NEUROLOGIE MIT HERZ
Modern. Ganzheitlich. Einfühlsam.

Jede Minute zählt: Schnelle Hilfe kann Leben retten – und Fähigkeiten bewahren.

Ein Schlaganfall entsteht, wenn die Durchblutung eines Hirnareals plötzlich unterbrochen ist – entweder durch ein verstopftes Blutgefäß (ischämischer Infarkt) oder durch eine Hirnblutung. In beiden Fällen werden Nervenzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt – sie beginnen nach wenigen Minuten zu sterben. Der Schlaganfall ist eine der häufigsten Ursachen für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter – aber auch eine, bei der frühzeitige Hilfe entscheidend sein kann.

1. Typische Symptome: Ein Schlaganfall zeigt sich häufig durch plötzlich einsetzende, einseitige Lähmungen oder Taubheitsgefühle – meist an Gesicht, Arm oder Bein. Weitere Warnzeichen sind Sprachstörungen (verwaschene Sprache, Wortfindungsstörung), Sehstörungen (z. B. Doppelbilder oder Gesichtsfeldausfälle), Schwindel, Gangunsicherheit oder ein plötzlich „ausgeschaltetes“ Bewusstsein. Oft bemerken Angehörige, dass „etwas nicht stimmt“, weil die betroffene Person nicht mehr reagiert, unverständlich spricht oder sich plötzlich „wie verändert“ verhält.

2. Beschreibung im Alltag: Ein Schlaganfall kommt in der Regel ohne Vorwarnung. Innerhalb weniger Sekunden verändert sich alles: Betroffene verlieren die Kontrolle über Sprache, Motorik oder Orientierung. Das Erleben ist oft erschreckend – für Betroffene ebenso wie für Angehörige. In der Folgezeit ist nicht nur die medizinische Versorgung wichtig, sondern auch die Orientierung im „neuen Alltag“: mit Einschränkungen, Rehabilitationsmaßnahmen, Unsicherheit über die Zukunft und dem Wunsch, wieder Kontrolle zu gewinnen.

3. Mögliche Ursachen: Die meisten Schlaganfälle (ca. 80 %) sind ischämisch – ausgelöst durch ein Blutgerinnsel oder eine Gefäßverengung (z. B. durch Arteriosklerose). Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, erhöhte Blutfettwerte, Herzrhythmusstörungen (v. a. Vorhofflimmern) oder Gefäßverkalkungen. Seltener (ca. 15–20 %) tritt ein hämorrhagischer Schlaganfall durch eine Hirnblutung auf, z. B. bei Bluthochdruck oder Gefäßmissbildungen. Auch Entzündungen, Gerinnungsstörungen, Gefäßentzündungen oder Gefäßdissektionen können ursächlich sein – besonders bei jüngeren Patient:innen.

4. Unsere Herangehensweise: Nach der Akutversorgung in Klinik oder Stroke Unit beginnt die neurologische Nachsorge. In unserer Praxis bieten wir eine strukturierte Nachuntersuchung an mit Überprüfung von Beweglichkeit, Sprache, Kognition und Stimmung. Wir koordinieren Bildgebung (MRT), EEG oder Ultraschalluntersuchungen, kontrollieren Risikofaktoren und begleiten bei der Sekundärprävention (z. B. medikamentöse Einstellung, Lebensstilberatung). Bei Bedarf erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen, Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie, Neuropsychologie oder Sozialdiensten.

5. Wann sollte man zum Neurologen gehen: Bei Verdacht auf Schlaganfall gilt: Sofort den Notruf 112 wählen. Jede Minute entscheidet über die Prognose. Auch leichte Symptome – etwa kurzfristige Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen – können auf eine vorübergehende Durchblutungsstörung (TIA) hindeuten und sind als dringlicher Notfall zu werten. Im weiteren Verlauf ist eine ambulante neurologische Betreuung wichtig: zur Funktionskontrolle, Anpassung der Therapie und zur Stabilisierung der Lebensqualität.

6. Als Warnzeichen (Red Flags) gelten: plötzlich einsetzende Lähmungen oder Taubheitsgefühle, meist auf einer Körperseite, sowie Sprachstörungen, bei denen Wörter nicht mehr gefunden, Sätze nicht mehr gebildet oder Sprache verwaschen klingt. Auch eine plötzliche Sehstörung – etwa in Form von Doppelbildern, Gesichtsfeldausfällen oder verschwommenem Sehen – kann ein Hinweis sein. Viele Betroffene berichten über ein Gefühl starker Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen oder einen Drehschwindel, der ohne erkennbare Ursache einsetzt. In manchen Fällen kommt es zu Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit oder einem „Wegtreten“ ohne Vorwarnung. Ebenso ernst zu nehmen sind starke, neuartige Kopfschmerzen, insbesondere wenn sie schlagartig auftreten – sie können auf eine Hirnblutung hinweisen. Tritt eines dieser Symptome auf, sollte unverzüglich der Notruf gewählt werden – denn Zeit ist Hirn.

7. Abgrenzung zu anderen Erkrankungen: Nicht jeder Schwindel oder jede Sprachstörung ist ein Schlaganfall – aber die Differenzierung muss fachärztlich erfolgen. Auch Migräne, Epilepsien, funktionelle Störungen oder Stoffwechselentgleisungen können ähnliche Symptome hervorrufen. Eine neurologische Diagnostik hilft, Sicherheit zu gewinnen – und schwerwiegende Verläufe frühzeitig zu verhindern.