NEUROLOGIE MIT HERZ
Modern. Ganzheitlich. Einfühlsam.
Wenn Zahlen ihren Sinn verlieren und Rechnen zur Hürde wird.

Akalkulie bezeichnet die erworbene Unfähigkeit, Rechenoperationen durchzuführen oder Zahleninhalte zu verstehen, obwohl vorher eine normale Rechenfähigkeit vorhanden war. Die Störung betrifft meist das Kopfrechnen, das Verständnis für Mengen, das Schreiben und Lesen von Zahlen oder das Anwenden mathematischer Regeln. Akalkulie tritt häufig im Rahmen neurologischer Erkrankungen auf – oft kombiniert mit anderen kognitiven Defiziten.

1. Typische Symptome: Betroffene haben Schwierigkeiten beim Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren oder Dividieren. Auch einfache Aufgaben wie das Erfassen von Uhrzeiten, Rechnen mit Geldbeträgen oder das Erkennen von Zahlenfolgen bereiten Probleme. Manchmal ist zusätzlich das räumliche Erfassen von Ziffern (z. B. Stellenwertsystem) gestört.

2. Alltagserleben: Rechnen ist im Alltag allgegenwärtig – beim Bezahlen, Kochen, Planen oder im Umgang mit Technik. Menschen mit Akalkulie fühlen sich schnell überfordert, entwickeln Vermeidungsverhalten oder verlieren das Vertrauen in ihre kognitiven Fähigkeiten. Auch im beruflichen Umfeld (z. B. in Verwaltungs-, Technik- oder Pflegeberufen) kann eine Rechenstörung tiefgreifende Auswirkungen haben.

3. Mögliche Ursachen: Am häufigsten tritt Akalkulie nach Schlaganfällen im Parietallappen der linken Hemisphäre auf. Auch Schädel-Hirn-Traumata, Hirntumoren, entzündliche Prozesse oder neurodegenerative Erkrankungen können betroffenes Rechnen auslösen. In Kombination mit Aphasien oder Apraxien treten Akalkulien häufig auf. Abzugrenzen ist die erworbene Akalkulie von der Entwicklungsdyskalkulie bei Kindern.


4. Unsere Herangehensweise: Wir führen eine spezifische neuropsychologische Testung durch, um die Rechenfähigkeit in ihren Teilbereichen zu erfassen. Wichtig ist die Differenzierung von Sprach- oder Aufmerksamkeitsstörungen. Die Bildgebung (MRT) hilft, die betroffenen Hirnregionen zu lokalisieren. Wir entwickeln gemeinsam mit den Patient:innen Strategien zur Alltagsbewältigung, arbeiten mit Neuropsychologie, Ergotherapie und ggf. Logopädie zusammen und beraten auch zu beruflichen Unterstützungsangeboten.

5. Wann sollte Sie zum Neurologen gehen: Wenn plötzlich Rechenfehler auftreten, Mengen falsch eingeschätzt werden oder grundlegende Rechenoperationen nicht mehr gelingen – insbesondere nach einem Schlaganfall oder Unfall – sollte eine neurologische Abklärung erfolgen.

6. Abgrenzung zu psychiatrischen Erkrankungen: Konzentrationsprobleme bei Depression oder Erschöpfung können rechnerische Leistungen ebenfalls beeinträchtigen. Eine gezielte neuropsychologische Diagnostik hilft, funktionelle Störungen von organisch bedingter Akalkulie zu unterscheiden.