NEUROLOGIE MIT HERZ
Modern. Ganzheitlich. Einfühlsam.
Wenn Worte fehlen und Verständigung zur Herausforderung wird.

Sprache ist ein zentrales Werkzeug des menschlichen Denkens und der sozialen Interaktion. Im gesunden Gehirn sorgen eng vernetzte Regionen – vor allem in der linken Hirnhälfte – dafür, dass wir sprechen, zuhören, lesen, schreiben und Sprache verstehen können. Diese Funktionen sind essenziell für berufliche Kommunikation, zwischenmenschliche Beziehungen und Selbstbestimmung.

1. Typische Symptome: Menschen mit Aphasie haben plötzlich oder allmählich Schwierigkeiten, Sprache zu verstehen oder selbst zu sprechen. Ein Betroffener sucht verzweifelt nach Wörtern, spricht undeutlich oder sagt „Tisch“, obwohl er „Stuhl“ meint. Im Beruf kann das zu Kommunikationspannen, sozialem Rückzug und Jobverlust führen. Auch im privaten Umfeld entstehen Unsicherheiten: Gespräche stocken, Telefonate werden vermieden, Missverständnisse häufen sich. Angehörige erleben oft Trauer, Hilflosigkeit – aber auch kreative Wege der Verständigung.

2. Alltagserleben: Plötzlich ist das Sprechen mühsam, Worte kommen nur stockend oder falsch – „Tisch“ statt „Stuhl“, Sätze bleiben unvollständig. Lesen oder Schreiben funktioniert nicht mehr wie früher. Betroffene fühlen sich oft frustriert, zurückgezogen oder unverstanden. Im Beruf werden Gespräche, Kundenkontakte oder E-Mails zur Belastung. Im Ruhestand entstehen Missverständnisse mit Angehörigen – oder das gewohnte Gespräch mit dem Partner wird zur Herausforderung.

3. Mögliche Ursachen: Sprachstörungen können durch eine Vielzahl neurologischer Erkrankungen und Schädigungen verursacht werden. Zu den häufigsten Auslösern zählen Schlaganfälle, insbesondere bei Beteiligung der linken mittleren Hirnarterie, sowie Schädel-Hirn-Traumata, wie sie etwa nach Unfällen auftreten. Auch Hirntumoren, insbesondere im Bereich des linken Temporallappens, können zu Aphasien führen. 

Darüber hinaus kommen entzündliche Erkrankungen wie eine Enzephalitis, epileptische Anfälle mit Beteiligung der sprachverarbeitenden Areale sowie Multiple Sklerose infrage. Ebenfalls relevant sind neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimer-Demenz (insbesondere die logopenische Variante), frontotemporale Demenz mit sprachdominanten Verläufen oder die Parkinson-Krankheit, bei der es im Verlauf zu Sprachverarmung und Kommunikationsstörungen kommen kann.

Weitere potenzielle Ursachen sind primär progressive Aphasien, Normaldruckhydrozephalus sowie – seltener – komplexe Migräneformen, bei denen es zu vorübergehenden kortikalen Sprachstörungen kommen kann. In seltenen Fällen treten Sprachstörungen auch infolge von Gerinnungsstörungen, Gefäßmissbildungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten auf.

4. Unsere Herangehensweise: Wir bieten eine umfassende und strukturierte Abklärung bei Sprachstörungen an. Zu Beginn steht eine detaillierte neurologische Anamnese, bei der – sofern möglich – auch die Einschätzung von Angehörigen (Fremdanamnese) berücksichtigt wird. Im Anschluss erfolgt eine spezialisierte sprachdiagnostische Testung, zum Beispiel mit dem Aachener Aphasietest, um Art und Schwere der Störung genau zu erfassen. Ergänzend nutzen wir moderne Bildgebung wie eine MRT-Untersuchung des Gehirns sowie, falls erforderlich, EEG- oder Labordiagnostik zur Abklärung der zugrunde liegenden Ursache.

Ein zentraler Bestandteil unseres Konzepts ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Logopäd:innen, Ergotherapeut:innen und Neuropsycholog:innen. Darüber hinaus beraten wir individuell zu geeigneten Hilfsmitteln, digitalen Unterstützungsangeboten (z. B. Sprach-Apps) und alternativen Kommunikationstechniken. Auch bei Fragen zur beruflichen Wiedereingliederung oder zur Beantragung von Pflege- und Sozialleistungen stehen wir unterstützend zur Seite.

5. Wann sollte man zum Neurologen gehen: Wenn Sprachprobleme plötzlich auftreten – z. B. Wortfindungsstörungen, Verständnisprobleme oder verwaschene Sprache –, ist eine sofortige neurologische Abklärung erforderlich. Auch bei langsam fortschreitenden Sprachveränderungen über Wochen oder Monate sollte frühzeitig eine Neurologin hinzugezogen werden, um behandelbare Ursachen zu erkennen.

6. Abgrenzung zu psychiatrischen Erkrankungen: Sprachstörungen wie bei der Aphasie werden mitunter fälschlich als Ausdruck von Depression, Mutismus oder funktionellen Sprachhemmungen interpretiert – vor allem, wenn Mimik und Gestik scheinbar erhalten bleiben. Bei echten Aphasien liegt jedoch eine neurologisch bedingte Störung der Sprachverarbeitung vor. Wichtig ist die klare Unterscheidung zu psychogenen Sprachstörungen, die oft situationsabhängig sind und nicht die systematische Sprachstruktur betreffen. Durch gezielte Sprachtests, Bildgebung und interdisziplinäre Abklärung lassen sich organische Ursachen zuverlässig erfassen und psychiatrische Differenzialdiagnosen ausschließen.