NEUROLOGIE MIT HERZ
Modern. Ganzheitlich. Einfühlsam.

Wenn plötzlich eine Seite der Welt verschwindet.

Eine Hemianopsie bezeichnet den teilweisen Verlust des Gesichtsfeldes, meist auf einer Seite (rechts- oder linksseitig). Ursache ist eine Schädigung der Sehbahn zwischen Netzhaut und Sehrinde – etwa nach einem Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder Tumor. Betroffene nehmen eine Hälfte ihres Sichtfeldes nicht mehr wahr – oft ohne es sofort zu merken.

1. Typische Symptome: Gegenstände oder Personen auf einer Seite werden übersehen. Beim Lesen werden Wortanfänge oder -enden ausgelassen. Es kommt zu Unsicherheiten beim Gehen, Stolpern über Hindernisse oder Schwierigkeiten im Straßenverkehr. Viele Betroffene berichten über ein „leeres“ Gefühl im Blickfeld, ohne eine tatsächliche Dunkelheit wahrzunehmen.

2. Alltagserleben: Eine Hemianopsie kann die Orientierung massiv beeinträchtigen. Betroffene stoßen an Türrahmen, übersehen Verkehrszeichen oder reagieren verzögert im Straßenverkehr. Lesen, Fernsehen oder Arbeiten am Computer wird mühsam. Im sozialen Miteinander führt das Übersehen von Gesten oder Blicken zu Missverständnissen. Die Einschränkung wird besonders belastend, wenn sie plötzlich nach einem Ereignis wie einem Schlaganfall auftritt.

3. Mögliche Ursachen: Häufigste Ursache ist ein Schlaganfall im Bereich der Sehrinde (Okzipitallappen) oder der Sehstrahlung (Radiatio optica). Weitere Ursachen sind Hirntumoren, entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Enzephalitis sowie Schädel-Hirn-Traumata. Auch neurochirurgische Eingriffe oder seltene Gefäßmissbildungen können das Sehfeld beeinträchtigen.


4. Unsere Herangehensweise: Die Diagnostik umfasst eine genaue Anamnese, Perimetrie (Gesichtsfeldmessung), neurologische Untersuchung und Bildgebung (MRT). Wichtig ist die Abgrenzung zu funktionellen Sehstörungen. Wir beraten zu Kompensationsstrategien wie Augenbewegungstraining, Bildschirmanpassungen oder Hilfsmitteln (z. B. Prismenbrillen). In Zusammenarbeit mit Ergotherapie und Neuropsychologie begleiten wir Patient:innen auf dem Weg zurück in Alltag, Beruf oder Verkehrssicherheit.

5. Wann sollte man zum Neurologen gehen: Wenn es zu plötzlichen Sehausfällen, Orientierungsschwierigkeiten oder Schwierigkeiten beim Lesen und Erkennen kommt, ist eine umgehende neurologische Abklärung angezeigt – insbesondere nach einem Schlaganfall oder Trauma.

6. Abgrenzung zu psychiatrischen Erkrankungen: Funktionelle Sehstörungen können ebenfalls Gesichtsfeldausfälle vortäuschen – etwa im Rahmen von dissoziativen Störungen oder bei somatoformen Beschwerden. Eine gründliche neurologische und augenärztliche Abklärung hilft, diese zu unterscheiden.