Was ist der Test? Der Lern- und Gedächtnistest, kurz LG-Test, ist ein neuropsychologisches Untersuchungsverfahren, das Ihre Fähigkeit prüft, neue Informationen zu lernen, zu speichern und nach einer gewissen Zeit wieder abzurufen. Der Test dient dazu, verschiedene Gedächtnisprozesse differenziert zu erfassen – darunter das Kurzzeitgedächtnis, die Lernfähigkeit, das Langzeitgedächtnis und die Wiedererkennungsleistung. In unserer neurologischen Praxis in Willich wird er eingesetzt, um Gedächtnisstörungen bei verschiedenen Krankheitsbildern wie Demenz, Long-COVID, Fatigue, Depression, Schädel-Hirn-Trauma oder nach Schlaganfällen zu untersuchen.
Wie läuft der Test ab? Zu Beginn der Untersuchung lesen wir Ihnen eine Liste mit fünfzehn neutralen Wörtern vor, die Sie sich möglichst gut merken sollen. Anschließend werden Sie gebeten, alle Wörter wiederzugeben, an die Sie sich erinnern können. Dieser Vorgang wird insgesamt fünfmal wiederholt, wobei die Reihenfolge der Wörter jedes Mal verändert wird. So lässt sich beobachten, wie gut sich Ihr Gedächtnis über die Wiederholungen hinweg verbessert. Danach folgt eine zweite Wortliste, die einmal vorgelesen wird, um die Ablenkbarkeit des Gedächtnisses zu prüfen. Nach einer kurzen Pause von etwa fünf Minuten sollen Sie erneut alle Wörter aus der ersten Liste nennen, die Ihnen noch einfallen. Zum Abschluss werden Ihnen verschiedene Wörter vorgelesen, von denen einige aus der ursprünglichen Liste stammen und andere neu sind. Sie sollen bei jedem Wort angeben, ob es in der ersten Liste enthalten war oder nicht. Auf diese Weise kann die Wiedererkennungsleistung beurteilt werden.
Wie wird das Ergebnis beurteilt? Die Auswertung erfolgt anhand der Anzahl richtig erinnerter Wörter in den einzelnen Testphasen. Dabei wird ermittelt, wie viele Wörter Sie in den fünf Lerndurchgängen nennen konnten und wie stark Ihre Leistung über die Wiederholungen angestiegen ist. Diese Lernkurve zeigt, wie gut Sie neue Informationen aufnehmen. Der Vergleich zwischen der letzten Lernphase und der Interferenzphase gibt Aufschluss darüber, wie empfindlich Ihr Gedächtnis auf Ablenkung reagiert. Beim verzögerten Abruf wird beurteilt, wie viele Wörter Sie nach der Pause noch behalten konnten, was Rückschlüsse auf die Langzeitspeicherung zulässt. Schließlich zeigt die Wiedererkennungsphase, wie zuverlässig Sie gespeicherte Informationen unter Hinweisbedingungen abrufen können. In unserer Praxis vergleichen wir Ihre Ergebnisse mit klinischen Erfahrungswerten, die auf wissenschaftlichen Lernparadigmen basieren. Auf diese Weise kann Ihr individuelles Leistungsprofil zuverlässig eingeschätzt werden.
Wie lange dauert der Test? Der LG-Test dauert in der Regel zwischen zwanzig und fünfundvierzig Minuten. Die genaue Dauer hängt von Ihrer Konzentration, Ihrem Arbeitstempo und der Geschwindigkeit des Abrufs ab. Die Lernphase nimmt dabei den größten Teil der Zeit in Anspruch, während die Interferenz-, Abruf- und Wiedererkennungsphasen deutlich kürzer sind.
Welche Vorteile hat der Test? Der LG-Test bietet eine präzise und praxisnahe Möglichkeit, Ihre Gedächtnisfunktionen umfassend zu beurteilen. Durch seinen strukturierten Aufbau und die wiederholten Lernphasen erlaubt er eine genaue Analyse des Lernverlaufs und der Gedächtnisfestigung. Er hilft uns zu erkennen, ob ein Problem beim Lernen neuer Informationen, beim Speichern oder beim Abrufen besteht. Das Verfahren ist wissenschaftlich fundiert, verständlich aufgebaut und für Patienten aller Altersgruppen gut durchführbar.
Welche Grenzen hat der Test? Wie bei allen psychologischen Tests hängt das Ergebnis nicht ausschließlich von der Gedächtnisleistung ab. Faktoren wie Aufmerksamkeit, Motivation, Tagesform, Müdigkeit oder emotionale Belastung können das Testergebnis beeinflussen. Auch sprachliche Fähigkeiten spielen eine Rolle, da es sich um einen verbal orientierten Test handelt. Zudem ersetzen die klinischen Richtwerte keine normierten Vergleichsdaten, weshalb die Interpretation stets im Kontext Ihrer individuellen gesundheitlichen Situation erfolgt.