NEUROLOGIE MIT HERZ
PERSÖNLICH. KOMPETENT. EINFÜHLSAM.


Zielsetzung der kognitiven Diagnostik
Die Untersuchung der kognitiven Leistungsfähigkeit dient in der neurologischen und allgemeinärztlichen Praxis der frühzeitigen Erkennung, Differenzialdiagnose und Verlaufskontrolle geistiger Störungen. Sie soll helfen, zwischen einer leichten kognitiven Beeinträchtigung, einer beginnenden Demenz und vorübergehenden Einschränkungen durch Depression, Delir, Medikamente oder Stoffwechselstörungen zu unterscheiden. Ziel ist stets eine ganzheitliche Einschätzung der Patientin oder des Patienten im medizinischen und psychosozialen Kontext.


Diagnostische Grundprinzipien
Die kognitive Diagnostik erfolgt schrittweise. Zunächst wird ein kurzer Screeningtest eingesetzt, um eine erste Orientierung über die geistige Leistungsfähigkeit zu gewinnen. Zeigen sich Auffälligkeiten oder bleibt der klinische Eindruck trotz unauffälliger Ergebnisse bestehen, folgen sensiblere Testverfahren. Eine weiterführende Diagnostik, etwa durch neuropsychologische Tests, Laboruntersuchungen oder Bildgebung, schließt sich an, wenn der Verdacht auf eine pathologische Veränderung erhärtet ist. Die Testauswahl richtet sich nach der Fragestellung, der Belastbarkeit, der Bildung und den sprachlichen Fähigkeiten der getesteten Person.

Ersteinschätzung in der Praxis
Für die erste Orientierung eignen sich Tests, die in kurzer Zeit einen Überblick über zentrale geistige Fähigkeiten geben. Der Mini-Mental-Status-Test prüft Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Sprache und Rechenleistung und dient als Basisinstrument bei Verdacht auf eine kognitive Störung. Er ist leicht anwendbar und liefert schnell verwertbare Ergebnisse, weist jedoch eine begrenzte Sensitivität für leichte Beeinträchtigungen auf. Der Uhrentest ergänzt den Mini-Mental-Status-Test sinnvoll, da er exekutive und visuell-räumliche Fähigkeiten erfasst und sprachunabhängig durchgeführt werden kann. Beide Verfahren zusammen ermöglichen eine solide Ersteinschätzung im hausärztlichen und neurologischen Setting.

Früherkennung leichter kognitiver Störungen
Wenn der klinische Eindruck auf eine beginnende Gedächtnisstörung hinweist, die Basis-Screenings aber unauffällig sind, kommen sensitivere Verfahren zum Einsatz. Der Montreal Cognitive Assessment ist besonders geeignet, da er ein breites Spektrum geistiger Funktionen erfasst, darunter Aufmerksamkeit, Sprache, Gedächtnis, Abstraktionsfähigkeit und Exekutivfunktionen. Er erkennt bereits milde kognitive Störungen, die im Alltag noch keine gravierenden Auswirkungen zeigen. Der DemTect ist ein weiteres Verfahren zur Früherkennung. Er berücksichtigt das Alter des Patienten und liefert eine alterskorrigierte Bewertung, wodurch Bildungseinflüsse besser ausgeglichen werden. Beide Tests eignen sich zudem für Verlaufskontrollen und zur Verlaufsbeobachtung bei bestehenden kognitiven Einschränkungen.

Erweiterte Diagnostik bei bestätigtem Verdacht
Wenn die Screeningtests eine kognitive Störung nahelegen, sollte eine umfassendere Untersuchung erfolgen. Die CERAD-Testbatterie ist in diesem Fall das Standardverfahren. Sie prüft in mehreren Untertests Sprache, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Exekutivfunktionen und visuell-konstruktive Fähigkeiten. Die Ergebnisse ermöglichen eine differenzierte Einschätzung des Schweregrades und der Art der kognitiven Störung. Besonders bei der Unterscheidung verschiedener Demenzformen ist der CERAD-Test hilfreich, da er charakteristische Muster erkennen lässt. Er eignet sich auch zur Verlaufsbeurteilung über Monate und Jahre.

Ergänzende Untersuchungen
Neben den kognitiven Tests sollten stets begleitende Faktoren geprüft werden, die geistige Funktionen beeinflussen können. Ein Depressionsscreening hilft, affektive Störungen von kognitiven Erkrankungen abzugrenzen. Laboruntersuchungen dienen dem Ausschluss behandelbarer Ursachen wie Schilddrüsenstörungen, Vitaminmangel oder Elektrolytverschiebungen. Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie werden eingesetzt, um strukturelle Veränderungen des Gehirns zu erkennen oder andere Ursachen, etwa vaskuläre Läsionen, auszuschließen. In komplexen Fällen kann eine weiterführende neuropsychologische Testung erforderlich sein, um ein detailliertes Leistungsprofil zu erstellen.