Leben.