NEUROLOGIE MIT HERZ
Modern. Ganzheitlich. Einfühlsam.

Wenn Erinnerungen verblassen und der Alltag ins Wanken gerät.

Das Gedächtnis speichert, was wir erlebt, gelernt und gedacht haben. Es ist die Grundlage unseres Wissens, unserer Identität und unserer Orientierung im Alltag. Im gesunden Gehirn sorgt ein fein abgestimmtes Netzwerk dafür, dass wir Informationen aufnehmen, verarbeiten, behalten und abrufen können – ganz gleich, ob es um eine PIN, ein persönliches Erlebnis oder ein Kochrezept geht.

1. Typische Symptome: Menschen mit Gedächtnisstörungen fragen häufig wiederholt nach denselben Informationen und haben Schwierigkeiten, sich an Namen, Termine oder Inhalte von Gesprächen zu erinnern. Gegenstände wie Schlüssel, Geldbörse oder Handy werden häufig verlegt oder verloren. Auch die Orientierung kann beeinträchtigt sein – selbst an eigentlich vertrauten Orten. Häufig treten zusätzlich Wortfindungsstörungen oder Probleme im Sprachfluss auf. Viele Betroffene berichten zudem über Schwierigkeiten bei der Ausführung komplexerer Tätigkeiten, etwa beim Kochen, Organisieren oder Planen des Tagesablaufs.

2. Alltagserleben: Betroffene berichten, dass sie im Gespräch den Faden verlieren, Namen oder Termine vergessen oder sich nicht erinnern können, warum sie einen Raum betreten haben. In der Berufswelt kann das zu Unsicherheit, Stress und Fehlern führen – z. B. bei Präsentationen, in Meetings oder bei komplexen Aufgaben. Im Ruhestand wiederum sind es häufig Orientierungsprobleme, doppelte Einkäufe oder das Verlegen wichtiger Gegenstände, die auffallen. Angehörige bemerken oft eine Sprachverarmung, zunehmende Gereiztheit oder Rückzug.

3. Mögliche Ursachen: Bei berufstätigen Erwachsenen stehen häufig funktionelle oder reversible Auslöser im Vordergrund. Dazu zählen Erschöpfung, chronischer Stress oder Burnout, aber auch Depressionen, die sich als sogenannte „Pseudo-Demenz“ äußern können. In den letzten Jahren wird zudem das Post-COVID-Syndrom („Brain Fog“) zunehmend als Ursache für kognitive Einschränkungen erkannt. Auch Schädel-Hirn-Traumata, unerkannte epileptische Anfälle, Schlafstörungen wie die obstruktive Schlafapnoe sowie Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können zu merklichen Gedächtnisproblemen führen. Im höheren Lebensalter sind neurodegenerative und vaskuläre Erkrankungen die häufigsten Ursachen. An erster Stelle steht hier die Alzheimer-Krankheit, gefolgt von vaskulärer Demenz infolge von Mikroinfarkten. Auch die Lewy-Body-Demenz und die Parkinson-Demenz gehören zu den relevanten Auslösern. Darüber hinaus können ein Normaldruckhydrozephalus sowie behandelbare Mangelzustände – etwa ein Vitamin-B12-Mangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion – zu Gedächtnisstörungen führen.

4. Unsere Herangehensweise: In unserer Praxis bieten wir eine spezialisierte Gedächtnisdiagnostik an, die individuell auf die jeweilige Situation abgestimmt ist. Zu Beginn steht ein ausführliches Gespräch mit der Patientin oder dem Patienten – möglichst unter Einbeziehung von Angehörigen – im Mittelpunkt. Mithilfe standardisierter neuropsychologischer Testverfahren erfassen wir die Gedächtnisleistung differenziert und zielgerichtet. Ergänzend führen wir, je nach Fragestellung, bildgebende Verfahren wie eine MRT-Untersuchung durch sowie gegebenenfalls ein EEG oder Laboranalysen, um körperliche Ursachen auszuschließen. Anschließend beraten wir Sie umfassend zu Diagnose, Prognose und therapeutischen Möglichkeiten. Bei Bedarf binden wir weitere Fachbereiche ein, z. B. Hausärztinnen und Hausärzte, Psychologen, Ergotherapeuten oder Logopäden. Auf Wunsch begleiten wir Betroffene auch langfristig – insbesondere bei beginnender Demenz – und stehen beratend zur Seite, um die Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten.

5. Wann sollte man zum Neurologen gehen: Wenn Sie oder Angehörige bemerken, dass Gedächtnisprobleme den Alltag zunehmend beeinträchtigen – etwa durch häufige Vergesslichkeit, Orientierungsverlust oder Verhaltensänderungen – ist eine frühzeitige neurologische Abklärung ratsam. Je früher die Ursache erkannt wird, desto besser lassen sich passende Schritte einleiten.

6. Abgrenzung zu psychiatrischen Erkrankungen: Auch psychiatrische Erkrankungen wie Depression, Angsterkrankungen oder posttraumatische Belastungsstörungen können mit Gedächtnisproblemen einhergehen. Besonders bei der sogenannten „Pseudo-Demenz“ wirkt die Symptomatik oft ähnlich wie bei neurodegenerativen Erkrankungen. Die genaue Unterscheidung ist essenziell für eine angemessene Therapie. Wir legen daher großen Wert auf eine sorgfältige Anamnese und beziehen bei Bedarf psychiatrische Expertise in die Abklärung mit ein.




Gedächtnisdiagnostik:

Kurzzeitgedächtnis: Das Kurzzeitgedächtnis bezeichnet die Fähigkeit, Informationen für Sekunden bis Minuten zu speichern und bei Bedarf kurzfristig wiederzugeben oder zu verarbeiten. Es ist eng mit dem Arbeitsgedächtnis verbunden, das zusätzlich die aktive Manipulation der gespeicherten Inhalte ermöglicht. Störungen des Kurzzeitgedächtnisses treten häufig bei Demenz, deliranten Zuständen, Schädel-Hirn-Trauma, Aufmerksamkeitsstörungen oder Fatigue-Syndromen (z. B. Long-COVID, MS) auf. 

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