NEUROLOGIE MIT HERZ
Modern. Ganzheitlich. Einfühlsam.
Wenn einfache Handlungen plötzlich nicht mehr gelingen.

Apraxie bezeichnet die Unfähigkeit, zielgerichtete, erlernte Bewegungen trotz erhaltener Muskelkraft, Sensibilität und Koordination korrekt auszuführen. Die Störung betrifft die Planung und Ausführung von Handlungsabläufen und ist auf eine Schädigung bestimmter Hirnareale, insbesondere im Parietal- und Frontallappen, zurückführbar. Betroffene wissen, was sie tun möchten, scheitern jedoch an der Umsetzung.


1. Typische Symptome: Apraxie kann sich unterschiedlich äußern. Typisch sind Fehler bei der Ausführung vertrauter Bewegungen, z. B. wird eine Zahnbürste verkehrt herum gehalten oder ein Telefon an die Wange statt ans Ohr geführt. Bewegungsabläufe wirken ungeschickt, unsicher oder unlogisch. Häufig bestehen auch Schwierigkeiten beim Nachahmen von Gesten oder beim Gebrauch von Werkzeugen. Je nach Ausprägung kann auch die Sprechmotorik (Sprechapraxie) oder die Blicksteuerung betroffen sein.

2. Alltagserleben: Im Alltag fällt es Betroffenen schwer, gewohnte Handlungen auszuführen: Anziehen, Essen zubereiten, Schreiben oder das Bedienen technischer Geräte wird zur Herausforderung. Sie werden häufig als "ungeschickt" oder "verwirrt" wahrgenommen, obwohl Sprache, Verstand und Körpermotorik an sich intakt sind. Im Berufsleben können Routineabläufe nicht mehr wie gewohnt umgesetzt werden. Angehörige empfinden das Verhalten häufig als verstörend oder irritierend.

3. Mögliche Ursachen: Apraxien treten typischerweise nach Schlaganfällen auf, insbesondere bei Schädigungen im Bereich des linken Parietallappens. Weitere Ursachen sind Schädel-Hirn-Traumata, Hirntumoren, entzündliche Erkrankungen wie Enzephalitiden sowie neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz, kortikobasale Degeneration oder frontotemporale Demenzen. Auch Parkinson-Syndrome und Normaldruckhydrozephalus können mit apraxietypischen Symptomen einhergehen.


4. Unsere Herangehensweise: Die Abklärung erfolgt mittels neurologischer Untersuchung und gezielter Testung praxisnaher Handlungsschritte. Wir beobachten Bewegungsabläufe im Alltag (z. B. Kaffee zubereiten, Hemd zuknöpfen) und setzen neuropsychologische Verfahren zur Differenzierung verschiedener Apraxietypen ein (ideatorisch, ideomotorisch, konstruktiv). Eine MRT-Bildgebung hilft, die zugrunde liegende Hirnläsion zu identifizieren. Wir arbeiten eng mit Ergotherapie, Logopädie und Neuropsychologie zusammen, um die Selbstständigkeit gezielt zu fördern. Auch Angehörige erhalten praktische Tipps für den Umgang im Alltag.

5. Wann sollte man zum Neurologen gehen: Wenn einfache Alltagsbewegungen plötzlich fehlerhaft oder "falsch herum" ausgeführt werden, obwohl Kraft und Verstehen erhalten sind, sollte eine neurologische Abklärung erfolgen. Auch bei Verdacht auf eine beginnende Demenz oder nach einem Schlaganfall mit auffälligen Handlungsschwierigkeiten ist eine differenzierte Diagnostik ratsam.

6. Abgrenzung zu psychiatrischen Erkrankungen: Apraxien werden außerhalb der neurologischen Fachwelt leicht übersehen oder fehldiagnostiziert – etwa als Antriebslosigkeit, mangelnde Kooperation oder gar psychogene Bewegungsstörung. Tatsächlich liegt bei einer Apraxie jedoch eine spezifische Störung der Handlungsplanung und Ausführung vor, bei intakter Motorik und Verständnis. Durch gezielte Testungen, Beobachtungen im Alltag und bildgebende Verfahren lässt sich eine Apraxie eindeutig von psychiatrischen Erkrankungen wie Depression, Konversionsstörung oder Demenz mit Verhaltensauffälligkeiten abgrenzen.