In unserer neurologischen Praxis in Willich gehören Beinschmerzen zu den häufigsten Gründen für eine Vorstellung. Die Beschwerden können sehr unterschiedlich sein: Manche Patientinnen und Patienten klagen über unspezifische, diffuse Schmerzen, andere über klar lokalisierbare Beschwerden oder über Schmerzen, die vom Rücken oder der Hüfte bis in das Bein ausstrahlen. Diese Unterschiede geben wichtige Hinweise auf die zugrunde liegende Ursache und bestimmen das weitere diagnostische und therapeutische Vorgehen.
Bedeutung und mögliche Ursachen
Diffuse Beinschmerzen treten häufig im Rahmen von Polyneuropathien auf, also Erkrankungen der peripheren Nerven. Typisch sind brennende, stechende oder elektrisierende Schmerzen, die oft mit Taubheitsgefühlen oder Kribbeln verbunden sind. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder entzündliche Nervenerkrankungen können solche Beschwerden verursachen. Lokale Beinschmerzen weisen eher auf muskuloskelettale oder orthopädische Ursachen hin, etwa Gelenkverschleiß, Sehnenreizungen oder muskuläre Überlastungen. Sie lassen sich meist genau lokalisieren und treten häufig bei Bewegung oder Belastung auf. Ausstrahlende Beinschmerzen sind oft Folge von Reizungen oder Schädigungen der Nervenwurzeln im Bereich der Lendenwirbelsäule. Ein typisches Beispiel ist die Ischialgie bei Bandscheibenvorfall oder Spinalkanalstenose, bei der die Schmerzen entlang des Versorgungsgebiets des betroffenen Nervs bis in Fuß oder Zehen ziehen können.
Warnzeichen bei Beinschmerzen
Alarmsignale sind plötzlich einsetzende starke Schmerzen, die mit Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühlen oder Störungen der Blasen- und Darmfunktion (NOTFALL!) einhergehen. Auch Schmerzen, die trotz Behandlung rasch zunehmen, nächtliche Ruheschmerzen oder Beschwerden bei bekannter Tumorerkrankung sind Warnzeichen, die eine sofortige Abklärung erforderlich machen.
Diagnostik in unserer Praxis
Die Abklärung beginnt mit einem ausführlichen Gespräch über Art, Dauer und Verlauf der Schmerzen sowie einer sorgfältigen neurologischen Untersuchung. Je nach Beschwerdebild kommen bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie der Wirbelsäule oder Ultraschalluntersuchungen zum Einsatz. Elektrophysiologische Untersuchungen helfen, die Funktion der Nerven und Muskeln genauer zu beurteilen. Bei Verdacht auf systemische Ursachen wie Diabetes oder rheumatische Erkrankungen können Laboruntersuchungen ergänzend sinnvoll sein.
Behandlung und Therapieziele
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Bei neuropathischen Schmerzen kommen spezielle Medikamente zum Einsatz, die direkt an der Nervenreizleitung ansetzen. Lokale Schmerzen werden häufig durch Physiotherapie, Bewegungstraining und Schmerzmedikation gelindert. Bei ausstrahlenden Schmerzen durch Bandscheiben- oder Wirbelsäulenerkrankungen können medikamentöse Behandlungen, Infiltrationen oder – in seltenen Fällen – operative Verfahren notwendig sein. Unser Ziel ist es, die Schmerzen zu reduzieren, die Beweglichkeit zu erhalten und die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern.
NEUROLOGIE
In der Neurologie spielen Schmerzen eine zentrale Rolle, weil sie häufig ein Leitsymptom für Erkrankungen des Nervensystems sind. Besonders charakteristisch sind neuropathische Schmerzen, die durch eine Schädigung oder Fehlfunktion von Nerven entstehen. Beispiele sind Polyneuropathien, Bandscheibenerkrankungen mit Nervenwurzelreizungen oder Multiple Sklerose. Die neurologische Aufgabe besteht darin, Schmerzen präzise einzuordnen, gefährliche Ursachen rechtzeitig zu erkennen und eine gezielte Therapie einzuleiten, die über herkömmliche Schmerzmittel hinausgeht.
NEUROREHABILITATION
In der Neurorehabilitation sind Schmerzen häufig eine wesentliche Barriere für Fortschritte. Nach Schlaganfällen, Rückenmarkserkrankungen oder Schädel-Hirn-Traumata können chronische Schmerzen das Training behindern und die Motivation der Patientinnen und Patienten beeinträchtigen. Ein gezieltes Schmerzmanagement ist daher entscheidend, um die aktive Mitarbeit zu fördern, die Beweglichkeit zu verbessern und die Rehabilitationsziele zu erreichen.
NEUROPALLIATION
In der Neuropalliation steht die Linderung von Schmerzen im Vordergrund, unabhängig von der Ursache. Neurologische Tumorerkrankungen, fortschreitende neurodegenerative Erkrankungen oder chronisch entzündliche Prozesse können zu starken Schmerzen führen, die die Lebensqualität erheblich einschränken. Ziel ist hier nicht die vollständige Heilung, sondern die bestmögliche Schmerzkontrolle bei gleichzeitig möglichst geringer Belastung durch Nebenwirkungen. So sollen Lebensqualität, Würde und Selbstbestimmung bis zuletzt bewahrt werden.
Schmerzen haben immer auch eine psychologische Dimension. Chronische Schmerzsyndrome können mit Konzentrationsstörungen, verminderter Leistungsfähigkeit, Depressionen oder Angstzuständen einhergehen. Die Neuropsychologie unterstützt Betroffene dabei, den Schmerz besser zu verstehen und mit ihm umzugehen. Mit Methoden wie kognitiver Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken und Strategien zur Krankheitsbewältigung lassen sich die psychische Belastung verringern und die Lebensqualität verbessern.