NEUROLOGIE MIT HERZ
Modern. Ganzheitlich. Einfühlsam.
Wenn Emotionen aus dem Gleichgewicht geraten und Verhalten entgleist.

Die emotionale Regulation ermöglicht es uns, Gefühlsreaktionen situationsangemessen wahrzunehmen, zu steuern und auszudrücken. Sie entsteht aus einem fein abgestimmten Zusammenspiel zwischen präfrontalem Kortex, limbischem System und vegetativen Zentren im Hirnstamm. Bei Störungen dieser Regulation kann es zu unangemessenen oder übersteigerten Reaktionen kommen, die das soziale und berufliche Leben erheblich beeinträchtigen.

1. Typische Symptome: Menschen mit emotionaler Dysregulation erleben starke Gefühlsschwankungen, plötzliche Wutausbrüche oder intensive Traurigkeit ohne klaren Auslöser. Reize werden oft als überfordernd oder bedrohlich erlebt. Betroffene berichten über "innere Unruhe", "explosives Verhalten", Reizbarkeit, Tränenausbrüche oder auch Rückzug. Häufig fällt es schwer, Emotionen zu benennen oder in Worte zu fassen. Auch psychosomatische Beschwerden wie Kopfdruck, Herzrasen oder Schwindel treten auf.

2. Alltagserleben: im Beruf führt emotionale Dysregulation häufig zu Konflikten mit Kolleg:innen, Überforderung in Stresssituationen oder Rückzug aus Besprechungen. In Beziehungen kommt es zu Missverständnissen, weil Gefühle unvermittelt oder intensiv geäußert werden. Viele Betroffene ziehen sich zurück, schämen sich oder erleben sich selbst als "zu empfindlich" oder "nicht belastbar". Anzeichen können auch in impulsivem Verhalten, Entscheidungsschwierigkeiten oder plötzlichem Leistungsabfall bestehen.

3. Mögliche Ursachen: emotionale Dysregulation kann durch verschiedene neurologische und psychiatrische Erkrankungen bedingt sein. Dazu zählen Schädel-Hirn-Traumata, Schlaganfälle, neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Morbus Parkinson, frontotemporale Demenz), Multiple Sklerose, Epilepsien oder Hirntumoren. Auch ADHS, Depressionen, Angststörungen, Borderline-Störungen oder eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) können mit ausgeprägten Regulationsschwierigkeiten einhergehen. Nach COVID-Infektionen berichten viele Patient:innen von erhöhter Reizbarkeit, innerer Anspannung und emotioneller Überempfindlichkeit.


4. Unsere Herangehensweise: Wir führen eine strukturierte neurologische und psychosomatische Abklärung durch. Dazu gehören ein ausführliches Gespräch, neuropsychologische Testungen, EEG, MRT und ggf. Labordiagnostik, um organische oder medikamentöse Ursachen einzugrenzen. Bei Bedarf arbeiten wir interdisziplinär mit Psychotherapie, Sozialberatung, Neuropsychologie und Ergotherapie zusammen. Unser Ziel ist es, Betroffene in ihrer Selbststeuerung zu stärken, Ressourcen zu aktivieren und praxistaugliche Bewältigungsstrategien zu vermitteln.

5. Wann sollte Sie zum Neurologen gehen: Wenn emotionale Reaktionen zunehmend unkontrolliert wirken, sich das Sozial- oder Berufsleben verschlechtert oder wenn Gefühle nicht mehr einzuordnen sind, ist eine neurologische Abklärung ratsam. Dies gilt insbesondere nach Hirnverletzungen, bei chronischer Überforderung oder anhaltender innerer Unruhe ohne erkennbare Ursache.

6. Abgrenzung zu psychiatrischen Erkrankungen: Stimmungsschwankungen, Impulsdurchbrüche oder emotionale Labilität werden häufig als Zeichen einer Persönlichkeitsstörung, bipolaren Erkrankung oder Depression gedeutet. Bei neurologisch bedingter emotionaler Dysregulation – etwa nach Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall oder bei frontotemporaler Demenz – liegt die Ursache jedoch in einer gestörten Steuerung durch das Frontalhirn. Charakteristisch ist die mangelnde Kontrolle über Gefühlsausdruck und Reaktion, oft ohne passende emotionale Beteiligung. Die neurologische Diagnostik hilft, diese Störung von psychiatrischen Krankheitsbildern klar zu trennen und individuell zu behandeln.